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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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über eine Geschäftsallianz mit Zog Interesse an der sechzehnjährigen Tirana zeigte, hat Zog sie einfach als Teil der Vereinbarung draufgelegt. Dachte sich wahrscheinlich, dass es für beide Seiten vorteilhaft ist. Zog gibt Skard was, das Skard schätzt und Zog nichts kostet, und dazu wird er auch noch seine bekloppte Tochter los, die ihm auf die Nerven geht. Giotto und er werden zu Blutsbrüdern, ohne dass sie sich in den Daumen ritzen müssen.«
    »Schlauer Schachzug«, sagte Gurney.
    »Stimmt. Jetzt ist diese durchgeknallte Sechzehnjährige, die von einem wahnsinnigen albanischen Mörder großgezogen wurde, mit einem wahnsinnigen sardischen Mörder verheiratet. Und eigentlich will sie nur tanzen. Giotto hingegen will Söhne – viele Söhne. Gut fürs Geschäft. Also bringt sie Giottos Kinder auf die Welt, alles Söhne, genau, wie er es sich vorstellt. Tiziano, Raffaele, Leonardo. Das macht ihn ziemlich glücklich. Aber Tirana will weiterhin nur tanzen. Und jedes Kind macht sie noch ein wenig verrückter. Nach dem dritten ist sie reif für die Klapsmühle. Dann macht sie eine große Entdeckung: Koks! Sie findet raus, dass Schnupfen fast genauso gut ist wie Tanzen. Sie schnupft ziemlich viel. Als sie Giotto kein Geld mehr stehlen kann – sowieso ein ziemlich gefährliches Unterfangen –, schläft sie mit dem Koksdealer. Als Giotto ihr draufkommt, zerhackt er ihn.«
    »Er zerhackt ihn?«
    »Ja. Buchstäblich in kleine Stücke. Eine Botschaft.«
    »Beeindruckend.«
    »Richtig. Dann beschließt Giotto, mit seiner Familie nach Amerika zu ziehen. Besser für alle, meint er. Womit er eigentlich meint, besser fürs Geschäft. Für Giotto zählt bloß das Geschäft. Als sie hier sind, treibt es Tirana mit den amerikanischen Kokshändlern. Giotto zerhackt sie alle. Jeder, der sie fickt, wird zerschnipselt. Sie schläft mit so vielen, dass er kaum noch nachkommt. Schließlich schmeißt er sie raus, zusammen mit dem dritten Sohn Leonardo, der inzwischen zehn ist – entweder schwul oder schizophren, jedenfalls so verkorkst, dass Giotto nichts mit ihm anfangen kann. Mit dem Geld, das ihr Giotto zum endgültigen Abschied gibt, eröffnet sie eine Modelagentur für Kinder, deren Eltern ihren Nachwuchs in die Werbung oder ins Fernsehen bringen möchten. Sie bietet Schauspiel- und Tanzunterricht an, um die Karriere der Kleinen zu fördern. Inzwischen konzentriert sich Giotto mit den zwei älteren Söhnen auf die Pflege seines Sex- und Erpressungs-Imperiums. Klingt nach einem glücklichen Ende für alle Beteiligten. Aber es gibt einen Haken in der Suppe.«
    »Haar.«
    »Was?«
    »Ein Haar in der Suppe, keinen Haken.«
    »Haar, Haken, egal. Das Dumme an der Modelagentur der koksbenebelten Tirana ist nämlich, dass sie die Kinder belästigt. Sie treibt es nicht nur nach wie vor mit Koksdealern, sondern mit jedem zehn-, elf- oder zwölfjährigen Jungen, der ihr in die Finger kommt.«
    »Meine Güte. Wie ist es ausgegangen?«
    »Sie wurde verhaftet und vor Gericht gestellt wegen vielfachem sexuellem Missbrauch, Körperverletzung, Unzucht und Vergewaltigung. Letztlich wurde sie in eine staatliche Heilanstalt eingewiesen, und dort ist sie bis auf den heutigen Tag.«
    »Und ihr Sohn?«
    »War zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung bereits verschwunden.«
    »Verschwunden?«
    »Entweder ist er weggelaufen, oder sein Vater hat ihn wieder zu sich genommen. Vielleicht wurde er stillschweigend bei einer Pflegefamilie untergebracht und adoptiert. Aber den Skards ist durchaus auch zuzutrauen, dass er tot ist. Sentimentalitäten haben Giotto noch nie davon abgehalten, etwas zu Ende zu bringen.«

56
Eine Frage der Kontrolle
    Auf halbem Weg von Musgrave nach Walnut Crossing läutete das Handy erneut. Rebecca Holdenfields aufgedreht nervöse Stimme erinnerte genauso an die junge Sigourney Weaver wie ihr Gesicht und ihr Haar. »Sie kommen also nicht?«
    »Pardon?«
    »Hören Sie denn Ihre Mailbox nicht ab?«
    Da fiel es ihm ein. Am Morgen hatte er eine schriftliche und eine mündliche Nachricht erhalten. Nach der SMS hatte er zuerst gesehen, und danach war er davongewirbelt worden in eine Welt der Spekulationen über seinen Filmriss in einem Sandsteinhaus. Die Mailbox hatte er völlig vergessen.
    »Oh, tut mir leid, Rebecca. Ich hab einfach zu viel um die Ohren. Sie haben mich heute Nachmittag erwartet?«
    »Sie haben mich in Ihrer Nachricht darum gebeten, also habe ich zugesagt.«
    »Können wir es vielleicht morgen nachholen? Was ist morgen überhaupt

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