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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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verschwunden war. »Kann ich Ihnen sonst noch was erzählen?«
    »Hat Ihnen der Altersunterschied zwischen neunzehn und achtunddreißig nichts ausgemacht?«
    »Nein.« Ihr Blaffen bestätigte seinen Verdacht, dass es ihr sehr wohl etwas ausgemacht hatte.
    »Was meint denn Ihr Mann zu Ihrem Vorhaben, einen Privatdetektiv zu engagieren?«
    »Er unterstützt mich.«
    »Was heißt das genau?«
    »Er unterstützt mich in dem, was ich will.«
    Gurney wartete.
    »Wollen Sie wissen, wie viel er zu zahlen bereit ist?« Ärger verzerrte ihre vollkommenen Züge.
    Gurney schüttelte den Kopf. »Darum geht’s mir nicht.«
    Offenbar hatte sie ihn nicht gehört. »Geld ist kein Problem. Ich habe Ihnen doch erklärt, wir haben sauviel Geld, Mr Gurney, sauviel , verstehen Sie. Egal, was es kostet, für mich zählt nur, dass gemacht wird, was ich will!«
    Auf ihrem zarten Teint erschienen rote Flecken, und die Worte sprudelten voller Verachtung aus ihr heraus. »Mein Mann ist der bestbezahlte Neurochirurg auf der ganzen Scheißwelt. Er schiebt über vierzig Millionen Dollar im Jahr ein. Wir leben in einer Scheißhütte, die zwölf Millionen gekostet hat. Sehen Sie diesen Klunker an meinem Finger?« Wütend starrte sie auf den Ring, als hätte sie einen Tumor an der Hand. »Das blöde Scheißding ist zwei Millionen wert. Fragen Sie mich also bitte nicht nach Geld, gottverdammte Scheiße.«
    Gurney saß zurückgelehnt da, das Kinn auf die Fingerspitzen gestützt. Madeleine war zurückgekehrt und stand stumm vor der Terrasse. Sie trat an den Tisch.
    »Alles in Ordnung?« Sie klang, als hätte der Ausbruch, den sie gerade miterlebt hatte, nicht mehr Bedeutung als ein Niesanfall.
    »Entschuldigung«, murmelte Val Perry.
    »Möchten Sie ein Glas Wasser?«
    »Nein, mir geht’s gut, wirklich … ich … Doch, Wasser wäre gut. Danke.«
    Madeleine lächelte und trat mit einem freundlichen Nicken durch die Verandatür ins Haus.
    »Ich …« Nervös zupfte Val Perry ihre Bluse zurecht. »Ich wollte einfach zum Ausdruck bringen … sicher etwas … übertrieben …, dass Geld keine Rolle spielt. Wichtig ist nur das Ziel. Egal, was benötigt wird, um das Ziel zu erreichen … die Ressourcen stehen zur Verfügung. Mehr wollte ich nicht sagen.« Sie presste die Lippen zusammen, wie um jede weitere Entgleisung zu verhindern.
    Madeleine kam mit einem Glas Wasser und stellte es auf den Tisch. Die Frau griff hastig danach, trank es halb leer und setzte es behutsam ab. »Vielen Dank.«
    Ehe sie sich zurückzog, huschte ein schelmisches Funkeln durch Madeleines Blick. »Wenn Sie noch was brauchen, schreien Sie einfach.«
    Aufrecht und reglos saß Val Perry da. Offenbar rang sie noch immer um ihre Fassung. Nach einer Minute atmete sie schließlich tief durch. »Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll. Vielleicht gibt es nichts mehr zu sagen außer einem …« Sie schluckte. »Werden Sie mir helfen?«
    Interessant. Sie hätte auch fragen können: »Übernehmen Sie den Fall?« Hat sie es auf ihre Weise formuliert, um mir die Ablehnung schwerer zu machen?
    Doch ganz gleich, wie sie fragte, ihm war klar, dass es verrückt wäre, auf ihren Vorschlag einzugehen. »Tut mir leid. Ich glaube, ich kann nicht.«
    Sie saß nur da, hielt sich am Tischrand fest und schaute ihm in die Augen. »Warum nicht?« Ihre Stimme war kaum zu hören.
    Er überlegte, was er ihr antworten sollte.
    Zum einen, Mrs Perry, haben Sie zu viel Ähnlichkeit mit der Beschreibung Ihrer Tochter. Außerdem könnte der unvermeidliche Zusammenstoß mit den offiziell ermittelnden Behörden für mich zu einem Desaster werden. Und außerdem: Wenn ich mich wieder auf einen Mordfall stürze, ist der Ehekrach mit Madeleine vorprogrammiert.
    Er entschied sich für eine weniger offene Formulierung: »Mein Eingreifen könnte die laufende Polizeiuntersuchung behindern, und das wäre schlecht für alle Beteiligten.«
    »Ich verstehe.« Nichts in ihrer Miene deutete darauf hin, dass sie seine Entscheidung akzeptierte.
    Er wartete ab, was als Nächstes kam.
    »Ich kann Ihr Zögern nachvollziehen. An Ihrer Stelle ginge es mir genauso. Deswegen möchte ich Sie nur bitten, sich nicht festzulegen, bis Sie das Video gesehen haben.«
    »Das Video?«
    »Hat Hardwick das nicht erwähnt?«
    »Ich fürchte nicht.«
    »Es ist alles drauf, das ganze … Ereignis.«
    »Sie meinen doch nicht etwa ein Video von dem Empfang, wo der Mord passiert ist?«
    »Doch, genau das meine ich. Das Ganze wurde aufgenommen. Jede Minute.

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