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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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irgendeine Erklärung abzugeben, seine Erziehung in Schweden und Norwegen und auf den Orkneys und sein Aussehen – groß, blond und stark – all das half ihm, die Fassade eines Wikingerkriegers ähnlich dem aus den alten Legenden aufrechtzuerhalten. Er unterdrückte ein Lächeln, als er sich an einige Frauen erinnerte und daran, wie sie auf ihn reagiert hatten. An der Grenze zum Mannsein hatte ihn ihr unverhohlenes Interesse in seinen zunehmenden erotischen Heldentaten angespornt. Er hatte entdeckt, dass er Frauen liebte
    und dass sie ihn liebten.
    Bevor er sich seinem Vater stellte und den Forderungen der Familie und der Ehre, musste er erst noch die Wahrheit über den eigentlichen Mann in seinem Innern herausfinden. Trotzdem, es war angenehmer, sich so zu benehmen, wie er sich die ganzen letzten zehn Jahre benommen hatte, als jetzt seinen Charakter zu analysieren. Und so ertappte er sich dabei, dass er beobachtete, wie Margriet beim Gehen die Hüften schwang.
    Während Sven die Frauen durch das Lager hinunter zum Fluss führte, folgte ihnen Ruriks Blick. Besser gesagt, er folgte Margriet. Schwester Elspeth ging mit gesenktem Kopf, ob in religiöser Besinnung oder ihrem üblichen Schweigen wusste er nicht. Seiner Meinung nach entsprach ihre Haltung eher der einer Nonne. Die junge Frau unterhielt sich nur mit Sven, der mit einem Mal fest entschlossen zu sein schien, Gälisch zu lernen. Kopfschüttelnd machte Rurik sich wieder an seine Arbeit.
    Er konnte nicht verstehen, wieso Sven solche Anstrengungen unternahm, denn zwischen ihm und der Nonne würde doch niemals etwas sein können. Rurik wusste auch, dass Sven nie wieder hierher zurückkehren würde, noch an irgendeinen anderen Ort Schottlands. Die junge Schwester lachte leise und korrigierte das Kauderwelsch, das Sven von sich gab. Rurik entschied, das Ganze für harmlos zu halten. Eine fremde Sprache zu lernen, war schließlich nicht die schlechteste Art, sich auf Reisen die Zeit zu vertreiben.
    Kurze Zeit später ließ Rurik sich von nichts mehr ablenken und beendete seine Inspektion. Die Nacht brach herein, doch am Morgen würden sie reisebereit sein. Er wollte das schöne Wetter ausnutzen, das sie jetzt noch hatten, bevor sie dann den tosenden, stürmischen nördlichen Rand des Landes erreichten.
    Auf der vor ihnen liegenden Reise würden sich die Bedingungen sicher verschlechtern, und sie würden langsamer vorankommen. Keine sommerlichen Tage mehr mit einer brütenden Hitze wie dieser. Es würde nicht mehr viele Tage geben, an denen die Sonne vom Himmel herunterbrannte. Nein, er erwartete, dass schon bald Regenschauer und Windböen ihrer harrten. Er warf noch einmal einen Blick in die Runde und wollte gerade nachschauen, ob noch etwas Eintopf übrig geblieben war, als ihr Schrei durch die Stille gellte.
    Rurik riss das Schwert, das er immer am Gürtel trug, aus der Scheide und rannte los. Während er an den anderen Männern vorbeistürmte, brüllte er ihnen Befehle zu. Zweige schlugen ihm ins Gesicht und gegen die Arme, als er sich einen Weg durch das dichte Gebüsch bahnte. Er blieb nicht auf dem Pfad, den die Frauen genommen hatten, sondern wählte einen anderen Weg, um nicht dort aufzutauchen, wo man ihn vielleicht erwartete. Es war immer besser, einen Angreifer zu überraschen, als ihn wissen zu lassen, wo man auftauchte.
    Der Anblick, der ihn erwartete, als er das Flussufer erreichte, glich einer der Belustigungen, die Jocelyn sonst in Lairig Dubh veranstaltete.
    Eine Nonne lag der Länge nach im Wasser, die andere stand am Ufer und versuchte, ihr die Hand zu reichen. Sven stand daneben, ohne einen Finger zu rühren, und lachte wie verrückt. Und dann, bevor Rurik noch etwas tun konnte, segelte auch die zweite Nonne ins Wasser. Ruriks Männer brachen durch die Büsche, stellten sich am Ufer auf und erwarteten seine Befehle.
    Sven erblickte sie als Erster und runzelte die Stirn. Dann entdeckten die beiden Frauen die kampfbereiten Männer am Ufer. Rurik wusste genau, in welchem Moment Margriet erkannte, dass sie der Grund für deren Gegenwart war. Und auch der für ihre volle Bewaffnung. Der vergnügte Ausdruck auf ihrem Gesicht verschwand, sie errötete und versuchte aufzustehen.
    „Was ist hier los?“, rief Rurik.
    „Schwester Margriet ist ausgerutscht und ins Wasser gefallen. Schwester Elspeth wollte ihr helfen, und du siehst ja, was dann geschehen ist“, meinte Sven und sah dabei nicht aus, als sei er auch nur im Geringsten um eine der beiden Nonnen

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