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Schlichte Geschichten aus den indischen Bergen

Schlichte Geschichten aus den indischen Bergen

Titel: Schlichte Geschichten aus den indischen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudyard Kipling
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Skandal gab es nicht.
    Eine Woche später erhielt Pack von Miß Hollis einen endgültigen Korb. Sie sagte, sie hätte sich in ihren Gefühlen geirrt. So ließ er sich nach Madras versetzen, wo er, selbst wenn er alt genug wird, um Oberst zu werden, keinen großen Schaden anrichten kann.
    Churton bestand darauf, dem Manne, der Bescheid wußte, den Bisara von Pooree zu schenken. Der Mann nahm ihn in Empfang und eilte damit nach der großen Wagenstraße, wo er ein Ekka-Pony mit einer blauen Glasperlenkette fand und den Bisara von Pooree mittels eines Schnürsenkels unterhalb der Halskette befestigte. Dann dankte er dem Himmel, daß er sich der Gefahr entledigt hatte. Falls man selber einmal den Bisara von Pooree finden sollte, denke man daran, daß man ihn nicht zerstören darf. Die genauen Gründe hierfür habe ich nicht die Zeit, auseinanderzusetzen, aber die Kraft liegt in dem kleinen hölzernen Fisch. Mr. Gubernatis oder Max Müller werden darüber mehr zu berichten haben als ich.
    Man wird behaupten, die Geschichte sei von Anfang bis zu Ende erlogen. Gut. Wem jemals ein kleines, rubinenbesetztes Silberkästchen in die Hände fällt, sieben Achtel mal dreiviertel Zoll groß, in dessen Innern ein dunkelbrauner, mit Goldbrokat umwickelter Fisch ruht, der behalte es. Er behalte es drei Jahre lang und sehe selbst, ob meine Geschichte wahr oder falsch ist.
    Besser noch, er stiehlt es, wie Pack es tat; es wird ihm leid tun, daß er sich nicht gleich zu Anfang aufgehängt hat.

Meines Freundes Freund
    Diese Geschichte muß aus vielen Gründen in der ersten Person erzählt werden. Der Mann, den ich entlarven will, ist Tranter aus der Bombayer Gegend. Ich will, daß Tranter von seinem Klub boykottiert, von seiner Frau geschieden, aus seinem Amte hinausgeworfen und ins Kittchen gesperrt wird, bis ich eine schriftliche Entschuldigung von ihm in Händen habe. Ich will die ganze Welt vor Tranter aus der Bombayer Gegend warnen.
    Man kennt die leichtfertige Art, in der hier in Indien Bekannte abgefertigt und weitergeschoben werden. Sie ist außerordentlich praktisch, weil man sich auf diese Weise eines Menschen, den man nicht leiden kann, zu entledigen vermag, indem man ihm einen Empfehlungsbrief schreibt und ihn mitsamt dem Schreiben in irgendeinen Zug steckt. Globetrotter werden am besten so behandelt. Wenn man sie unaufhörlich in Bewegung hält, haben sie keine Zeit beleidigende und anstößige Dinge über die anglo-indische Gesellschaft zu sagen.
    Eines Tages während der kühlen Jahreszeit erhielt ich einen vorbereitenden Brief von Tranter aus der Bombayer Gegend, der mich von dem Eintreffen eines solchen Weltreisenden namens Jevon in Kenntnis setzte; und wie gewöhnlich stand in dem Briefe zu lesen, daß jede Freundlichkeit, die ich Jevon erweisen würde, gleichzeitig eine Freundlichkeit gegen Tranter sei. Jeder kennt die Form dieser Art von Mitteilungen.
    Zwei Tage später tauchte Jevon mit einem Empfehlungsbriefe auf, und ich tat für ihn, was in meinen Kräften stand. Er war semmelblond, rotbäckig und typisch – wirklich typisch englisch. Trotzdem hatte er keine persönlichenAnsichten über die indische Regierung. Und er bestand auch nicht darauf, auf der Hauptpromenade der Stadt Tiger zu schießen. Noch bezeichnete er uns als »Kolonisten«, um auf Grund dieses Irrtums in Flanellhemd und Sportanzug mit uns zu Abend zu speisen. Er hatte im Gegenteil ungewöhnlich gute Manieren und war sehr dankbar für das wenige, was ich ihm verschaffte – am dankbarsten für eine Einladung zu dem afghanischen Ball und für die Vermittlung der Bekanntschaft mit Mrs. Deemes, einer Dame, für die ich die größte Bewunderung und Hochachtung hegte, und die tanzte – wie der Schatten eines Blatts in einem leichten Winde. Ich hielt große Stücke auf meine Freundschaft mit Mrs. Deemes; hätte ich jedoch gewußt, was mir bevorstand, ich würde Jevon mit einer Gardinenstange das Genick gebrochen haben, ehe ich ihm jene Einladung verschafft hätte.
    Ich war indes ahnungslos, und er speiste am Abend des Balles, so viel ich weiß, im Klub, während ich zu Hause aß. Als ich dann auf den Ball ging, fragte mich der erste, dem ich in die Arme lief, ob ich Jevon schon gesehen hätte. »Nein«, sagte ich. »Er war im Klub. Ist er noch nicht gekommen?« »Gekommen?« fragte der andere. »Und ob er gekommen ist! Ich rate Ihnen, sich einmal nach ihm umzuschauen.«
    Ich hielt nach Jevon Umschau. Ich fand ihn, wie er auf einer Bank saß und sich selbst

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