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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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vielleicht dreißig Meter hinter dem Haupthaus.
    »Mit wie vielen Kameras wurde das gefilmt, sagst du?«
    »Vier auf Stativen, dazu die im Hubschrauber.«
    »Wer hat den Schnitt gemacht?«
    »Die Videospezialisten vom BCI .«
    Gurney sah, wie Scott Ashton an die Cottagetür klopfte – sah es und hörte es, obwohl der Ton nicht so klar war wie das Bild. Die Tür und Ashtons Rücken bildeten ungefähr einen Fünfundvierzig-Grad-Winkel zur Kamera. Ashton pochte erneut und rief: »Hector.«
    Darauf ertönte eine spanisch klingende Stimme, allerdings zu leise, um sie zu verstehen. Gurney warf Hardwick einen fragenden Blick zu.
    »Wir haben es im Labor verstärkt. ›Está abierta.‹ Das heißt: ›Es ist offen.‹ Entspricht auch Ashtons Erinnerung an Hectors Äußerung.«
    Ashton öffnete die Tür, trat ein und zog sie hinter sich zu.
    Hardwick griff nach der Fernbedienung und spulte vor. »Er bleibt ungefähr fünf, sechs Minuten drinnen, dann macht er auf und sagt: ›Falls du es dir anders überlegst …‹ Er kommt raus, macht zu und geht weg.« Hardwick ließ die Vorlauftaste los, als Ashton aus dem Cottage trat. Der Hausherr wirkte unzufrieden.
    »Haben sie so miteinander geredet?«, fragte Gurney. »Ashton auf Englisch und Flores auf Spanisch?«
    »Das hat mich auch interessiert. Ashton hat mir erzählt, dass das eine relativ neue Entwicklung war. Ein oder zwei Monate davor haben sie sich noch auf Englisch unterhalten. Seiner Meinung nach eine Art feindselige Regression. Hector hat sich geweigert, die erlernte Sprache zu sprechen, um Ashton, von dem er sie gelernt hatte, seine Ablehnung zu zeigen. Oder irgend so ein Psychoquatsch.«
    Als Ashton knapp davor war, aus dem Bild zu verschwinden, wechselte die Einstellung zu einer Kamera, die ihn zeigte, wie er sich einem Gartenpavillon mit griechischen Säulen näherte – die Art von Miniparthenon, die durch viktorianische Landschaftsarchitekten Verbreitung gefunden hatte –, wo vier Männer im Smoking ihre Notenständer und Klappstühle vorbereiteten. Ashton redete kurz mit ihnen, aber von den Stimmen war nichts zu hören.
    »Streichquartett statt einem schlichten DJ ?«
    »Das ist Tambury – was Schlichtes gibt es da nicht.« Hardwick spulte wieder vor, und alles zappelte vorbei, der Rest von Ashtons Unterhaltung mit den Musikern, Panoramaschwenks über den fürstlichen Grundbesitz und das Haupthaus, die Partyserviceangestellten beim Arrangieren von Tellern und Silberbesteck auf weißen Tischtüchern, zwei gertenschlanke Barfrauen beim Aufstellen von Flaschen und Gläsern, und Nahaufnahmen von roten und weißen Petunien, die aus stilvollen Steinvasen quollen.
    »Und das war genau vor vier Monaten?«
    Hardwick nickte. »Fast auf den Tag genau. Der zweite Sonntag im Mai. Perfekter Zeitpunkt für eine Hochzeit. Frühlingsfreuden, laue Luft, Paarungszeit, Nestbau, gurrende Tauben.«
    Sein unerbittlich sarkastischer Ton zerrte an Gurneys Nerven.
    Als Hardwick die DVD wieder in normaler Geschwindigkeit laufen ließ, war die Kamera gerade auf ein kunstvolles Efeu-Spalier gerichtet, das als Eingang zur Rasenfläche diente. In lockerer Reihenfolge spazierten die Gäste hindurch. Im Hintergrund erklang heitere Barockmusik.
    Jedes Paar, das durch den Bogen trat, stellte Hardwick anhand einer zerknitterten Liste vor, die er aus der Hosentasche gezogen hatte. »Der Polizeichef von Tambury, Burt Luntz, und Gattin … die Präsidentin des Dartwell College und Gemahl … Ashtons Literaturagentin und ihr Gatte … der Vorsitzende der British Heritage Society von Tambury mit Gemahlin … die Kongressabgeordnete Liz Laughton und Gemahl … der Philanthrop Angus Boyd und sein junger Wasauchimmer – er nennt ihn Assistent … der Herausgeber des International Journal of Clinical Psychology und Gattin … der Vizegouverneur mit Gemahlin … der Dekan der medizinischen …«
    Gurney unterbrach ihn. »Sind die alle so?«
    »Ob sie alle nach Geld, Macht und Beziehungen stinken? Ja. Unternehmensführer, bedeutende Politiker, Zeitungsherausgeber, sogar ein gottverdammter Bischof.«
    Zehn Minuten lang strömte die Schar der Privilegierten in Scott Ashtons botanischen Garten. Niemand schien fehl am Platz in dieser gehobenen Sphäre. Aber es schien auch niemand sonderlich begeistert.
    »Wir kommen zum Ende der Schlange«, erklärte Hardwick. »Als Nächstes haben wir die Eltern der Braut: Dr. Withrow Perry, der weltberühmte Neurochirurg, und Val Perry, seine Trophäenfrau.«
    Der Arzt war

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