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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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frühere Mapleshade-Schülerin wurde tot in Florida entdeckt. Sexualmord.«
    Madeleine schloss das Buch und fixierte ihn. »Und was denkst du jetzt?«
    »Vielleicht haben die anderen verschwundenen Frauen das gleiche Ende genommen.«
    »Ermordet von demselben Täter?«
    »Die Möglichkeit besteht.«
    Madeleine musterte sein Gesicht, als wäre es mit unausgesprochenen Informationen beschrieben.
    »Was ist?«
    »Ist es das, was dich so beschäftigt?«
    Durch seinen Magen zog ein mulmiges Gefühl. »Ein Teil davon. Ein anderer Teil ist, dass die Polizei nichts aus dem Tatverdächtigen herausbringt – nichts, außer dass er alles kategorisch abstreitet. Und seine Anwälte und PR -Berater füttern die Medien mit alternativen Szenarien – haufenweise harmlose Erklärungen, wie die Leiche einer vergewaltigten, gefolterten und enthaupteten Frau in seiner Gefriertruhe gelandet sein könnte.«
    »Und du meinst, du musst mit dem Monster reden …«
    »Ich behaupte nicht, dass ich ein Geständnis aus ihm herausholen könnte, aber …«
    »Aber du würdest es besser machen als die Leute vor Ort?«
    »Das wäre nicht besonders schwer.« Seine Arroganz ließ ihn innerlich zusammenzucken.
    Madeleine runzelte die Stirn. »Wäre nicht das erste Mal, dass der Star-Ermittler eine Herausforderung annimmt und das Geheimnis entschlüsselt.«
    Unangenehm berührt starrte er sie an.
    Wieder schien sie in seinem Gesicht zu lesen.
    »Was ist?«
    »Hab nichts gesagt.«
    »Aber du denkst dir was. Verrat es mir.«
    Sie zögerte. »Ich dachte, du magst Rätsel.«
    »Das gebe ich zu. Na und?«
    »Warum bist du dann so bedrückt?«
    Die Frage brachte ihn aus der Fassung. »Vielleicht bin ich nur erschöpft, ich weiß auch nicht.« Doch er wusste es. Er fühlte sich schlecht wegen der Ereignisse in New York, aber vor allem, weil er sich nicht dazu überwinden konnte, ihr davon zu erzählen. Dieses Schweigen und das unaufhörliche Kreisen um seine Rohypnolsorgen hatten ihn auf schreckliche Weise isoliert.
    Er schüttelte den Kopf, wie um die Bitten seines besseren Selbsts abzuweisen, das ihn mit leiser Stimme anflehte, dieser Frau, die ihn liebte, die Wahrheit zu gestehen. Seine Angst war so groß, dass sie genau das verhinderte, was die Angst beseitigt hätte.

57
Planen
    So angespannt seine Beziehung zu Madeleine manchmal war, für Gurney war sie immer die tragende Säule für seine innere Stabilität gewesen. Doch diese Beziehung beruhte auf einem Grad von Offenheit, zu dem er sich im Augenblick nicht fähig fühlte.
    Mit der Verzweiflung eines Ertrinkenden klammerte er sich an seine einzige andere Säule, seine Identität als Kriminalermittler, und versuchte, all seine Energie auf die Lösung des Falls zu konzentrieren.
    Der nächste Schritt war nach seiner Überzeugung eine Unterhaltung mit Jordan Ballston. Er musste sich irgendwie dieses Gespräch erzwingen. Rebecca hatte ihm eingeschärft, dass Angst die Waffe war, um den Panzer dieses reichen Psychopathen zu durchbrechen, und auch Gurney sah darin den besten Ansatz. Allerdings hatte er noch ihre Warnung im Ohr, dass so etwas kein Kinderspiel war.
    Angst.
    Ein Thema, mit dem Gurney gerade im Augenblick auf bedrängende Weise vertraut war. Vielleicht konnte er aus dieser Erfahrung Kapital schlagen. Was genau jagte ihm selbst denn solche Angst ein? Er suchte die drei beunruhigenden SMS und las sie sorgfältig durch.
    »Diese Leidenschaft! Diese Geheimnisse! Diese herrlichen Fotos!«
    »Denken Sie noch an meine Mädchen? Die zwei denken fest an Sie.«
    »Sie sind so ein interessanter Mann, ich hätte wissen müssen, dass meine Töchter Sie anbeten werden. Sehr freundlich von Ihnen, in die Stadt zu kommen. Nächstes Mal werden sie Sie besuchen. Wann? Wer weiß? Sie wollen, dass es eine Überraschung wird.«
    Die Worte lösten ein hohles, nagendes Gefühl in seiner Brust aus.
    Hinterhältige Drohungen, in nichtssagende Banalitäten gekleidet.
    Unspezifisch, aber bösartig.
    Unspezifisch. Ja, das war es. Er dachte daran, wie sein Englischlehrer die emotionale Kraft von Harold Pinter erklärt hatte: Den größten Schrecken verbreiten nicht die ausgesprochenen, sondern die von unserer Vorstellung heraufbeschworenen Gefahren. Nicht die langen Tiraden eines Wütenden jagen uns einen Schauer über den Rücken, sondern das Unheilvolle einer gelassenen Stimme.
    Diese Bemerkung war ihm im Gedächtnis geblieben, weil sie ihm sofort eingeleuchtet hatte und von der Erfahrung im Lauf der Jahre vielfach

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