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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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zusammenzustecken und Pläne zu schmieden.
    Doch was war mit Rurik? Als hätten ihre Gedanken ihn beim Namen gerufen, drehte er sich um und sah sie an. Margriet drückte sich das Tuch gegen das Gesicht und sah zur Seite. Sie konnte oder wollte seinem prüfenden Blick nicht begegnen. Auf dieser Reise würde sich noch genügend Zeit finden, seine Geheimnisse zu lüften. Sven wusste etwas über ihn und darüber, warum er ihre Heimreise überwachte. In der ersten Nacht, während ihres Spaziergangs im Lager, hatte er etwas angedeutet. Bevor Rurik ihm ins Wort gefallen war
     
    Es gab also Geheimnisse zu entdecken!
    Wie immer, wenn sie sich einer Aufgabe gegenübersah, begann es in Margriets Kopf zu arbeiten. Es entstanden Pläne, wie sie dieses Problem am besten würde lösen können. Bis sie das Flussufer erreichten, sah sie bereits deutlich alle Schritte vor sich, die sie gehen musste, um herauszufinden, wer Rurik war und warum er den Auftrag angenommen hatte, sie nach Hause zu bringen.
    Es war ein hübscher Ort, den man an diesem Abend für ihren Aufenthalt ausgesucht hatte. Margriet sah sich die nähere Umgebung ihres Zelts an. In der Mitte des Lagers brannte ein großes Feuer. Die Zweige der Bäume rundherum wiegten sich in einer leichten Brise, die ihr nach der Hitze des Tages sehr guttat. Zwar ließ die dicke Kleidung, die sie trug, es nicht zu, dass sie eine allzu große Erleichterung verspürte, aber es war jetzt doch angenehmer als unter den brennenden Strahlen der Mittagssonne, wo ihnen kein Schatten Schutz gespendet hatte.
    Jetzt saß Margriet auf einem Baumstumpf und aß einen erstaunlich gut schmeckenden Eintopf. Sie beobachtete die Männer, die sich in kleinen Gruppen zusammengefunden hatten. Soweit Margriet es erkennen konnte, unterschieden sie sich durch Sprache und Herkunft. Die Schotten saßen etwas weiter weg vom Feuer und ließen untereinander einen Schlauch Bier kreisen, während die aus dem Norden näher am Feuer hockten.
    Rurik aß nichts, sondern ging im Lager umher und überprüfte die Pferde und die Vorräte. Margriet ergriff die Gelegenheit. Sie erhob sich und ging zum Feuer. Sie tauchte die Schöpfkelle in den Kessel, leerte den Inhalt in eine Schale und brachte sie dorthin, wo Rurik gerade stand. Die Überraschung stand ihm im Gesicht geschrieben. Aber er nickte und nahm die Schale entgegen.
    „Ihr müsst mich nicht bedienen, Schwester“, sagte er, bevor er den Löffel nahm, den sie ihm ebenfalls mitgebracht hatte.
    „Ich habe so wenig zu tun, Sir. Außer zu beten natürlich. Und das ist das Wenigste, was ich tun kann, um Euch meine Dankbarkeit zu zeigen.“
    Schweigend aß er einige Löffel Eintopf. Sven kam mit einem angeschlagenen Becher und einem Schlauch Bier zu ihnen und hielt beides Rurik hin. Der übergab Margriet seine Schale und den Löffel. Sie sah zu, wie er zuerst etwas Bier in den Becher goss und ihn ihr dann anbot, während er einfach nur den Mund öffnete und das Bier direkt aus dem Schlauch hineinlaufen ließ. Nachdem er Sven den Schlauch zurückgegeben hatte, nahm er wieder seine Schale und den Löffel und aß schweigend weiter.
    Margriet nippte an ihrem Becher und überlegte, welche Frage sie zuerst stellen sollte. War sie zu angriffslustig, würde er zurückweichen. Näherte sie sich ihm zu vorsichtig, würde er den Fragen ausweichen, die ihr über ihn und seine Vergangenheit Klarheit verschaffen sollten.
    „Warum wolltet Ihr mich nicht zu meinem Vater begleiten?“
    „Wie bitte?“, fragte er und hielt mitten in der Bewegung inne.
    „Ich merke, dass Ihr diese Aufgabe eigentlich nicht übernehmen wollt. Warum habt Ihr dann zugestimmt?“ Sie hob den Becher an die Lippen und zwang sich zu einem nächsten Schluck. Dabei versuchte sie, ruhig zu bleiben und weiterhin ihr Ziel, etwas über ihn zu erfahren, im Auge zu behalten.
    Sie wusste, dass sie ihn mit ihrer Frage überrascht hatte. Er machte große Augen und hörte auf zu kauen. Dann versuchte er zu schlucken. Instinktiv wusste Margriet, dass er gleich husten würde.
    Und das tat er dann auch.
    Als er schlucken und gleichzeitig einatmen wollte, bekam er einen Hustenanfall. Die Schale flog durch die Luft, während er, die Hände auf die Schenkel gestützt, sich vorbeugte und versuchte, die Kehle wieder frei zu bekommen. Ohne lange nachzudenken, lief Margriet zu ihm und begann, mit den Fäusten auf seinen Rücken zu trommeln.
    Es verging einige Zeit, bis er zu husten aufhörte. Und während der ganzen Zeit schlug sie ihm auf den

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