Schleier und Schwert
das interessant. Sie nahm nichts von dem Proviant zu sich, den er mitgenommen hatte, sondern versteckte ihn, für
ja wofür? Für später? Für jemand anderen? Schwester Elspeth aß ihre Mahlzeit langsam und stetig, aber jedes Bröckchen und jeder Tropfen, den man ihr gab, wurde auch hinuntergeschluckt. Sie bat nicht um mehr. Rurik nahm also an, dass sie satt war. Von der anderen Seite des Lagers rief Sven nach ihm. Rurik ging zu ihm und verdrängte all diese Fragen, um sich dringenderen Dingen zu widmen.
Kurze Zeit später sah er, wie man den Frauen auf die Pferde half. Er konnte die Freude auf Margriets Gesicht entdecken, als sie die zusätzlichen gefalteten Decken entdeckte, die als Polster die Folgen des stundenlangen Ritts mildern sollten. Sofort schweifte ihr Blick zu ihm, und er ertappte sich dabei, wie er wieder einmal an die weiblichen Formen unter ihrer Schwesterntracht dachte.
Der Atem stockte ihm, als sie ihm ein freundliches Lächeln schenkte. Aber als sie sich über die Lippen leckte und die Worte Vielen Dank formte, lief ein Zittern durch seinen Körper, und seine Männlichkeit erwachte so jäh, dass er glaubte, Thors Hammer habe ihn getroffen.
In diesem Augenblick erkannte er, dass dies eine Reise voller Gefahren werden würde. Gefahren, an die er nie gedacht hatte, als er den Auftrag angenommen hatte. Welcher Mann verlor schon wegen einer Nonne die Beherrschung?
Rurik gab das Zeichen zum Aufsitzen, und in kürzester Zeit ritten sie von der Lichtung zurück in den Wald. Er erlaubte Sven, die Führung zu übernehmen und zog es vor, zurückzubleiben und über seine unvernünftigen Reaktionen nachzudenken.
Sich nach einer Nonne zu verzehren? War er denn verrückt geworden?
Er liebte die Frauen. Aber vielleicht liebte er sie zu sehr? Vielleicht hatte ihn die jahrelange Liebe zu ihnen so weit gebracht? Seit er in Schottland war und unter den Leuten seines Onkels lebte, war er hinter jeder Frau hergewesen, hatte sich nach jeder verzehrt und jede geliebt. Einmal erwacht, war sein Appetit immer größer geworden.
Obwohl die Zeiten schon lange vorbei waren, in denen seine Vorfahren auf Wikingerfahrt gingen und sich Ländereien und Frauen nahmen ob man sie ihnen nun freiwillig überließ oder nicht hatte Rurik sich nie die Mühe gemacht, unter dem Schutz der MacLeries sein Leben auf andere Art zu führen. Die MacLeries glaubten immer noch an diese alten Geschichten. Und da dieser seit Generationen überlieferte Ruf noch unter ihnen lebte, versuchte Rurik sein Bestes, ihre Erwartungen zu erfüllen.
Man erzählte sich, dass er nur selten allein schlief, aber nie eine Frau nahm, die nicht genommen werden wollte. Und das stimmte auch. Doch wenn er einmal ihre Bereitschaft erkannt und sie ihre Zustimmung gegeben hatte, folgte ein hemmungsloses Liebespiel.
Rurik atmete tief die frische Gebirgsluft ein und betrachtete die Kolonne der Pferde vor ihm, die den ausgetretenen Pfad entlangzog. In diesem Moment erinnerte er sich an die schönste Zeit und an die beste aller Frauen aus seiner Vergangenheit. Eine Welle der Trauer überflutete ihn, als er Naras Bild vor seinem inneren Auge sah.
Ungeachtet seines Rufs und der wilden Geschichten über seinen Erfolg bei Frauen wenn Rurik mit einer Frau zusammen war, die Treue erwartete, dann war er auch treu. Er und Nara waren fast drei Jahre ein Paar gewesen, als der erste Ruf seines Vaters ihn erreicht hatte. Ob das der Grund für ihr Fortgehen gewesen war, wusste er nicht. Nara allein hatte er die Wahrheit über das Leben mit seinem Vater erzählt. Noch bevor seine Freunde ein zweites Mal gekommen waren, hatte Nara ihn und Lairig Dubh verlassen und war zu ihrer Familie gereist, die in einem weiter entfernten Dorf lebte.
Während sie so auf der Straße dahinritten, und Rurik sich erlaubte, in diesen ungewohnt sentimentalen Gefühlen zu schwelgen, fiel ihm auf, dass Margriet sich im Sattel leicht zur Seite drehte und etwas aus ihrer Tasche nahm. Während sie versuchte, sich wieder den Bewegungen des Pferdes anzupassen, hätte sie beinah das kleine Bündel losgelassen. Sie packte es fester, hielt es dicht am Körper verborgen, und Rurik sah, wie sie in kleinen Bissen davon aß. Niemand, der in diesem Augenblick zu ihr hinschaute, hätte erkennen können, was sie tat. Aber Rurik wusste es.
Er wusste es, weil nichts, was sie tat, seinem Blick entging.
Gar nichts.
Nicht die Art, wie sie den Mund bewegte, wenn sie sprach.
Nicht die Art, wie sie mit den
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