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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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besorgt. Rurik schickte die anderen Männer ins Lager zurück und trat näher. „Der Fluss fließt an dieser Stelle ganz langsam. Die beiden sind nicht in Gefahr.“
    Doch es schickte sich für zwei Nonnen nicht, in der Bucht herumzupaddeln, die der Fluss bildete, weil er dort eine Biegung machte. Aber anstatt Wut oder Furcht über das Geschehene zu zeigen, blieben die beiden Frauen noch einige Zeit im Wasser, bevor sie ans seichte Ufer schwammen und begannen hinauszuklettern. Nachdem sie zwei Mal ins Wasser zurückgerutscht waren, jedes Mal mit großem Geplansche und einem jetzt nicht mehr ganz so hemmungslosen Gelächter, gelang es ihnen endlich, ans Ufer zu kommen.
    Das Ganze wirkte höchst
    unnonnenhaft. Rurik kannte keine Klosterschwestern, die bei solchen Verrücktheiten mitgemacht hätten. Er hatte auch noch nie Nonnen gekannt, die Spaß daran hatten, in einen Fluss zu fallen und dabei auch nicht um Hilfe schrien. Er hatte noch nie Nonnen wie diese beiden gekannt – nun ja, jetzt, da er darüber nachdachte, fiel ihm ein, dass er eigentlich gar keine Nonnen kannte.
    Er schüttelte den Kopf und konnte sich nicht entscheiden, ob er helfen sollte oder nicht. Als jedoch die vielen, jetzt mit Wasser vollgesogenen Stofflagen der Tracht den Frauen das Gehen schwer machten, schob er das Schwert in die Scheide – von dem er erst jetzt bemerkte, dass er es immer noch in der Hand hielt – und ging zu ihnen, um zu helfen. Es war besser, sie legten ihre durchnässten Gewänder ab, bevor die Nachtkälte einsetzte und sie wegen ihres Missgeschicks auch noch krank wurden.
    Als er nach Margriets Hand griff, entdeckte er ihre sorgfältig in einiger Entfernung vom Wasser deponierten Schuhe und Strümpfe. Er fing ihren Blick auf und erkannte an dem vergnügten Funkeln ihrer Augen, dass dies hier kein Unfall gewesen war. Rasch verbarg sie ihre Empfindung vor ihm und sah zur Seite. Rurik hätte schwören können, dass sie mit Absicht in den Fluss gefallen war. Und die andere Schwester ebenso.
    Wenn die Frauen erst einmal für die Nacht wieder in ihrem Zelt untergebracht waren, würde er Sven wegen dieser ganzen Sache befragen. Und für den Rest ihrer Reise würde er ein Auge auf ihr Betragen haben, denn irgendetwas stimmte da nicht. Und das bestätigten auch Svens Worte, als er an ihm vorüberging.
    „Arme kleine Frauen Gottes“, sagte er auf Gälisch und schnalzte mit der Zunge.
    Offensichtlich lernte Sven zwar eine neue Sprache, aber nicht das Geringste über Frauen.
    Arme kleine Frauen. In der Tat.

6. KAPITEL
    Als das kühle Wasser durch die Stoffschichten der schweren Gewänder drang und ihre überhitzte Haut kühlte, schien es Margriet das verrückte Risiko wert zu sein. Doch das wahre Vergnügen kam erst, als sie den Kopf samt Wimpel und Schleier und allem Drum und Dran im kalten Wasser untertauchte. Wenn niemand zugeschaut hätte, sie hätte sich diese hinderlichen Stofflagen heruntergerissen und die erfrischenden Wellen direkt an ihre Haut gelassen.
    Eigentlich war ihr erster Gedanke nur gewesen, die Schuhe auszuziehen, um sie nicht zu ruinieren. Doch der Anblick des kühlen Wassers ließ sie alle Vorsicht vergessen. Der ganze Tag hatte nur aus unaufhörlichen Strömen von Schweiß bestanden – tröpfelnd und rieselnd, tröpfelnd und strömend – unter den rauen Gewändern, die sie trug. Auch ihr feiner gewebtes Hemd konnte sie vor dem kratzigen Stoff auf ihrer Haut nicht schützen.
    Aber das kalte Wasser hatte ihr Linderung verschafft. Doch während Rurik sie jetzt ins Lager zurückgeleitete, fragte sie sich, ob sie nicht einen schweren Fehler begangen hatte. Als sie an der Stelle stehen blieb, wo sie ihre Schuhe neben dem Weg hatte stehen lassen, die sie jetzt wieder an sich nahm, sagte Rurik kein Wort. Aber sein Blick verfinsterte sich, und sie wäre gern von ihm fortgegangen. Sie erreichten das Zelt, und er wartete darauf, dass sie und Elspeth eintraten.
    „Übergebt mir Eure nassen Gewänder. Ich werde sie zum Trocknen über das Gebüsch hängen. Bis morgen sollten sie trocken sein.“
    Er sagte es ganz mechanisch, aber in seinen Worten lag ein merkwürdiger Unterton. Er ließ Margriet befürchten, eine Grenze überschritten zu haben. Und vielleicht hatte sie das auch?
    „Ich danke Euch, Sir“, sagte sie und erlaubte Elspeth, als Erste in das Zelt zu gehen. „Ich wollte Euch wegen einer solchen Kleinigkeit keine Schwierigkeiten bereiten.“
    In der Hoffnung, mit ihren Worten sein Gewissen beruhigt zu haben, beugte sie den

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