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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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Kopf, um ins Zelt zu gehen.
    „Ihr seid hineingesprungen“, flüsterte er, sodass nur sie es hören konnte.
    „Ich bin hineingefallen, Sir.“
    „Ihr habt Schwester Elspeth hineingezogen.“
    „Sie hat das Gleichgewicht verloren, als sie mir helfen wollte, Sir“, versuchte sie ihn zu besänftigen. Allem Anschein nach hatte er mehr gesehen, als sie vermutet hatte. Das Wasser, das aus ihren Haaren rann, brachte ihr keine Kühlung mehr.
    „Wie Ihr wollt, My
    Schwester“, knurrte er.
    Margriet wandte sich um und schloss schnell hinter sich das Zelt. Elspeth hatte bereits ihr Gewand, die Tunika, Schleier und Wimpel abgelegt und hielt sie Margriet hin. Sie streckte sie durch die Zeltklappe, bis Rurik sie entgegennahm.
    „Bitte einen Augenblick noch, Sir. Dann gebe ich Euch auch mein Kleid.“
    Keine Antwort war zu hören. Aber Margriet beeilte sich, die Bänder ihres Gewands zu lösen und es auszuziehen. Mit Elspeths Hilfe war sie bald damit fertig und reichte alles nach draußen. Die Kleidungsstücke wurden ihr wortlos aus der Hand genommen. Aber sie hätte schwören können, leise gemurmelte Flüche zu hören.
    Als sie die Tracht übergeben hatte, wurden zu ihrer Überraschung zwei trockene Kleider ins Zelt geworfen. Margriet setzte sich hin, zog ihre kleine Tasche zu sich und suchte nach ihrem Kamm, bis sie ihn endlich fand. Während sie Elspeth mit einem Zeichen bedeutete, sie möge still sein, gab sie ihr den Kamm. Sie verbrachten einige Zeit damit, sich gegenseitig die Haare zu kämmen und zu flechten. Margriet entdeckte, dass es viel angenehmer war, in dem feuchten Hemd dazusitzen als in dem Nonnenhabit. Bald wurde die Erschöpfung durch die Reise und die Schwäche, die Margriet jetzt von Tag zu Tag mehr spürte, immer stärker, bis sie ihnen nachgab und sich auf dem vorbereiteten Lager ausstreckte.
    Nachdem sie die Dinge, die sie am Morgen als Erstes benötigen würde, bereitgestellt hatte, reichte Elspeth dem jetzt Wachhabenden ihre kleine Laterne nach draußen. Schnell schwand das Sonnenlicht, und die Stille der Nacht schlich sich ins Zelt und hüllte sie ein. Margriet fühlte sich körperlich erschöpft, doch die Fragen und Probleme begannen sie zu quälen. Sie bekam sie nicht aus dem Kopf.
    Ahnte Rurik, dass sie keine Nonne war? Er war kein dummer Mann, und sie wusste, dass es ihr nicht gerade besonders gut gelang, ihre Verkleidung aufrechtzuerhalten. Margriet überdachte noch einmal die Gründe, wegen derer sie sich verkleidete, und kam zu dem Schluss, dass sie bei ihrer List bleiben musste. Oder etwa nicht?
    Wenn sie daran dachte, wie er sie und Elspeth behandelte, erwachten Zweifel in ihr. Es schien nicht, als bestünde die Gefahr, von ihm oder seinen Männern belästigt zu werden. Zugegeben, die Männer hielten sie für Nonnen. Vielleicht war das der Grund, warum sie sich in Worten und Taten nicht von ihrer schlimmsten Seite zeigten. Rurik führte das Kommando über die Männer, und keiner von ihnen schien Interesse daran zu haben, seinen Anordnungen zuwiderzuhandeln.
    Sie konnte aber unmöglich in dieser Tracht in das Haus ihres Vaters zurückkehren. Außer sie hatte wirklich vor, ins Kloster einzutreten und ihr Gelübde abzulegen. Ihr Vater würde es nicht verstehen. Sie musste Finn finden, damit sie beide mit ihrem Vater sprechen konnten, um seine Erlaubnis zur Heirat zu erhalten. Sollte ihr Vater irgendwelche Pläne für ihre Zukunft gefasst haben, dann wären ihr die Hände gebunden, und ihr Zustand würde seiner Ehre Schande bereiten.
    Also musste sie irgendwann auf dieser Reise Rurik die Wahrheit sagen und ihn von ihrer misslichen Lage überzeugen. Ob er ihr helfen würde? Er sprach nur von einer Pflicht, die erfüllt werden musste. Würde er Verständnis haben für die Notlage eines verliebten Paares? Sie glaubte es nicht.
    Das nächste Problem war ihr Zustand. Die Kräuter halfen ihr morgens ein wenig. Sie ließen sie die Übelkeit so lange besser ertragen, wie sie Zeit hatte, sie vor dem Aufstehen zu kauen. Doch ihre Brüste schmerzten und schienen angeschwollen zu sein. Und ihr Bauch wurde runder. Die alte Köchin hatte warnend gemeint, sie müsse sich in den nächsten Wochen auf solche Dinge gefasst machen. Ihr Körper stelle sich auf das in ihr wachsende Kind ein.
    Ertappt. Das hatte sie immer flüstern hören, wenn es um Mädchen ging, die sich vor der Verlobung oder der Hochzeit mit Männern einließen und schwanger wurden. Und jetzt ging es ihr ebenso. Und man würde es auch von ihr sagen, wenn

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