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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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doch unersättlich. »Warte draußen, Schatz.« Stöhnend. »Bin gleich bei dir.« Das Gesicht glänzend vor Schweiß, rot. Die Lippen geöffnet. Die Augen wild.

63
Genau wie in Ashtons Cottage
    Die Ermittler des BCI trafen in zwei Schüben ein – Jack Hardwick um Mitternacht, die Spurensicherung eine Stunde später.
    Die Kriminaltechniker in ihren weißen Schutzanzügen gaben sich anfangs skeptisch angesichts eines Tatorts, der nur die ungeklärte Gegenwart einer kaputten Puppe zu bieten hatte. Sie waren an die blutigen Überbleibsel von Mord und Totschlag gewöhnt. So war es wohl verständlich, dass sie zunächst die Brauen hochzogen und fragende Blicke austauschten.
    Auch ihre ersten Erklärungen – dass ein Kind die Puppe hingelegt haben könnte, dass es ein dummer Streich war – waren vielleicht verständlich, doch das machte sie für Madeleine nicht erträglicher, und deren offene Frage an Hardwick konnten sie wahrscheinlich hören: »Sind die betrunken oder einfach nur blöd?«
    Doch nachdem Hardwick die Techniker beiseitegenommen und sie auf die unheimliche Ähnlichkeit zwischen der Position der Puppe und der der ermordeten Jillian Perry hingewiesen hatte, nahmen sie die Räumlichkeiten so gründlich unter die Lupe, als wären sie mit Kugeln durchsiebt worden.
    Leider kam dabei nichts Zählbares heraus. Obwohl sie alles durchkämmten, Fingerabdrücke und Fasern sicherten, stießen sie auf nichts Interessantes. Der Raum enthielt die Abdrücke einer Person, zweifellos die Madeleines. Gleiches galt für die wenigen Haare, die an der Lehne des Stuhls am Fenster entdeckt wurden, wo Madeleine immer an ihren Stricksachen arbeitete. Die Rahmeninnenseite des angrenzenden Fensters, das Gurney aufmachen musste, wenn es klemmte, trug die Abdrücke einer zweiten Person, zweifellos die Gurneys. Nichts auf dem Rumpf oder dem Kopf der Puppe. Es war ein beliebtes Puppenmodell, das in jedem Walmart verkauft wurde. An den Eingangstüren unten waren viele Abdrücke, die mit denen im Gästezimmer übereinstimmten. Keine Tür und kein Fenster ließen Anzeichen eines gewaltsamen Eindringens erkennen. Keine Abdrücke an der Außenseite der Fenster. Die Untersuchung der Böden mit Halogenscheinwerfern förderte keine Spuren zutage, die nicht zu Daves und Madeleines Schuhgrößen passten. Die Überprüfung aller Türen, Geländer, Arbeitsplatten, Wasserhähne und Toilettengriffe brachte das gleiche Ergebnis.
    Als die Techniker schließlich ihre Ausrüstung zusammenpackten und gegen vier Uhr früh in ihrem Wagen verschwanden, nahmen sie die Puppe, die Bettdecke und die Läufer von beiden Seiten des Betts mit.
    »Wir führen die Standardtests durch«, sagte einer von ihnen im Hinausgehen zu Hardwick. »Aber zehn zu eins, dass sie sauber sind.« Der Mann hörte sich erschöpft und frustriert an.
    Als Hardwick in die Küche kam und sich gegenüber von Gurney und Madeleine an den Tisch setzte, meinte Gurney: »Genau wie in Ashtons Cottage.«
    »Ja.« Hardwick machte einen fahrigen Eindruck.
    »Was heißt das?« Madeleine klang feindselig.
    »Das Aseptische daran. Keine Abdrücke, einfach nichts.«
    Aus ihrer Kehle drang ein gequälter Laut. Sie holte tief Luft. »Also … was … machen wir jetzt? Ich meine, wir können doch nicht einfach …«
    »Bevor ich fahre, kommt ein Streifenwagen«, antwortete Hardwick. »Sie stehen mindestens achtundvierzig Stunden unter Schutz, kein Problem.«
    »Kein Problem?« Madeleine starrte ihn fassungslos an. »Wie können Sie …?« Ohne den Satz zu beenden, stand sie auf und verließ kopfschüttelnd das Zimmer.
    Ratlos starrte ihr Gurney nach. Ihr Gefühlsausbruch wühlte ihn fast genauso auf wie das Ereignis, das ihn ausgelöst hatte.
    Hardwick hatte sein Notizbuch vor sich liegen. Er schlug es auf und zog einen Stift aus der Hemdtasche. Doch statt zu schreiben, klopfte er damit auf die leere Seite. Er wirkte erschöpft und vage beunruhigt.
    »Also …« Er räusperte sich. Dann sprach er, als müsste er die Worte einen Hang hinaufschieben. »Nach meinen Aufzeichnungen … warst du den ganzen Tag weg.«
    »Genau. In Florida. Dort habe ich fast ein Geständnis aus Jordan Ballston rausgeholt. Und ich hoffe, da wird gerade nachgefasst.«
    Hardwick legte den Stift weg, schloss die Augen und massierte sie mit Daumen und Zeigefinger. Als er sie wieder aufschlug, wandte er sich wieder dem Notizbuch zu. »Und deine Frau sagt, sie war den ganzen Nachmittag außer Haus – ungefähr von eins bis halb sechs.

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