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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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er sich wirklich, wie er je hatte glauben können, Margriet besäße einen klaren Verstand. Anstatt ihm die Wahrheit zu sagen, ihm zu erklären, dass Elspeth ihre Begleiterin war, hatte sie ihm etwas vorgelogen in der misslungenen Absicht, die Tugend des Mädchens zu schützen. Es war einfach unfassbar.
    Na ja, typisch Frau.
    „Lasst uns jetzt noch einmal von vorn beginnen, Schwester Margriet. Wer ist Elspeth?“ Er biss die Zähne zusammen, um nicht laut zu schimpfen und zu fluchen. Er hatte gute Lust dazu.
    „Elspeth ist die Tochter eines der Grundbesitzer nahe dem Kloster.“
    „Eines Gemeinen?“
    „Aye.“
    „Ist sie jemandem versprochen?“
    „Nein.“
    „Hat sie im Kloster irgendwelche Gelübde abgelegt?“
    „Nein.“
    „Will sie mit Euch auf Orkney bleiben?“
    „Nun, ich habe nicht vor, auf den Orkneys zu bleiben, Rurik. Ich bleibe nur so lange, bis ich meinen Vater davon überzeugt habe, mich gehen zu lassen, um
    “
    Er hatte gewusst, dass ihre knappen Antworten einmal ein Ende haben würden. Er hob die Hand, um sie zu unterbrechen. „Hat sie vor, bei Euch auf den Orkneys zu bleiben?“
    Margriet seufzte und nickte. „Ich habe ihr einen Platz im Haushalt meines Vaters versprochen, wenn sie es wünschte, und außerdem die Chance, eine gute Partie zu machen.“
    Unfähig, noch länger sitzen zu bleiben, stand Rurik auf.
    Hätte er das gewusst, hätte er diese Unannehmlichkeiten vermieden. „Hat sie irgendetwas über Sven zu Euch gesagt? Gestern Abend?“
    Die Röte, die Margriet in die Wangen stieg, verriet, dass Elspeth ihr etwas erzählt haben musste. Etwas, von dem sie geglaubt hatte, sie könne allein damit fertig werden. Stattdessen hatte es damit geendet, dass sie betäubt wurde und schlief, während die beiden sich irgendwann in der Nacht davonschlichen.
    „Sie behauptete, er würde sie lieben.“
    „Sagte er das?“
    „Tut das irgendein Mann?“
    Bei dieser Bemerkung donnerte er laut genug mit der Faust auf den Tisch, um Thora aus der Küche zu locken. Schwester Margriet verscheuchte sie mit einer Handbewegung, bevor Rurik sie anbrüllen oder bedrohen konnte. Dann waren sie wieder allein.
    „Was sagtet Ihr Schwester Elspeth gestern Abend
    als sie Euch erzählte, er würde sie lieben?“
    „Sie sagte, dass Sven sie lieben würde, nicht, dass er ihr auf irgendeine Weise seine Liebe erklärt hätte.“
    War es möglich, dass einem Mann der Kopf auf den Schultern explodieren konnte? Rurik fühlte sich, als würde ihm das gleich passieren. „Und was sagtet Ihr dann?“
    „Rurik, wir beide sahen die zwei nach dem Kampf. Wir beide wissen, dass sie nicht den gleichen Rang besitzt wie er, dass ihr Platz in seinem Haus der einer Dienerin oder der seiner Bettgenossin wäre. Dieses Nonnengewand war das Einzige was zwischen Sven und ihrer
    Tugend stand.“
    Und wenn er noch so gern widersprochen hätte, sie sprach die Wahrheit. Trotzdem, wenn Sven sie für eine Nonne hielt, würde er sie nicht entehren. Wenn er sie für niederen Standes hielt, dann
     
    „Ihr versteht doch, nicht wahr?“, fragte Margriet. Ihr selbstgefälliger Ton verriet, dass sie überzeugt war, recht zu haben.
    „Aber hielt er sie denn auch für eine Nonne, als sie auf und davon gingen?“, feuerte er zurück.
    Ihr Schweigen war nicht annähernd so befriedigend, wie er erhofft hatte. Und als er die Tränen in ihren Augen sah, kam er sich wie der schlimmste Schuft vor.
    „Es ist alles mein Fehler“, flüsterte sie. „Ich sagte ihr, alles würde gut. Ich sagte ihr, sie sei sicher, bis wir das Haus meines Vaters erreichen. Dass sie Sven dann die Wahrheit erzählen könnte, um herauszufinden, wie es zwischen ihnen steht. Jetzt
    jetzt
    “
    Ihr Stammeln hätte ihn nicht mehr entsetzen können, wenn sie dabei nackt vor ihm gestanden hätte. Nein, das war jetzt nicht der richtige Vergleich. Wo er doch einen anderen Mann beschuldigte, genau das zu tun, was er gern getan hätte.
    Sich nach einer Nonne zu verzehren.
    Sich in eine Frau zu verlieben, die aus vielen Gründen tabu für ihn war.
    Als die Tränen zu rinnen begannen, tat er, was er so oft bei Connor beobachtet hatte, wenn dieser Jocelyn tröstete – er rutschte näher, legte den Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. Allmächtiger Gott, es fühlte sich so gut an, sie festzuhalten und zu trösten. Einige Zeit verging, und Margriet beruhigte sich in seinen Armen. Nur widerstrebend und weil er wusste, dass es sein musste, ließ er sie los und wartete darauf, dass sie ihre Beherrschung wiedergewann.
    „Habt Ihr

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