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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Porträts weiter steigen.«
    »Du kennst ihn?«
    »Bin ihm gestern zum ersten Mal begegnet. Aber ich habe einiges über ihn gehört. Ein Einsiedler, ein Exzentriker, der ab und zu auftaucht, die Kunstwelt mit einem sonderbaren Kauf durcheinanderwirbelt und wieder verschwindet. Der Name klingt holländisch, aber niemand weiß, wo er lebt. In der Schweiz? In Südamerika? Anscheinend behagt ihm seine Rolle als geheimnisumwitterter Kunstsammler. Sehr verschlossen, aber Geld wie Heu. Wenn sich Jykynstyl für einen Künstler interessiert, hat das enorme finanzielle Auswirkungen.«
    Die süße pinkfarbene Igelfrisur hatte ihr Ensemble um einen hellgrünen Schal ergänzt und räumte Dessertteller von dem Tisch gegenüber. Sonya fing ihren Blick auf. »Schätzchen, könnte ich noch einen Wodka Grapefruit haben? Und mein Freund braucht auch noch einen.«

27
Stoff zum Nachdenken
    Gurney wusste nicht, was er davon halten sollte. Auf der Heimfahrt am Nachmittag hatte er größte Mühe, sich auf irgendetwas zu konzentrieren.
    Die Kunstwelt war ein Umfeld, über das er nicht viel wusste, abgesehen von der Vermutung, dass es sich aus Leuten zusammensetzte, die sich von Polizisten unterschieden wie Papageien von Rottweilern. Bei seinem kurzen Abenteuer mit den Verbrecherporträts vor einem Jahr hatte er eigentlich nur die Galerieszene einer Universitätsstadt kennengelernt, die nicht unbedingt eine Spielwiese für exzentrische, milliardenschwere Sammler war. Sicherlich nicht der Ort, wo sich der Stuhl eines Modedesigners für achtundzwanzig Millionen Dollar verkaufen ließ. Oder wo ein mysteriöser Unbekannter mit dem seltsamen Namen Jay Jykynstyl hunderttausend Dollar für das computerbearbeitete Porträt eines Serienmörders bot.
    Abgesehen von dieser fantastischen Geschäftsofferte war die schöne Sonya anscheinend noch leichter zu haben als je zuvor. Sie hatte sogar die Absicht angedeutet, ein Zimmer im Galloping Duck zu mieten, falls sie beim Mittagessen zu viel trank, um sich noch ans Steuer zu setzen. Um diese nicht besonders subtile Aufforderung zu überhören, hatte er all seine Integrität zusammenraffen müssen. Aber vielleicht war das Wort Integrität zu groß dafür. Die schlichte Wahrheit war, dass er Madeleine noch nie angelogen hatte und nicht scharf darauf war, jetzt damit anzufangen.
    Dann fragte er sich, ob er Sonyas Aufforderung tatsächlich überhört oder die Entscheidung nur vertagt hatte. Er hatte sich bereit erklärt, den reichen Sonderling Mr Jykynstyl am kommenden Samstag zum Abendessen zu treffen und sich die Einzelheiten seines Angebots anzuhören, das er wohl kaum ablehnen konnte, falls es sich als reell erwies. Sonya sollte für die Vereinbarungen als eine Art Maklerin fungieren. Es war also nicht so, dass er sie aus seinem Leben verbannt hatte. Im Gegenteil.
    Die ganze Geschichte spukte mit unerfreulicher Intensität in seinem Kopf herum. Er versuchte, sich wieder auf den Fall Perry zu konzentrieren, und merkte, wie paradox es war, sich mit dem Ordnen dieses monströsen Gestrüpps beruhigen zu wollen.
    Schließlich erreichte sein fieberhaft arbeitender Verstand das Kollapsstadium, mit der Folge, dass er am Steuer einschlief und nur von mehreren kleinen Schlaglöchern auf dem Seitenstreifen des Highways, die ihn aus seiner Benommenheit rissen, vor dem Tod bewahrt wurde. Einige Kilometer weiter stoppte er an einer Tankstelle und kaufte sich einen Becher trüben Kaffee, dessen bitteren Geschmack er mit einer Überdosis Milch und Zucker auszugleichen suchte. Trotzdem zog er bei jedem Schluck eine Grimasse.
    Wieder im Auto kramte er eine Liste mit Namen und Telefonnummern heraus, die er aus den Fallunterlagen zusammengestellt hatte, und rief nacheinander bei Scott Ashton und Withrow Perry an. Bei beiden erreichte er nur die Mailbox. Dem Psychiater hinterließ er, dass er neue Informationen benötigte. Perry bat er um ein Treffen, sobald es der volle Terminkalender des Neurochirurgen erlaubte, und fügte einen kleinen Köder hinzu: »Erinnern Sie mich bitte, dass ich nach Ihrem Weatherby-Gewehr frage.«
    Sobald er aus der Leitung war, läutete das Telefon.
    »Dave, ich bin’s, Val. Ich möchte, dass Sie an einer Besprechung teilnehmen.«
    »Was für eine Besprechung?«
    Sie berichtete, dass sie den Bezirksstaatsanwalt Sheridan Kline angerufen und ihm alle Erkenntnisse Gurneys mitgeteilt hatte.
    »Was zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel die Tatsache, dass das alles viel tiefer geht, als die Cops meinen, dass

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