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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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im Dienst festgenagelt.«
    »Was?!«
    »Hat ihn suspendiert, hat ihm gedroht, ihn wegen Alkohol am Steuer anzuzeigen und ihm die Pension zu nehmen, und ihn als Bedingung für die Aufhebung der Suspension zu einer Entziehungskur gezwungen. Ich bin überrascht, dass Sie nichts davon wissen.«
    »Wann war das?«
    »Vor eineinhalb Monaten? Achtundzwanzig Tage Entziehungskur. Jack ist seit ungefähr zehn Tagen wieder im Dienst.«
    »O Mann.« Gurney hatte sich schon gedacht, dass Hardwick ihn zum Teil deswegen an Val Perry vermittelt hatte, weil er hoffte, Rodriguez mit neuen Erkenntnissen in ein schlechtes Licht rücken zu können. Aber erst diese Neuigkeit erklärte das Ausmaß negativer Energie bei der Besprechung.
    »Ich bin überrascht, dass Sie nichts davon wissen«, wiederholte Kline. Der Zweifel in seiner Stimme machte die Äußerung zum Vorwurf.
    »Wenn ich davon gewusst hätte, hätte ich mich nie auf die Sache eingelassen. Auf jeden Fall ist es ein Grund mehr für mich, nur mit meiner Klientin und Ihnen zu sprechen – vorausgesetzt, ein direkter Kontakt zu mir vergiftet nicht Ihr Verhältnis zum BCI .«
    Kline grübelte lange nach, und Gurney malte sich aus, wie der Schaden-Nutzen-Rechner des Mannes von den vielen Kombinationen bereits rauchte.
    »Na schön – mit einer wesentlichen Einschränkung. Es darf kein Zweifel daran bestehen, dass Sie für die Familie Perry arbeiten, völlig unabhängig von meinem Büro. Das heißt, Sie können sich unter keinen Umständen auf unsere Ermittlungsbefugnisse berufen oder irgendeine Form von Immunität in Anspruch nehmen. Sie handeln als der Privatmann Dave Gurney, Punkt. Unter dieser Voraussetzung höre ich mir gerne an, was Sie zu sagen haben. Glauben Sie mir, ich habe größten Respekt vor Ihnen. Wie könnte es auch anders sein bei Ihren beruflichen Erfolgen und nach der Lösung des Falls Mellery? Wir müssen uns nur über Ihre inoffizielle Position im Klaren sein. Noch Fragen?«
    Gurney musste grinsen. Kline war wirklich berechenbar. Der Mann wich nie auch nur eine Handbreit vom Leitprinzip seines Lebens ab: So viel wie nur möglich aus anderen herausholen, und sich dabei gleichzeitig nach allen Seiten absichern.
    »Eine Sache noch, Sheridan. Wie kann ich Kontakt zu Rebecca Holdenfield aufnehmen?«
    Klines Stimme wurde argwöhnisch. »Was wollen Sie von ihr?«
    »Ich bekomme allmählich eine Vorstellung von dem Mörder. Sehr hypothetisch, noch nichts Klares, aber es würde mir vielleicht helfen, mich mit jemandem wie Rebecca auszutauschen.«
    »Gibt es einen Grund, warum Sie den Mörder nicht beim Namen nennen?«
    »Hector Flores, meinen Sie?«
    »Haben Sie ein Problem damit?«
    »Zwei. Erstens wissen wir nicht, ob er bei Jillians Eintreten allein im Cottage war, also können wir auch nicht sicher sein, dass er der Mörder ist. Im Grunde wissen wir nicht einmal, ob er wirklich im Cottage war. Angenommen, da drinnen hat jemand anders auf sie gewartet? Klar, alles reine Theorie – ich will damit nur sagen, dass wir es nicht wissen. Alles nur Indizien, Annahmen, Wahrscheinlichkeiten. Zweitens der Name. Wenn sich hinter dem Gärtner ein kaltblütiger Mörder verbirgt, dann ist ›Hector Flores‹ bestimmt ein Deckname.«
    »Warum habe ich das Gefühl, dass wir uns im Kreis drehen wie auf einem Karussell? Alles, was geklärt scheint, löst sich wieder in Luft auf.«
    »Karussell klingt doch gar nicht mal so schlecht. Ich habe eher das Gefühl, dass ich in einen Abgrund gerissen werde.«
    »Und Becca wollen Sie mit hinunterreißen?«
    Gurney zog es vor, nicht auf Klines dunkle Andeutung einzugehen. »Sie soll mir helfen, einen realistischen Blick zu bewahren. Sie soll Grenzen ziehen, damit ich mir kein falsches Bild mache von dem Mann, den ich suche.«
    Vielleicht aufgerüttelt durch diese Worte, die ihn an Gurneys beispiellose Aufklärungsquote bei Mordfällen erinnerten, wechselte Kline die Spur. »Ich richte ihr aus, sie soll Sie anrufen.«
    Eine Stunde später saß Gurney an seinem Schreibtisch vor dem Computer und starrte in die gefühllosen schwarzen Augen von Peter Piggert – einem Mann, der vielleicht einiges mit dem Mörder von Jillian Perry und auf jeden Fall vieles gemeinsam hatte mit dem Schurken in Edward Vallorys verschollenem Stück. Er war sich nicht sicher, was ihn zu dem Porträt des Mannes zurückgeführt hatte, das er vor einem Jahr geschaffen hatte: die mögliche Relevanz für die Psychologie des Mörders, dem er auf der Spur war, oder das darin

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