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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Jagdgewehr gebeten. Ist das richtig?«
    »Ja. Ich wollte wissen, wie schnell …«
    Sie unterbrach ihn. »Sie können Ihre Fragen schriftlich vorlegen. Dr. Perry wird entscheiden, ob eine Verabredung erforderlich ist.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das in meiner Nachricht so klar ausgedrückt habe, aber es geht hier um Nachforschungen zum Mord an seiner Stieftochter.«
    »Das ist uns bekannt, Detective. Wie gesagt, legen Sie Ihre Fragen schriftlich vor. Soll ich Ihnen die Adresse durchgeben?«
    »Das ist nicht nötig.« Gurney hatte Mühe, seinen Ärger hinunterzuschlucken. »Letztlich läuft es auf eine ganz schlichte Frage hinaus: Kann er genau angeben, wo sein Gewehr am Nachmittag des 17. Mai war?«
    »Wie schon erwähnt, Detective …«
    »Leiten Sie die Frage einfach weiter, Ms Smart. Vielen Dank.«

28
Eine andere Perspektive
    Fast hätte er sie übersehen.
    Als er die Stelle erreichte, wo die Schotterstraße auf sein Grundstück stieß und als grasbewachsener Feldweg durch die Wiese hinauf zum Haus führte, stieg links von ihm aus dem Wipfel einer hohen Schierlingstanne ein Habicht mit rotem Schwanz auf und flog über den Weiher. Als er beobachtete, wie der Greifvogel hinter den fernen Bäumen verschwand, bemerkte er plötzlich Madeleine auf der verwitterten Bank am Teichufer, halb verborgen hinter einem Dickicht aus Rohrkolben. Er stellte den Wagen an der alten roten Scheune ab, stieg aus und winkte.
    Sie reagierte – möglicherweise – mit einem leisen Lächeln. Aus der Ferne konnte er es nicht genau erkennen. Er wollte mit ihr reden, spürte das Bedürfnis danach. Als er dem gewundenen Pfad um das grasbewachsene Ufer folgte, senkte sich die Stille des Ortes auf ihn herab. »Darf ich mich ein bisschen zu dir setzen?«
    Sie nickte sachte, als würde eine deutlichere Antwort den Frieden stören.
    Er ließ sich nieder. Auf der glatten Oberfläche des Weihers erblickte er das umgekehrte Spiegelbild der Zuckerahornbäume auf der anderen Seite, deren Blätter sich zum Teil bereits herbstlich verfärbten. Er wandte sich Madeleine zu, und mit einem Mal erfasste ihn die seltsame Vorstellung, dass die Ruhe in ihr nicht die Folge ihrer Umgebung war, sondern dass die Umgebung diese Eigenschaft aus einem tiefen Reservoir in Madeleine bezog. Es war nicht das erste Mal, dass er auf diesen Gedanken kam, doch seine unsentimentale Seite hatte ihn stets beiseitegeschoben.
    »Ich brauche deine Hilfe, um ein paar Dinge zu sortieren.« Er sprach, fast ohne zu überlegen. Als sie nicht antwortete, fuhr er fort. »Ich hatte einen verwirrenden Tag. Mehr als verwirrend.«
    Sie bedachte ihn mit einem Blick, der vieles bedeuten konnte – zum Beispiel, dass beim Fall Perry Verwirrung vorprogrammiert war. Andererseits bot ihm dieser Blick ein leeres Blatt, auf das er schreiben konnte.
    So oder so, er redete weiter. »Ich hab mich noch nie so überlastet gefühlt. Hast du heute Morgen meine Notiz gefunden?«
    »Wegen dem Treffen mit deiner Freundin aus Ithaca?«
    »Ich würde sie nicht als Freundin bezeichnen.«
    »Betreuerin?«
    Er unterdrückte den Drang, über die Terminologie zu diskutieren und seine Unschuld zu beteuern. »Die Reynolds Gallery hat eine Anfrage von einem reichen Kunstsammler erhalten, der sich für meine Verbrecherporträts vom letzten Jahr interessiert.«
    Madeleine zog spöttisch eine Augenbraue hoch, weil er die Galerie nannte anstatt der Person.
    Mit ruhiger Stimme ließ er die Bombe platzen. »Er bietet mir hunderttausend Dollar für jeden Einzeldruck.«
    »Das ist doch lächerlich.«
    »Sonya behauptet, dass der Mann es ernst meint.«
    »Aus welcher Irrenanstalt ist er entsprungen?«
    Hinter dem Rohrkolbendickicht platschte es laut. Sie lächelte. »Ein großer.«
    »Du meinst einen Frosch?«
    »Entschuldige.«
    Gurney schloss die Augen. Madeleines Desinteresse an seinem unverhofften Glück machte ihm mehr zu schaffen, als er sich eingestehen wollte. »Nach allem, was ich über die Kunstwelt weiß, ist sie tatsächlich so was wie eine riesige Irrenanstalt, nur dass einige Patienten einen Haufen Geld unter ihrer Matratze haben. Wie dieser Typ anscheinend.«
    »Was will er für die hunderttausend Dollar?«
    »Einen Druck, der nur ihm gehört. Ich müsste die Drucke vom letzten Jahr bearbeiten und irgendeine Veränderung einfügen, damit sie sich von allem unterscheiden, was die Galerie schon verkauft hat.«
    »Und er ist seriös?«
    »Angeblich. Und angeblich will er auch mehr als nur ein Bild. Sonya hält ein

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