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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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tauchte wieder unter. Das Wasser war kalt, aber sie alle waren viel kälteres Wasser gewöhnt, denn zu Hause schwammen sie alle im Meer. Rurik fand, dass Margriet sich einen guten Plan ausgedacht hatte, um die Hitze des Tages erträglicher zu machen. Immerhin war er nicht von Kopf bis Fuß in wallende Gewänder gehüllt. Wenn es zu heiß war, konnte er einfach seinen Umhang ablegen. Nicht so die Frauen – die Nonnen –, die um des Anstands willen bedeckt bleiben mussten. Als Sven zum Ufer zurückkehrte, hielt Rurik es für das Beste, ihn zu warnen.
    „Lass dich nicht bezirzen oder von irgendeinem der Befehle, die ich gebe, ablenken, Sven. Noch nicht einmal, wenn die junge Nonne dich ein neues Wort lehrt oder dir zulächelt.“
    Sven schlug Magnus auf den Arm und sah dann Rurik an. „Genauso könnte ich dich warnen, was die andere betrifft. Du verschlingst sie geradezu mit jedem deiner Blicke.“
    Ohne lange nachzudenken, stürzte Rurik sich auf ihn, packte ihn an der Kehle und drückte ihn unter Wasser. Sven machte es ihm nicht leicht, weder mit Worten noch Taten. Der Kampf dauerte an, bis sie beide keine Luft mehr in den Lungen hatten. Keuchend tauchten sie auf. Rurik ließ Sven los und sorgte rasch für etwas Abstand zwischen ihnen. Er tat es auch, um seine Beherrschung wiederzuerlangen.
    Dass Sven recht hatte, machte es nur noch schlimmer. Dass Rurik selbst seine Schwäche erkannte, half nichts. Nachdem es nun einmal ausgesprochen worden war, musste er sein Verlangen nach der Nonne eingestehen, zumindest bei seinen Freunden.
    „Ihr habt doch ihre hübsche Figur gesehen, als sie ohne ihr Habit aus dem Kloster rannte. Dieses Haar“, sagte er und sah Sven an. „Dieses Gesicht und dieser Körper“, seufzte er und zwinkerte Magnus zu. „Außer dass sie versichert, den Schleier genommen zu haben, ist wirklich nichts Nonnenhaftes an dieser Frau.“
    Und er erkannte, dass genau da sein Problem begonnen hatte, genau in dem Augenblick, als er begonnen hatte, sie als Frau zu sehen. Ihr Trotz und ihr herausforderndes Verhalten, als er seiner Pflicht nachgegangen war, und danach ihre respektvolle Unterwerfung hatten sie nur noch anziehender gemacht. Trotzdem, noch nie hatte er eine Frau gegen ihren Willen genommen und sich auch nicht mit Jungfrauen oder verheirateten Frauen vergnügt. Und jetzt würde er nicht damit anfangen. Obwohl sein Körper ihn zum Gegenteil drängte. Nachdem die anderen beiden ihm zugestimmt hatten, wusste er, dass es jetzt an der Zeit war, der Sache ein Ende zu bereiten. Und zwar in seinem Innern wie auch, was die beiden betraf.
    „Alte Gewohnheiten sterben langsam und nicht ohne Kampf“, sagte er zu ihnen. „Seit ich alt genug bin, Haare auf meinem
    Kinn zu haben, liebe ich die Frauen. Nonne oder nicht, Margriet Gunnarsdottir ist eine Frau, und einige Dinge
    “, er hielt inne und warf einen Blick auf den Körperteil von ihm, der sich unter Wasser befand, „
    sind ihr Gelübde egal. Aber dieses Gelübde und meine Pflichten ihrem Vater gegenüber stellen eine Grenze dar, die ich nicht überschreiten will.“
    Magnus und Sven nickten voller Verständnis und Zustimmung, denn Begierde war eine Sache, jemandes Ehre zu beschmutzen, jedoch eine ganz andere.
    Ohne ein weiteres Wort kletterte Rurik aus dem Wasser, hob seine Kleider auf und machte sich auf den Weg zurück ins Lager. Er hatte alles erklärt, was erklärt werden musste und dazu noch mehr, als er wollte. Doch dadurch, dass er zugegeben hatte, wie er auf Margriet reagierte, schien seine Reaktion schwächer geworden zu sein. Rurik holte tief Luft. Jetzt hatte er das Gefühl, sich wieder unter Kontrolle zu haben und war bereit, sich den Herausforderungen der restlichen Reise nach Norden zu stellen.
    Dann sah er die Gewänder der Schwestern, die über den Büschen ausgebreitet lagen, wo er sie hingeworfen hatte, und blieb wie angewurzelt stehen.
    Sie schlief heute Nacht ohne Kleider. Das kalte Wasser hatte einen rosigen Schimmer auf ihre Haut gezaubert. Diesen Schimmer hatte er auf ihrem Gesicht gesehen, als er ihr aus dem Wasser half. Solch ein Schimmer würde jetzt nicht nur auf ihrem Gesicht liegen, sondern sich über ihren Hals erstrecken, über ihre Brüste und sogar über ihr
     
    Bei der Schönheit der Göttin Freya!
    Während er sich seinen Weg zwischen den Bäumen hindurchbahnte, kämpfte er gegen das übermächtige Verlangen an, das ihn erfüllte und ihn fast dazu brachte, seine Richtung zu ändern und dorthin zu gehen, wo sie schlief. Obwohl er

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