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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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Mal verschwand er, und beide drehten sich zu Elspeth um – und Sven und etlichen anderen. Margriet holte tief Luft und riss sich zusammen. Sie drängte sich an Rurik vorbei und ging zum Lager zurück. Als die anderen keine Anzeichen machten, ihr zu folgen, wandte sie sich zu ihnen um und versuchte, sie mit entschlossenen Worten von ihrer Lage abzulenken.
    „Verzeiht mir bitte mein Benehmen. Aber ich hatte das große Verlangen, etwas Privatsphäre zu genießen.“
    In der Annahme, dass die Gefahr, bei einer Unwahrheit ertappt zu werden desto geringer war, je weniger sie sagte, wandte sie sich wieder dem Pfad zu, der zwischen den Bäumen hindurchführte.
    „Verzeiht auch uns, dass wir diese Privatsphäre verletzt haben, Schwester.“
    Ohne sich umzuwenden, nahm Margriet mit einem Nicken seine Entschuldigung entgegen und versuchte, das Getuschel zu ignorieren, das immer lauter wurde. Schließlich konnte sie sogar einige Worte verstehen. Wie immer war es Ruriks Stimme, die sie abrupt stehen bleiben ließ.
    „Euer Würgen konnte man bis ins Lager hören, Schwester. Wir fürchteten um Euer Wohlbefinden.“
    Wie sollte sie darauf reagieren? Ihr unterschwelliger Sarkasmus verwirrte sie. Sollte sie ihm sofort darauf antworten oder sollte sie warten, bis sie unter vier Augen miteinander sprechen konnten? Seine Provokation zu ignorieren – denn es war eine Provokation –, konnte nur noch mehr Ärger hervorrufen. Aber was sollte sie sagen?
    „Ich danke Euch für Eure Sorge und Euren Beistand, werte Herren“, erklärte sie und sah dabei jeden von ihnen an, ihn allerdings zuletzt. „Ich fürchte, ich bin noch nicht oft genug auf Reisen gewesen, noch reite ich gut genug. Wie es scheint, rebelliert mein Körper dagegen.“
    Rurik hörte sich ihre Erklärung kommentarlos an. Er wusste immer noch nicht genau, was ihm daran am meisten missfiel – dass sie nötig war, weil Margriet unter irgendetwas litt, von dem er nichts wusste, oder dass er ihre Behauptung für eine komplette Lüge hielt. Ihre überstürzte Flucht aus dem Lager, die Würgelaute, die die Stille des Waldes durchbrochen hatten, und die Art, wie ihre Augen dunkel wurden, als ihre Blicke sich trafen. Instinktiv gefiel ihm all das nicht. Aber er hätte nicht erwartet, dass die Möglichkeit, Margriet könnte ihn belügen, ihn derart faszinierte.
    Rurik winkte die meisten Männer zurück an ihre Arbeit. Nur Sven und Magnus bedeutete er zu bleiben. Sie mussten für das Wohlbefinden dieser Dame sorgen. Dass sie jetzt schon zwei Tage hintereinander krank war, bedeutete nichts Gutes für ihre Reise. Sie – das hieß er – konnte nicht bei Gunnar erscheinen und dessen von der Reise halb tote Tochter im Karren hinter sich herziehen. Wenn sie die Reise überleben und er seine Aufgabe erfolgreich zu Ende bringen sollte, musste er auf ihren Zustand Rücksicht nehmen.
    „Holt Eure Landkarten und trefft mich dann im Lager“, sagte er. „Ich glaube, für Gunnars Tochter sind unsere Reisepläne zu anspruchsvoll.“
    „Wenigstens waren heute Morgen nicht deine Stiefel ihr Ziel“, meinte Magnus. „Wenn es Schwester Margriet schon an Land so schlecht geht, wie wird es ihr dann erst während unserer Seereise zu den Inseln ergehen?“
    Rurik sah von einem zum anderen und stellte fest, dass sie genau wie er das Gesicht verzogen. Immerhin hatte er das Problem bereits jetzt erkannt. Die Frau zu zwingen, schneller zu reiten, würde nur zu einem Misserfolg führen. Trotz der Verspätung, mit der er diese Aufgabe angegangen war, würde noch lange genug gutes Reisewetter herrschen, bevor die Winterstürme die See, die sie überqueren mussten, unpassierbar machten. Das wusste Rurik. Also würden sie auf das wichtigste Mitglied ihrer Gruppe Rücksicht nehmen. Eine langsamere Reise, ein paar Tage mehr auf der Landstraße, fielen nicht ins Gewicht.
    „Holt Eure Karten.“
    Es brauchte nur wenig Zeit, den geplanten Verlauf der Reise zu überprüfen und dann zu entscheiden, wie und wo sie eine Pause einlegen würden. Das Kloster befand sich in der südwestlichen Ecke von Caithness, in einer Gegend, wo sich die Grenze mit jedem neuen Herrn verschob. Zu Anfang zogen sie östlich auf die Küste zu, südlich des Gebietes, wo die Ländereien von Caithness begannen. Diese Straße, die in Wahrheit kaum mehr als ein schmutziger Pfad war, würde sie an etlichen kleinen Dörfern vorbeiführen, wo sie ihren Proviant auffüllen konnten.
    Der nördlichste Teil von Caithness, kurz bevor man die Küste der Nordsee erreichte,

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