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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Reaktionen schienen Ballston regelrecht zu beflügeln. Seine Augen leuchteten. »Schreckliche Dinge, die eine schreckliche Strafe verdienen.«
    Vielleicht zwei oder drei Sekunden lang herrschte sowohl in Palm Beach als auch in Albany atemlose Stille.
    Schließlich durchbrach Darryl Becker den Bann mit einer praktischen Frage. »Also im Klartext: Sie haben Melanie Strum getötet?«
    »Das ist richtig.«
    »Und Karnala hat Ihnen noch andere Frauen geschickt?«
    »Ja.«
    »Wie viele andere?«
    »Zwei.«
    »Was haben Sie über sie gewusst?«
    »Über die langweiligen Details ihres Alltags nichts. Über ihre Leidenschaften und Verfehlungen alles.«
    »Wussten Sie, wo sie herkommen?«
    »Nein.«
    »Wie Karnala sie angeworben hat?«
    »Nein.«
    »Haben Sie je versucht, mehr darüber herauszufinden?«
    »Das war ausdrücklich untersagt.«
    Becker setzte sich zurück und musterte Ballston.
    Gurney hatte den Eindruck, dass der Beamte, überwältigt von einem Grad der Perversion, den er nicht erwartet hatte, Zeit gewinnen wollte, um über das weitere Vorgehen nachzudenken.
    Gurney wandte sich an Rodriguez. Angesichts der Ungeniertheit von Ballstons Aussage wirkte der Captain genauso entgeistert wie Becker. »Sir?«
    Rodriguez nahm ihn zuerst überhaupt nicht wahr.
    »Sir, ich würde gern eine Frage nach Palm Beach schicken.«
    »Worum handelt es sich?«
    »Becker soll Ballston fragen, warum er Melanie den Kopf abgeschnitten hat.«
    Das Gesicht des Captains zuckte vor Widerwillen. »Natürlich weil er ein perverses, sadistisches, blutrünstiges Schwein ist.«
    »Ich glaube, die Frage wäre nützlich.«
    Die Worte aus seinem eigenen Mund schienen Rodriguez Schmerzen zu bereiten. »Was soll es denn sonst sein, wenn nicht ein Teil seines abartigen Rituals?«
    »So wie das Abtrennen von Jillians Kopf nur ein Teil von Hectors Ritual war?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Gurneys Ton wurde härter. »Es ist eine einfache Frage, die gestellt werden muss. Uns läuft die Zeit davon.« Ihm war klar, dass Rodriguez aufgrund der ganz ähnlichen Probleme mit seiner cracksüchtigen Tochter kaum mehr handlungsfähig war, doch darauf konnte Gurney im Augenblick keine Rücksicht nehmen.
    Mit rotem Gesicht, das sich scharf von seinem gestärkten weißen Kragen und dem schwarzen Haar abhob, nickte der Captain Wigg zu. »Schicken Sie eine Frage. ›Warum hat ihr Ballston den Kopf abgeschnitten?‹«
    Sergeant Wiggs Finger hackten hektisch auf die Tastatur ein.
    Auf dem Monitor bedrängte Becker gerade Ballston, um doch etwas über die Herkunft der Frauen zu erfahren, und Ballston wiederholte, dass er darüber nichts wusste.
    Becker schien kurz davor, einen neuen Anlauf zu nehmen, doch dann wurde er auf sein Notebook aufmerksam, wo offenbar gerade die von Wigg gesendete Frage aufgetaucht war. Er blickte kurz in die Kamera und nickte, ehe er das Thema wechselte.
    »Also, Jordan, dann verraten Sie mir mal, warum Sie das getan haben.«
    »Was getan?«
    »Warum Sie Melanie Strum auf diese Weise getötet haben.«
    »Ich fürchte, das ist Privatsache.«
    »Vergessen Sie die Privatsache. Die Abmachung lautet, wir stellen Fragen, und Sie antworten.«
    »Ja …« Ballstons Elan ließ nach. »Ich würde sagen, es war zum Teil eine Frage persönlicher Vorlieben und …« Zum ersten Mal zeigte er einen Anflug von Unruhe. »Ich muss Sie was fragen, Lieutenant. Meinen Sie … den gesamten Vorgang … oder nur das Entfernen des Kopfs?«
    Becker zögerte. Der banale Ton der Unterhaltung brachte ihn anscheinend immer mehr ins Schleudern. »Beschäftigen wir uns zunächst mal mit dem Entfernen des Kopfs.«
    »Verstehe. Nun, das war, wie soll ich sagen, eine Gefälligkeit.«
    »Es war was?«
    »Eine Gefälligkeit. Eine Abmachung.«
    »Eine Abmachung?«
    Ballston schüttelte den Kopf wie ein Lehrer, der an einem begriffsstutzigen Schüler verzweifelt. »Ich glaube,die Grundvereinbarung habe ich schon erklärt. Auch die Fähigkeit von Karnala, unter Berücksichtigung der psychologischen Dimension ein kundenspezifisches Produkt zu liefern. Das haben Sie doch verstanden, Lieutenant?«
    »Ja, das habe ich genau verstanden.«
    »Karnala ist die einzige Adresse, die das kann.«
    »Ja, kapiert.«
    »Für eine Fortführung unserer Geschäftsbeziehungen haben sie eine einzige kleine Bedingung gestellt.«
    »Dass Sie dem Opfer den Kopf abschneiden?«
    »Nach dem Vorgang. Als eine Art Nachtrag, wenn man so will.«
    »Und was war der Zweck dieses Nachtrags?«
    »Wer weiß? Wir

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