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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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entgegen, um ihn willkommen zu heißen. Er legte sich auf sie. Kurz bevor er in sie eindrang, fragte er ein letztes Mal: „Wirst du mich daran hindern, Margriet?“
    Sie glaubte, sich ganz der Leidenschaft und der Lust hingegeben zu haben, doch als sie jetzt sein Gewicht auf sich spürte, überkam sie ein seltsames Gefühl. Es erinnerte sie an ihr anderes Geheimnis, das Geheimnis, das sie in sich trug. Wie ein kalter Schauder überfiel sie nun die Wahrheit. Margriet packte Ruriks Schultern und brachte ihn dazu, sie anzusehen.
    „Ich kann es nicht tun, Rurik. Es ist falsch.“
    Bei ihren Worten hielt er inne und schüttelte den Kopf. „Ich will dich nicht entehren, Margriet. Ich biete dir alles an, was ich zu geben habe.“
    Sie stieß ihn fort. Er rollte von ihr herunter und lag schwer atmend eben ihr, während sie darüber nachdachte, dass es jetzt nur noch eines gab, das sie tun konnte. Sie mochte ihn auf dieser Reise belogen haben. Jetzt durfte sie ihn nicht länger enttäuschen.
    „Ich kann nicht, Rurik, denn es gibt noch ein Geheimnis, das ich hüte“, sagte sie, nahm seine Hand und legte sie auf ihren Bauch, dessen Wölbung er nicht übersehen oder missverstehen konnte. Das schwere, weite Nonnengewand hatte seinen Zweck erfüllt und ihren Bauch versteckt. Doch jetzt, wo sie nackt und hüllenlos vor ihm lag, war jeder Irrtum ausgeschlossen.
    Sie erkannte den Augenblick, als ihm bewusst wurde, was er fühlte. Er zog die Hand zurück und starrte sie an, als sei sie eine Fremde. Und in gewisser Weise musste sie für ihn auch eine sein. Er setzte sich auf und wich vor ihr zurück, als sie ihm gestand, dass sie seit ihrer ersten Begegnung gefürchtet hatte, er könne ihr Geheimnis entdecken.
    „Es spielt keine Rolle, ob du mich liebst oder ob ich dich liebe, Rurik. Ich habe meine Ehre verloren.“
    Das Haus war leer, weil er es so befohlen hatte, denn er wollte, dass niemand das geplante Gespräch mit „Schwester“ Margriet belauschte. Er hatte Sven und dessen frischgebackene Ehefrau zur Rede gestellt. Seine Überraschung war einem Schock gewichen, als Elspeth ihm enthüllte, dass auch Margriet keine Nonne war. Der Schock hatte dann einer gewissen männlichen Erleichterung Platz gemacht. Immerhin verbrachte er seit ihrer ersten Begegnung die meisten Tage damit, sich nach ihr zu verzehren. Und eine Nonne zu begehren, schickte sich schließlich nicht.
    Während er zu dem Landsitz zurückgeritten war und sich dabei vorstellte, wie er Margriet von dem gerade erfahrenen Geheimnis erzählen würde, war ihm durch den Kopf gegangen, dass sich eigentlich nicht viel zwischen ihnen geändert hatte. Er erinnerte sich an ihre Worte in jener Nacht im Gasthof, als er versucht gewesen war, ihr die Tiefe seiner Gefühle zu enthüllen.
    Wenn morgen mein Gelöbnis gelöst würde, wäre dann eine Verbindung zwischen uns möglich?
    Seine Antwort stand noch aus
    oder?
    Sven war bereit, für Elspeth das Wohlwollen seines Vaters zu riskieren. Er war bereit, den Reichtum seiner Familie und seinen Stand aufzugeben, um Elspeth zu heiraten. Sven war ein zweiter Sohn, sein Erbe war bescheiden, und für den Rest seines Lebens würde er anderen dienen müssen. Bei seinem Geschick und seiner Erfahrung würde er jedoch nie ohne ein Einkommen sein. Als Rurik auf die Lichtung geritten war und die beiden Männer, die den Eingang bewachten, passiert hatte, wurde ihm seine eigene Lage bewusst.
    Sein ganzes Leben lang hatte er von seiner Hände Arbeit gelebt. Und jetzt, wo das, wonach er am meisten hungerte – Name, Familie, Ehre, Reichtum –, in Reichweite war, wie sollte er darauf verzichten? Und so hatte er die Antwort gewusst, als er in Margriets Gemach getreten war und sie betrachtet hatte, während sie schlief. Zumindest hatte er es geglaubt.
    Der Anblick ihrer Nonnentracht, des Mittels, womit sie ihn getäuscht hatte, weckte erneut seinen Zorn. Als sie dann die Augen aufschlug und zu ihm aufsah, war er voller Wut über ihren Mangel an Vertrauen gewesen. Bevor er vielleicht noch etwas tat, was er bereuen würde, hatte er den Raum verlassen. Er wollte später mit Margriet sprechen, wenn sich sein Zorn gelegt hatte.
    Doch sie war ihm gefolgt.
    Er hatte sie wegen ihrer Lügen bestrafen und ihr zeigen wollen, dass er sie bis an die Grenze zur Seligkeit führen konnte, ohne die jedoch zu überschreiten. Und es wäre ihm auch gelungen, hätte sie unter seinen Liebkosungen nicht vor Wonne gestöhnt. Und wäre sie nicht bereit gewesen, sich ihm hinzugeben.
    Und

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