Schleier und Schwert
irgendeine Idee, wohin sie vielleicht gegangen sind?, fragte er ruhig. Hat sie irgendwo Verwandte?
Schwester Margriet wischte sich die Augen und schüttelte den Kopf. Keine, die ich kenne. Dann schniefte sie ein wenig. Würde er sie heiraten? Würde seine Familie es erlauben?
Er mag es sich wünschen, aber wenn eine Ehe seiner Familie keinen Nutzen bringt, werden sie ihm nicht erlauben, so tief unter seinem Stand zu heiraten.
Tief unter Svens Stand, wie auch Margriet unter seinem, Ruriks, Stand war. In Svens Fall könnten Reichtum oder Beziehungen etwas ändern. Aber das Mädchen hatte weder das eine noch das andere.
Sollten wir ihnen nicht folgen? Vielleicht erreichen wir sie noch rechtzeitig
Sie hielt inne. Ihr verzweifelter Blick zeigte, dass sie die Wahrheit begriffen hatte, was immer ihr weiches Herz auch gern geglaubt hätte.
Ich kann ihnen erst folgen, wenn Ihr Euch in Sicherheit befindet. Und das hier scheint der sicherste Ort für Euch zu sein, an dem Ihr auf mich warten könnt. Er sah sich in dem abgenutzten Raum um. Nun, wenn wir erst einmal herausbekommen haben, welche Richtung sie einschlugen vermutlich nehmen sie die gleiche Richtung wie wir können wir uns auch auf den Weg machen. Er erhob sich jetzt und sah durch das kleine Fenster auf den Platz hinunter, wo seine Männer sich versammelten. Rurik würde ihnen noch eine Erklärung abgeben müssen.
Ich sollte zu den Männern geben und ihnen irgendetwas über das Geschehene erzählen.
Wissen sie es? Hat Sven sich Magnus oder den anderen anvertraut? Margriet stand auf und strich mit den Händen über den rauen Stoff ihrer Tunika.
Ich habe mit Magnus gesprochen. Er war entsetzt. Er hatte
sie alle hatten gesehen, wie Elspeth sich gestern benahm. Aber sie glaubten, ihre Krankheit und Svens Freundlichkeit ihr gegenüber hätten sie übertrieben reagieren lassen. Keiner hat das hier erwartet.
Er öffnete die Tür und folgte ihr in den Hof des Gasthauses. Alle Pferde waren dort versammelt, mit den Vorräten bepackt und bereit zum Aufbruch. In der Nähe lagen etliche Vorratsbündel auf einem Haufen zusammen. Sie gehörten zu den Pferden, deren Reiter sie jetzt nicht brauchen konnten, weil sie schnell reiten mussten, um das Paar einzuholen. Rurik dachte daran, dass diese Pferde später eine Ruhepause benötigen würden, bevor sie die Reise nach Norden fortsetzten. Sie würden also noch einen Tag verlieren. Einen weiteren Tag, wenn Sven Elspeth zu den Inseln brachte, mehrere Tage, wenn er in eine andere Richtung ritt.
Margriet wartete an der Tür, während Rurik mit den beiden Gruppen sprach, die jeweils aus Schotten und Nordländern bestanden. Er erklärte ihnen nicht, warum die beiden ohne ein Wort auf und davon waren, und ordnete an, keine Vermutungen anzustellen, bevor man das Paar gefunden hatte. Ein kurzes Gespräch mit Donald und Leathen allein stellte sicher, dass die beiden nichts von dem, was sie über Elspeth gehört hatten, den anderen erzählen würden.
Rurik hatte ein schlechtes Gewissen, weil er Magnus nichts von seinen Informationen sagte. Doch irgendetwas hielt ihn zurück. Er fragte sich, ob Svens Verschwinden noch Teil von etwas anderem war. Denn seitdem er den ersten Brief seines Vaters erhalten hatte, verfolgte jemand hartnäckig ihren Weg. Jedes Mal, wenn eine Abmachung getroffen worden war, musste sie aus dem einen oder andren Grund wieder geändert werden. Und als sie dann endlich gut in der Zeit lagen, hatte die Krankheit zugeschlagen. Und jetzt dies. Rurik beschlich ein unangenehmes Gefühl. Aber noch konnte er keinen Plan in alledem erkennen.
Der Tag verging langsam. Als das Mittagsmahl serviert wurde, war keinem nach essen zumute. Später am Tag erlaubte er Donald und Leathen, Schwester Margriet auf einen Spaziergang entlang des Flusses mitzunehmen. Aber er warnte sie ausdrücklich vor Margriets Ungeschicktheit, was Wasser betraf. Der wütende Blick, der ihn daraufhin traf, ließ ihn lächeln. Wenn sie böse auf ihn war, würde sie sich vielleicht nicht so viele Sorgen wegen des Mädchens machen.
Kurz vor Sonnenuntergang kehrten drei der vier Suchtrupps, nachdem sie keine Anzeichen des Paares gefunden hatten, wie befohlen zurück. Wie Rurik vermutete, war Sven auf dem Weg nach Hause. Einer der letzten beiden Männer, die heute Morgen losgeschickt worden waren, konnte dies bei seiner Ankunft nur noch bestätigen. Das Problem war, dass, was Zeit und Entfernung betraf, jetzt
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