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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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einen Augenblick lang unsicher. Doch die beiden anderen zeigten offen ihre Zweifel.
    „Er würde sie nie auf diese Weise entehren, Schwester“, widersprach Donald. „Niemals.“
    „Ich kenne ihn seit der Zeit, als wir noch klein waren, Schwester. Er respektiert die heilige Kirche und alles, was damit zu tun hat“, fügte Rurik hinzu.
    Leathen schüttelte so heftig den Kopf, dass Margriet befürchtete, er würde sich vom Hals lösen.
    „Und wenn sie nun keine Nonne wäre? Würde er sie auch dann respektieren?“
    Die einzigen Geräusche im Raum kamen jetzt nur noch von dem knisternden Feuer im Kamin. Margriet war sich sicher, dass die Männer bei ihrer Vermutung sogar die Luft anhielten. Eigentlich konnte sie selbst nicht glauben, dass sie es laut ausgesprochen hatte.
    „Keine Nonne?“ Leathen wiederholte die Worte, als habe sie sie auf Griechisch und nicht auf Gälisch gesagt.
    „Geht!“, befahl Rurik. „Sagt zu niemandem etwas. Besonders nicht zu denen von Orkney.“
    Wenn Donald und Leathen wollten, konnten sie ziemlich schnell sein. Und Margriets Worte, zusammen mit Ruriks Befehl, lieferten ihnen Grund genug zu verschwinden. Das Schweigen lastete schwer auf Rurik und Margriet, als sie kurz darauf nur noch zu zweit waren.
    „Ich warte auf Eure Erklärung, Schwester. Wie kommt es, dass Schwester Elspeth keine Nonne ist?“
    Er lehnte sich zurück und betrachtete sie mit einem so gefährlichen Ausdruck in den Augen, dass Margriet Angst bekam, die ganze Wahrheit könnte ans Licht kommen. Lieber hätte sie es wieder mit dem wütenden Rurik zu tun gehabt, der damals vor dem Tor des Klosters gestanden hatte, als mit diesem hier, der eine tödliche Ruhe ausstrahlte.
    Margriet öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Aber sie brachte kein Wort heraus. Auch nicht beim zweiten Versuch. Es ging ihr durch den Sinn, dass Angst die Macht besaß, stumm zu machen. Als wolle er ihr eine Freundlichkeit erweisen, griff Rurik nach dem Krug, goss etwas Bier in einen Becher und reichte ihn ihr.
    „Verzeiht mir meine Ungastlichkeit, Schwester. Ich vergaß, dass Ihr heute Morgen noch nichts gegessen habt. Soll ich Thora um etwas Brot und Käse bitten?“
    Sie trank das Bier in einem Zug aus. Doch sie hätte keinen Bissen hinunterbringen können. Nicht, wenn er sie über den Tisch hinweg so böse anstarrte. Nicht, wenn eine solche Gefahr von ihm ausging, die sie traf wie der Geruch eines Raubtiers Nicht, wenn er andauernd die Fäuste ballte und sein Kiefer arbeitete.
    „Nein“, rief sie. „Ich brauche nichts zu essen. Bier genügt.“
    Er hob den Krug, als wöge er nichts, und füllte erneut ihren Becher. „Genug?“, fragte er mit ruhiger Stimme, die an ihren Nerven zerrte.
    Margriet nickte und nippte an dem Becher, während sie nach einer Antwort auf seine Frage suchte.
    „Und jetzt erklärt mir, wieso sie keine Nonne ist?“
    Er wippte mit der Fußspitze. Unaufhörlich federte sie auf und ab. Immer noch arbeitete sein Kiefer, doch er ballte nicht länger die Fäuste, sondern ließ sie offen auf dem Tisch ruhen. Das machte Margriet noch nervöser.
    „Wir fürchteten um ihre Sicherheit“, sagte sie.
    „Wir?“
    „Mutter Ingrid und ich. Als Ihr und Eure Männer vor dem Kloster aufgetaucht seid, Eure Forderungen gestellt, herumgebrüllt und alle erschreckt habt
    mit Euren
    “
    Sie hätte weitergesprochen, aber mit einem Mal begann seine Augenbraue auf die gleiche Weise zu zucken, wie es ihre immer tat, wenn sie angespannt war. Sie wusste, was das bedeutete und hörte auf, sich zu entschuldigen.
    „Als Elspeth sich erbot, mit mir zu reisen, glaubten die Mutter und ich, das Habit könnte sie gegen den „Heißhunger, der Männer überfällt“, wie die Mutter es ausdrückte, schützen.“
    Sie hätte schwören können, dass er just in diesem Augenblick gegen ein Lächeln ankämpfte. Doch keiner hätte seinen Gesichtsausdruck als ein Lächeln bezeichnet.
    „Anstatt sich also auf meine Ehre und auf die meiner Männer zu verlassen, auf die ich Euch immerhin einen Eid ablegte, und anstatt auf die Weisheit Eures Vaters zu vertrauen und darauf, dass er schon den richtigen Begleiter für Euch auswählen würde, habt Ihr beschlossen, dass ein Kleidungsstück das Mädchen schützen sollte?“
    „Nicht einfach nur ein Kleidungsstück, Rurik, sondern eine Nonnentracht. In Gegenwart einer Nonne benehmen sich Männer anders.“
    In diesem Moment gingen ihm zu viele Gedanken durch den Kopf, als dass ihre Worte irgendeinen Sinn ergeben hätten. In diesem Augenblick fragte

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