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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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das Mädchen keine anderen Geheimnisse außer ihrem eigenen ausgeplaudert hatte –, dann bezweifelte sie, dass das Mädchen noch Jungfrau war. Rurik konnte nicht verlangen, dass die beiden heirateten. Sie waren nicht von gleichem Stand. Der Ehrverlust des Mädchens konnte also auf diese Weise nicht wiedergutgemacht werden.
    Alles, was Margriet tun konnte, war abzuwarten und zu beten. Beten um das Wohlergehen aller Beteiligten und um Vergebung für das, was sie selbst zu dieser Situation beigetragen hatte. Wenn sie sich nicht dem Ruf ihres Vaters widersetzt hätte – nein, wenn sie keinen Grund hätte, den Ruf ihres Vaters zu fürchten –, wäre Elspeth all dies nicht geschehen. Das Mädchen hätte sicher im Kloster gelebt, bis ihre Eltern sie mit einem passenden Mann verheiratet hätten, den sie kannten. Und nur weil Margriet sie in diese Maskerade mit hineingezogen hatte, würde das Mädchen jetzt leiden.
    Margriet schlummerte hin und wieder kurz ein und wartete darauf, dass Rurik bei seiner Rückkehr mit ihr sprach. In dieser Nacht stand der Mond hoch am klaren Himmel. Durch einige Fenster oben an den Wänden erhellte sein Schein das Gemach, in dem Margriet schlief. Schließlich wurde sie von einem Geräusch geweckt und erblickte Rurik, der an ihrem Bett stand. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und zog die Decke hoch.
    „Habt Ihr sie gefunden? Geht es Elspeth gut?“
    Statt ihre Fragen zu beantworten, drehte er sich um und ging hinaus. Verwirrt kletterte Margriet aus dem Bett, fand ein Gewand, das sie sich überwarf, und folgte ihm. Das Haus war nicht groß, doch es kam ihr vor, als müsse sie meilenweit laufen, um ihn einzuholen. Er stand im Vorratsraum und goss sich Bier in einen Becher.
    „Rurik? Ich bitte Euch, sagt mir, was geschehen ist!“
    Sie hatte das Falsche gesagt, denn er fuhr herum, kam auf sie zu und zwang sie, bis zur Wand zurückzuweichen. Dann hielt er inne und trat zurück. Margriet sah, dass er ihren Wimpel und ihren Schleier zusammengeballt in der Hand hielt. Sie wollte schon ihr Haar in ihr Gewand stopfen, als er mit einem Mal lachte. Es klang schrecklich und war erfüllt von Schmerz und Zorn und nicht von dem Vergnügen, das ein Lachen gewöhnlich ausdrückte.
    Rurik trank den Becher leer und füllte ihn dann erneut. Und als er wieder leer war, füllte er ihn noch einmal. Er trank ihn in zwei, drei Zügen aus und warf ihn zu Boden. Dann wischte er sich mit dem Ärmel über den Mund.
    „Wisst Ihr, dass ich tatsächlich eifersüchtig auf Sven war, weil er seinem Herzen folgte? Ich fand es mutig von ihm, sich die Frau zu nehmen, die er liebt, ohne sich darum zu kümmern, in welcher Lage sie sich befanden oder wovon sie leben würden.“
    Margriet schüttelte bei diesem Geständnis den Kopf. Als sie sich zueinander hingezogen gefühlt hatten, hatten sie doch beide dagegen angekämpft. Und sie hatten ihre Gefühle überwunden. Sie wussten, wo jeder seinen Platz hatte, auch wenn ihre Herzen versuchten, etwas anderes zu behaupten. Und jetzt spendete er Sven Applaus, weil der all dies vergaß?
    „Ihr habt sie gefunden?“
    „Ja, ich habe sie gefunden und heute Abend zur Rede gestellt. Sie sind verheiratet und kümmern sich einen Teufel um die Folgen.“
    Margriet drückte sich vorsichtig an der Wand entlang, bis sie die Tür erreichte, die zurück in die Küche führte. Rurik war heute Nacht unberechenbar. Irgendetwas, aber sie wusste nicht was, schien ihn verletzt zu haben. Er war von Wut erfüllt. Seine nächsten Worte klärten alles auf.
    „Was habe ich getan, dass Ihr geglaubt habt, mich anlügen zu müssen, anstatt mir die Wahrheit zu sagen?“
    Der Schmerz in seinem Blick zwang sie fast auf die Knie. „Ich wollte doch nicht
    “
    „Stand ich in Euren Augen zu tief unter Euch, um mir gegenüber ehrlich zu sein? Zweifeltet Ihr daran, dass Euer Vater jemanden aussucht, der würdig genug ist, Euch zu begleiten?“ Er hielt ihr ihre Kopfbedeckung hin, doch als sie danach griff, zog er die Hand zurück. Wütend zerriss er Schleier und Wimpel und warf die Fetzen auf den Boden. „Elspeth hat mir die Wahrheit gesagt – auch Ihr habt Euch hinter einem Nonnengewand versteckt.“
    „Ihr müsst das verstehen, Rurik“, versuchte sie ihm zu erklären. „Ich fürchtete um meine
    “
    Margriet brachte die Lüge nicht über die Lippen. Sie brachte es nicht fertig zu behaupten, sie habe in ihm eine Bedrohung gesehen. Wieder und wieder während ihrer Reise hatte er bewiesen, dass ihre Sicherheit ihm das

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