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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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dann, als er im letzten Moment seine Meinung geändert und für eine gemeinsame Zukunft hatte kämpfen wollen, als er ihr alles angeboten hatte, was er besaß – da war es nicht seine Selbstbeherrschung gewesen, die ihn hatte innehalten lassen, sondern ihre Lügen.
    Sie trug das Kind eines anderen unter dem Herzen.
    Rurik stand in einiger Entfernung vom Haus und lauschte den Geräuschen der Nacht. Er versuchte, in dem Mahlstrom seiner Gefühle zu sich selbst zu finden. Und er fragte sich, was das für eine Frau war, die so etwas tun konnte. Die Eulen, die nach Mäusen Ausschau hielten, hatten keine Antwort für ihn und auch die anderen Räuber nicht, die in der kühlen Nachtluft jagten. Rurik befürchtete, dass er die Antwort nie finden würde.
    Margriet hatte gewollt, dass etwas sie trennen sollte. Nun gut, dies würde sie gewiss trennen. Er würde seine Pflicht erfüllen und sie der Barmherzigkeit ihres Vaters übergeben. Und Rurik wusste, dass Gunnar all sein Planungs-und Verhandlungsgeschick benötigen würde, um das Problem seiner im Kloster aufgewachsenen, schwangeren Tochter zu lösen.
    Ein flackerndes Licht weckte seine Aufmerksamkeit. Es bewegte sich durch den Schankraum des Gebäudes. Dann entdeckte er es im oberen Gemach und wusste, dass Margriet dorthin zurückgegangen war. Gewissensbisse überfielen ihn, als ihm klar wurde, dass er sie halb nackt auf dem Boden des Vorratsraumes zurückgelassen hatte. Dort hatte sie ihm ihr Geheimnis enthüllt.
    Und er war geflohen, etwas, worauf er nicht stolz war. Denn er war sich nicht sicher, ob er Margriet einfach in die Arme nehmen oder das Leben aus ihr herausschütteln sollte, weil sie ihn zum Narren machte. Jetzt, da diese wahnsinnige Leidenschaft vorüber war, glaubte er nicht mehr, dass er ihr etwas angetan hätte. Denn er hatte noch nie die Hand gegen eine Frau erhoben. Frauen hatte er immer nur berührt, um ihnen Lust zu bereiten. Aber als ihre Heimtücke im schlimmstmöglichen Augenblick offenbar wurde, war er sich nicht mehr so sicher.
    Deshalb war er aufgestanden und fortgegangen.
    Rurik hatte sein Pferd gesucht und war dann zu den Wächtern geritten, um ihnen Befehle für den folgenden Tag zu geben. Er konnte nicht mit Margriet im selben Haus bleiben. Er würde irgendwo zwischen hier und der Stadt schlafen und einen der Männer zu ihr zurückschicken.
    Das Schiff würde mit der Morgenflut in See stechen und sie alle dorthin tragen, wo ihre Bestimmung auf sie wartete. Er verfluchte sich dafür, dass er auch nur einen Moment lang geglaubt hatte, sie beide könnten zusammenkommen.

16. KAPITEL
    Die Sonne brach durch die Wolken, und der Wind trieb sie auf ihrer Reise nach Norden voran. Dieses Mal waren die Bedingungen günstig. Weich glitt das Schiff durch die Meereswellen. Die Reise würde sie an der Insel Hŕřy oder Hoy, wie die Schotten sie nannten und dann weiter auf die Hauptinsel mit dem Haus von Margriets Vater führen. Nahe Orphir würden sie an Land gehen und die letzte Strecke zu Pferd zurücklegen. Margriet wusste, dass Rurik ihre Ankunft bereits angekündigt hatte.
    Rurik hatte für ihre Reise ein privates Schiff gechartert. So waren zusammen mit dem Kapitän, der das Schiff durch die Wellen steuerte, nur die eigenen Männer an Bord. Trotzdem fühlte Margriet sich wie inmitten von Fremden.
    Ein Bündel Kleider zusammen mit der knappen Anweisung, sich bereitzuhalten, waren alles, was sie an diesem Morgen erhielt. Und das auch noch von einem sehr mürrischen Donald, der ihrem Blick auswich. Weder auf dem Ritt nach Thurso hinein, noch als sie sich dem Hafen näherten, wurde ein Wort gewechselt. Selbst ihr Wiedersehen mit Elspeth wurde von dem, was in der Nacht zuvor geschehen war, überschattet.
    Elspeth erzählte, dass sie und Sven direkt zur nächsten Stadt geritten waren, die einen Priester besaß, der auch bereit war, sie zu trauen. Sie waren überzeugt gewesen, dass seine Eltern nicht gegen etwas ankämpfen würden, das nicht mehr zu ändern war. Und Sven war überzeugt, dass seine Eltern sie willkommen heißen würden. Margriet hielt es nicht für nötig zu erklären, dass es nicht so sein würde, denn Elspeth glühte vor Liebe.
    Weil Margriet wusste, dass sie vor einigen Monaten auch auf keine Wahrheit gehört hätte, weil sie geglaubt hatte, verliebt zu sein, verschwendete sie jetzt keine Kraft auf einen hoffnungslosen Streit. Sie war dankbar für Elspeths Gegenwart, und es war aufmerksam von Rurik, sie mitzunehmen. Doch als sie Rurik an

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