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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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eine ganze Tagesreise zwischen ihnen und dem Paar lag. Und dieser Abstand würde mit jedem Tag, der verging, nur noch größer werden.
    Denn für zwei Reisende war es leichter, schnell vorwärts zu kommen, als für die Gruppe unter Ruriks Kommando. Er hoffte nur, dass der Mann, der sie verfolgte, ihnen dicht genug auf den Fersen bleiben und sie beobachten konnte, bis sie wieder mit ihnen zusammentrafen. Wahrscheinlich würde das in Thurso der Fall sei. Während er ein letztes Mal das Gasthaus überprüfte und dann seinen Platz am Fuß der Treppe einnahm, überkam Rurik mit einem Mal das Gefühl, in eine Falle zu laufen.
    Wessen Falle es sein würde und warum sie ihm gestellt wurde, wusste er nicht. Aber Jahre des Kampfes und der Wachsamkeit rieten ihm, auf das Gefühl zu hören. Für sein Leben und das derer, über die er wachte, war es immer gut gewesen, wenn er auf seine innere Stimme gehört hatte. Er würde jetzt nicht damit anfangen, sie zu ignorieren.
    Die nächste Woche verging mit tödlicher Langsamkeit, denn das Wetter wurde schlechter und behinderte jeden Tag ihr Weiterkommen. Weil es täglich regnete, konnten sie nur einige Stunden lang reiten und nicht den ganzen Tag über. Immer noch unterrichtete Margriet die Männer in Norn und Gälisch, doch sie schien es jetzt mit weniger Freude zu tun. Es war, als wäre sie eine andere. Beharrlich gab sie sich die Schuld an Elspeths Verschwinden.
    Ihre Gesundheit war ein weiteres Problem. Zwar kehrten ihre anfänglichen Magenbeschwerden nicht wieder, doch mittags war sie bereits erschöpft und konnte sich nicht mehr auf ihrem Pferd halten. Da es keine andere Möglichkeit gab, zumindest redete Rurik sich das ein, nahm er sie auf sein Pferd. Zuerst saß sie hinter ihm auf. Nachdem sie aber um ein Haar hinuntergefallen wäre, als der Schlaf sie einmal übermannte, setzte er sie vor sich. Als sie das erste Mal in seinen Armen erwachte, warm und trocken in einen Tartan eingehüllt, den er von den MacLeries mitgenommen hatte, wollte sie sich dagegen wehren. Doch bald schien selbst sie mit dieser Art der Fortbewegung einverstanden zu sein.
    Als sie das letzte Dorf passierten und Rurik wusste, dass sie sich jetzt Thurso näherten, schickte er Männer voraus zu einem alten Freund von Margriets Vater. Er hatte ihnen Essen und Unterkunft versprochen. Der Besitz des Mannes lag südlich der Stadt. Rurik kam das sehr entgegen. So konnte er die Hälfte seiner Männer zu Margriets Schutz und Annehmlichkeit zurücklassen und die andere Hälfte nach Thurso schicken, um nach Sven und Elspeth zu suchen.
    Das unübliche Arrangement, das er mit dem Mann getroffen hatte, besagte, dass Rurik das Haus allein benutzen konnte und niemand sonst anwesend war. Als sie ankamen, fand Rurik alles wie gewünscht vor – eine gut bestückte Speisekammer, frische Pferde zu ihrer Verfügung und saubere Betten. Es gab sogar eine Scheune, die groß genug war, um die meisten Männer aufzunehmen.
    Innerhalb von zwei Tagen hatte Magnus ihnen Plätze auf einem Schiff besorgt, das nach Norden zu den Inseln segelte. Außerdem hatte er Svens Versteck entdeckt. Jetzt wartete Rurik nur noch auf den Einbruch der Nacht, um die Wahrheit herauszufinden.

15. KAPITEL
    Margriet hatte ihr Gebet beendet und lag hellwach in dem großen Bett. An diese Bequemlichkeit hätte sie sich gewöhnen können – eine weiche Matratze, die von Lederriemen getragen, keinen Kontakt mit dem harten Boden zuließ. Kein Vergleich zu dem Strohsack, auf dem sie im Kloster geschlafen oder dem Bett, das sie in dem Gasthaus mit Elspeth geteilt hatte. Dieses hier war mit einer Menge Kissen und Decken ausgestattet und sogar einigen Fellen, um sie warm zu halten.
    Und das taten sie auch.
    Das Wetter änderte sich. Jetzt, wo der Herbst näher kam, kroch die kühlere Luft durch die Ritzen. Sie fürchtete sich davor, nach Norden zu reisen, in einem Schiff, das die Wellen auf See hin und her werfen würden. Während sie in der Umgebung des Hauses spazieren gegangen war, hatte sich Margriet gefragt, was sie wohl mehr fürchtete, das Schiff oder das Ziel ihrer Reise.
    Jetzt, wo der Schlaf kommen sollte, kam er nicht. Auch wenn Rurik es vor ihr verbergen wollte, so wusste sie doch, dass er Sven und Elspeth gefunden hatte und sie heute Abend zur Rede stellen wollte. Sie konnte sich das Ergebnis nicht vorstellen. Wie sie es auch drehte und wendete, sie sah nichts Gutes dabei herauskommen.
    Wenn Sven die Wahrheit über Elspeth wusste – und sie betete, dass

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