Schleier und Schwert
Stuhl lagen. Kleidet Euch an und kommt hinunter. Dann können wir entscheiden, was als Nächstes zu tun ist.
Margriet wusste nicht, was sie mehr überraschte dass er nicht daran zweifelte, dass sie nicht an der Flucht beteiligt war, oder dass er sie in seine weiteren Entscheidungen mit einbezog. Wir?
Bei unserer ersten Begegnung lernte ich bereits, dass es besser ist, mit Euch zusammenzuarbeiten statt gegen Euch. Und, um die Wahrheit zu sagen, als alle krank waren, habt Ihr gezeigt, dass Ihr klar denken könnt. Ohne Euer Wissen und Eure harte Arbeit hätte ich das alles nicht geschafft.
Zum ersten Mal sprachlos, ließ Margriet sich in die Kissen sinken und sah ihn nur an. Die guten Schwestern hatten sie auch hin und wieder gelobt. Doch dieses Lob, die Tatsache, dass er ihre Fähigkeiten so hoch schätzte, wärmten ihr das Herz. Es war nur traurig, dass all das zu einem Zeitpunkt wie diesem geschah.
Zieht Euch also an und kommt herunter. Ich werde Thora etwas zu essen und zu trinken vorbereiten lassen. Und ich werde ihr bei der Zubereitung des Essens zusehen, um sicherzugehen, dass nichts anderes drin ist. Er erhob sich und ging, ohne ihr einen Blick zu schenken.
Rurik, rief sie, bevor sich die Tür endgültig schloss.
Halb im Zimmer, halb draußen blieb er stehen und wartete darauf, dass sie sprach.
Wird er
wird er
sie ist
Sie brachte nicht über die Lippen, woran sie dachte. Aber er verstand ihre gestammelten Worte auch so.
Er ist ein Ehrenmann und würde nie das Beisammensein mit einer unschuldigen Nonne ausnützen.
Er sprach in dem Ton, den Männer immer anschlugen, wenn sie von etwas absolut überzeugt waren. Welche Ehre. Es war ein Ton, der sie davor warnte, ihm zu widersprechen nein, auch nur einen Augenblick lang zu glauben, er könnte nicht recht haben, was seinen Freund und dessen Ehre betraf. Nur wurde Ruriks Glaube von einer winzigen Kleinigkeit untergraben, von der er selbst nichts wusste, als er seine Ehrenerklärung abgab.
Elspeth war keine unschuldige Nonne, genauso wenig wie sie selbst. Obwohl Elspeth sicher noch unschuldig war. Das war Margriet auch nicht mehr. Und weil sie wusste, dass sie eine Sünderin war, konnte sie Rurik all das nicht gestehen. So lange Sven Elspeth für eine Nonne hielt, so lange war sie bei ihm wohl sicher, folgerte Margriet. Weiter wollte sie im Augenblick gar nicht denken.
Rurik sah sie an, als warte er auf eine weitere besorgte Äußerung. Dann ging er mit einem Nicken hinaus und zog die Tür hinter sich zu. Jetzt, wo es nichts mehr zu sagen gab, verlor Margriet keine Zeit. Sie tat, wie ihr geheißen, und betrat kurz darauf den Schankraum, wo Rurik wartete. Als sie eintrat, hörte sie, wie Harald und Thora gerade beteuerten, nichts mit Schwester Margriets Schlaftrunk zu tun zu haben. Auch hätten sie Sven und Schwester Elspeth nicht geholfen, unbemerkt zu flüchten.
Wenn ich herausfinde, dass Ihr mich angelogen habt, Harald, werde ich den ganzen Gasthof niederbrennen. Margriet hätte ihn gern gefragt, ob das seine Art war, mit Problemen umzugehen. Doch dann hielt sie lieber den Mund. Rurik wandte sich um, als sie eintrat. Thora schwört, dass sie Euch gestern Abend keinen Schlaftrunk geschickt hat, Schwester.
Es scheint, dass es Elspeths Idee war.
Ich kann nicht glauben, dass sie mit ihm davongelaufen ist, schluchzte Thora in einen Leinenfetzen. Dabei ist sie auch noch eine Nonne! Eine Ehrwürdige Schwester! Eine Unschuldige wurde zur Ausschweifung verführt
Ruriks Blick ließ sie verstummen. Noch einmal versicherte ihm Harald, dass sie nichts wussten, und zerrte dann seine Frau in die Küche zurück. Als die beiden gegangen waren, zog Rurik eine Bank heran, sodass Margriet sich niedersetzen konnte. Nur er, Leathen und Donald blieben bei ihr.
Die Männer?
Ich habe zwei in jede Himmelsrichtung geschickt. Vielleicht finden sie Spuren, die uns verraten, welchen Weg sie nahmen. Er hielt inne und sah ihre kleine Gruppe an. Ich möchte, dass das Gespräch unter uns bleibt, sagte er. Diese Angelegenheit muss mit großer Diskretion behandelt werden.
Warum hat Sven sie entführt, Rurik?
Warum ist sie mit ihm gegangen, Schwester?
Margriet war hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis, ihm die Wahrheit zu sagen und dem Verlangen, sie doch lieber für sich zu behalten. Aber etwas gab es dennoch, das sie ihm sagen konnte.
Sie glaubte, dass er sie liebt.
Ruriks Blick wurde
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