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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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Fingerspitzen leicht über alles strich, das sie im Vorüberreiten erreichen konnte.
    Nicht die Art, wie ihre Stimme dunkel wurde, wenn sie vor dem Essen oder dem Einschlafen ihre Gebete murmelte.
    Keine einzige ihrer verfluchten oder gesegneten Reaktionen.
    Als Rurik bewusst wurde, was er tat, schloss er die Augen und bat den Allmächtigen um Vergebung. Er erbat sie nicht von den vielen Göttern seiner Vorfahren, sondern von dem Einen, der wirklich Himmel und Erde regierte.
    Denn er war ein Mann, dessen Herz die einzige Frau vermisste, die er sich je zu lieben erlaubt hatte. Auch wenn er sich jetzt nach einer Nonne verzehrte.

5. KAPITEL
    Auch nicht die kleinste Brise wehte und schaffte Margriet Erleichterung in dem schweren Gewand, das sie zu tragen beschlossen hatte. Sie verwünschte ihre eigene Torheit, während sich der Schweiß auf ihrer Stirn sammelte, ihr unter dem Wimpel in den Nacken tropfte und zwischen den Schultern den Rücken hinunterlief. An diese Wirkung ihrer Verkleidung hatte sie nicht gedacht.
    Sie hatte erwartet, dass das Habit ihr Schutz vor Zudringlichkeiten ihrer Reisegruppe bieten würde, und das hatte es auch. Die Männer behandelten sie und Elspeth mit Rücksicht und Respekt und hielten gebührenden Abstand zu ihnen. Keiner schien auf den Gedanken zu kommen, sie könnten keine Nonnen sein. Keiner, außer ihrem Anführer. Sie ertappte ihn in den seltsamsten Momenten dabei, wie er sie beobachtete. Und Margriet hegte den Verdacht, er könnte ahnen, dass etwas nicht in Ordnung war.
    Vielleicht lag es aber auch nur an dem schlechten Gewissen, das sie hatte?
    Ihr Plan war gut gewesen. Selbst die Ehrwürdige Mutter schien ihn gut gefunden zu haben. Das war vor der Reise gewesen, bevor sie das abgelegene Tal verlassen hatten, das mit seinem Überfluss an Wäldern und Flüssen das Kloster umgab, es schützte und ihm herrlichen Schatten bot. Gestern zu früher Stunde hatten sie das Tal verlassen, und immer noch durchquerten sie einen flachen Landstrich, der nichts als harte Erde mit wenigen, niedrigen Büschen und kümmerlichen Kriechpflanzen zu bieten hatte.
    Am Anfang hatte ihr Plan auch wirklich gut funktioniert. Aber wie auch immer, die Hitze hatte sie nicht bedacht. Sie erinnerte sich auch nicht, dass je eine der Schwestern sich über Hitze beklagt hätte. Wieder ein Beweis dafür, dass sie sich nie für ein Leben im Kloster eignen würde. Als habe er ihre stumme Erkenntnis vernommen, drehte Rurik sich in diesem Moment um, und ihre Blicke trafen sich. Margriet wurde noch heißer. Jetzt konnte sie spüren, wie ihr der Schweiß zwischen den Brüsten hinunterlief. Ihr Haar, das sie unter die Tunika gesteckt hatte, damit es nicht in seiner ganzen Länge zu sehen war, machte alles nur noch schlimmer. Und Margriet kam der Gedanke, dass sie vielleicht den falschen Weg gewählt hatte.
    Wieder einmal.
    Wie immer.
    Seufzend wandte sie den Blick von Rurik ab. Sie griff in ihren Ärmel, zog ein Leinentuch hervor und tupfte sich den Schweiß ab, der in Strömen floss. Es war sehr schwer, die Haltung unerschütterlicher Ruhe zu bewahren, wie sie Nonnen zu haben schienen. Besonders, wenn die Wolken am Himmel sich verzogen und die Sonne den Reisenden mehr als nötig zusetzte. Margriet sah sich nach Elspeth um. Die Hitze schien dem Mädchen noch mehr Unbehagen zu bereiten als ihr selbst. Während sie sich mit dem Tuch die Stirn abwischte, fragte sich Margriet, ob das Mädchen wohl schweigen und ihr Geheimnis bis zum Ende der Reise bewahren würde.
    „Schwester?“
    Margriet drehte sich um und entdeckte, dass Sven jetzt an ihre Seite ritt. Er war der freundlichste der Männer und immer um ihr Wohlbefinden besorgt. „Wollt Ihr etwas trinken?“ Er hielt einen Schlauch in der Hand und bot ihr seinen Inhalt an.
    „Vielen Dank, Sven“, sagte sie dankend, nahm einige Schluck und reichte ihm den Schlauch wieder zurück. Das Wasser war nicht kalt, erfrischte sie aber trotzdem. Sven reichte den Schlauch an Elspeth weiter, die ebenfalls trank.
    „Vielleicht wollt Ihr Euch etwas davon über Euer Gewand schütten und Euch das Gesicht kühlen“, meinte er und errötete dann. Vielleicht sollte er als Mann einer Nonne gegenüber derart persönliche Dinge nicht erwähnen. Er kam kurz ins Stottern, bevor er endlich den nächsten Satz herausbrachte. „Verzeiht, Schwester, aber Euer Gesicht ist sehr rot, und ich glaubte, Ihr könntet Euch
    nicht wohlfühlen.“
    Margriet versuchte, seine Verlegenheit zu mildern und erwiderte: „Ich

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