Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
Vom Netzwerk:
Hunderttausenddollar-Offerte? Von der vergifteten Atmosphäre beim BCI und ihren schädlichen Auswirkungen auf die Untersuchung? Von dem nagenden Gedanken an Edward Vallorys verschollenes Stück? Von Peggys Eifer, sich an der Jagd zu beteiligen? Von der Erinnerung an Savannah Liston, die mit ängstlicher Stimme das Verschwinden ihrer früheren Mitschülerinnen schilderte? Er musste einsehen, dass es eine ganze Menge Dinge gab, die die Frage nach Madeleines Verbleib ins Abseits gedrängt haben konnten.
    Dann hörte er draußen auf dem Wiesenweg einen Wagen, und prompt fiel es ihm wieder ein: das FreitagabendTreffen mit ihren Strickfreundinnen. Doch wenn das ihr Auto war, kam sie viel früher nach Hause als sonst. Als er auf das Küchenfenster zusteuerte, um hinauszuspähen, klingelte auf dem Schreibtisch im Arbeitszimmer das Telefon, und er eilte zurück.
    »Dave, freut mich, dass ich dich persönlich erwische und nicht nur die Maschine. Es haben sich noch zwei Änderungen ergeben, aber keine Sorge!« In Sonya Reynolds’ typische Begeisterung hatte sich eine Spur von Unruhe geschlichen.
    »Ich wollte dich sowieso anrufen …« Gurney hatte tatsächlich vorgehabt, ihr noch einige Fragen stellen, um sich für die Verabredung morgen Abend mit Jykynstyl besser gewappnet zu fühlen.
    Sonya unterbrach ihn. »Ihr trefft euch nicht zum Abendessen, sondern zum Mittagessen. Hoffentlich ist das kein Problem für dich. Wenn doch, musst du es einfach einrichten, dass es klappt. Jay darf seinen Flug nach Rom nicht verpassen. Und die zweite Änderung ist, dass ich nicht dabei bin.« Das machte ihr offenbar am meisten zu schaffen. »Hast du mir zugehört?«, fragte sie, als Gurney nicht reagierte.
    »Mittagessen ist kein Problem für mich. Du bist verhindert?«
    »Natürlich könnte ich kommen, würde es auch furchtbar gern, aber … Na ja, am besten, ich erzähl dir einfach, was er gesagt hat. Zuerst möchte ich aber vorausschicken, wie unglaublich beeindruckt er von deinen Arbeiten ist. Potenziell bahnbrechend hat er sie genannt. Er ist ganz hingerissen. Also, was er gesagt hat: ›Ich will mich persönlich davon überzeugen, wer dieser David Gurney ist, dieser unglaubliche Künstler, der zufällig auch noch Detective ist. Ich will sehen, in wen ich investiere. Ich will dem Verstand und der Fantasie dieses Mannes ohne Behinderung durch einen Dritten begegnen.‹ Ich habe geantwortet, dass mich noch nie jemand als Behinderung bezeichnet hat. Dass ich nicht gerade erfreut bin über diese Ausgrenzung. Aber für ihn mache ich eine Ausnahme und bleib zu Hause.« Sie schwieg einen Moment. »Du bist so still, David. Was meinst du dazu?«
    »Ich frage mich, ob der Mann wahnsinnig ist.«
    »Er ist eben Jay Jykynstyl. ›Wahnsinnig‹ ist nicht das Wort, das ich benützen würde. ›Sehr ungewöhnlich‹ würde ich eher sagen.«
    Gurney hörte das Öffnen und Schließen der Seitentür und Schritte aus dem Vorraum neben der Küche.
    »David, warum so zurückhaltend? Denkst du nach?«
    »Nein, ich … ich meine, was soll das heißen, er ›investiert‹ in mich?«
    »Ah, das ist die gute Nachricht. Schon allein deswegen wollte ich eigentlich unbedingt bei diesem Abendessen oder Mittagessen dabei sein. Hör gut zu. Damit ändert sich dein Leben. Er will alle Werke von dir besitzen. Nicht nur ein, zwei Sachen. Nein, alle. Und er erwartet, dass sie im Wert steigen werden.«
    »Wieso das?«
    »Alles, was Jykynstyl kauft, steigt im Wert.«
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Gurney eine Bewegung. Madeleine stand mit besorgtem Stirnrunzeln in der Tür zum Arbeitszimmer.
    »Bist du noch da, David?« Sonyas Stimme schäumte über vor ungläubigem Staunen. »Bist du immer so still, wenn dir jemand eine Million Dollar anbietet und sich dir eine neue Welt an Möglichkeiten auftut?«
    »Ich finde es bizarr.«
    Ein Anflug von Verstimmtheit trat in Madeleines Miene, und sie zog sich in die Küche zurück.
    »Natürlich ist es bizarr!«, rief Sonya. »Erfolg in der Kunstwelt ist immer bizarr. Das Bizarre ist die Norm. Weißt du, welche Summen für Mark Rothkos Farbflächen gezahlt werden? Warum soll bizarr ein Problem sein?«
    »Ich muss das erst mal verdauen. Kann ich dich später zurückrufen?«
    »Auf jeden Fall, David. Mein Millionen-David. Morgen ist ein großer Tag, und ich muss dich darauf vorbereiten. Ich spüre doch, dass in deinem Kopf die Rädchen rattern. Mein Gott, David, was denkst du jetzt schon wieder?«
    »Es fällt mir nur schwer zu glauben,

Weitere Kostenlose Bücher