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Schlimmer geht immer

Schlimmer geht immer

Titel: Schlimmer geht immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lubar
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sieben dicke Adern sichtbar.
    Also taten wir alle so, als würden wir spielen, während wir gleichzeitig versuchten, zu verlieren. Schließlich, mitten in der zweiten Halbzeit, hatte Mort eine super Idee. Er blieb zurück, nahm den Ball, rannte damit in die falsche Richtung und ließ sich in unserer Endzone auf den Boden fallen.
    Er musste gar nicht berührt werden. Nach unseren Sportunterrichtsregeln war das Spiel zu Ende, sobald der Ballträger mit dem Boden in Berührung kam. Damit hatte die andere Mannschaft ein Safety erzielt, es stand also zwei zu null.
    Natürlich machte das gegnerische Team beim nächsten Spiel dasselbe, um ein zwei zu zwei zu erreichen. Mit einem langen Shotgun-Ball hatte man keine Chance, einen Quarterback aufzuhalten, bevor er auf dem Boden der falschen Endzone aufkam.
    Wir waren wieder an der Reihe. Das war gut. Mir wurde klar, dass wir, da wir damit angefangen hatten, entweder gewinnen oder gleichziehen würden, je nachdem, wann die Halbzeit zu Ende ging. Es sah gut für uns aus.
    »Ende!«, schrie Mr Lomux. Er stürmte rüber zu Mr Scotus und redete auf ihn ein.
    Die Mädchen, die sich gerade nach zwei Laufrunden ausruhten, beobachteten uns. Abigail schlenderte zu mir und Mookie herüber. »Was geht hier vor?«
    Ich erklärte ihr, dass wir versuchten zu verlieren.
    »Interessant«, sagte sie. »Das ist wie das Rätsel vom langsameren Pferd.«
    Ich wartete, dass sie erklärte, was sie meinte. »Das ist einklassisches Problem. Ein Mann hat zwei Söhne. Jeder der Söhne hat ein Pferd. In seinem Testament legt der Mann fest, dass sein Vermögen an den Sohn geht, der das langsamere Pferd hat. Also veranstalten sie ein Rennen, aber beide Söhne sitzen bloß auf ihrem Pferd herum.« Sie zeigte auf die beiden Mannschaften. »Genau wie hier.«
    »Was haben sie dann gemacht?«, fragte ich.
    Abigail schüttelte den Kopf. »Nö. Das sag ich euch nicht. Darauf könnt ihr selber kommen. So schwer ist das gar nicht. Wenn ich euch immer die Lösung sage, werden eure Gehirne auf Dauer ganz träge.«
    Ich dachte einen Moment nach. Dann begriff ich. »Sie tauschten ihre Pferde!«
    »Genau«, sagte Abigail. »Und dann wollte jeder möglichst schnell sein auf dem Pferd des Bruders, damit das eigene Pferd langsamer war.«
    »Häh?«, fragte Mookie. »Was hat das denn mit uns zu tun?«
    »Erklär ich dir später.« Ich zeigte auf die Sportlehrer. »Wichtig ist, dass die da nicht draufkommen.« Da schien allerdings keine Gefahr zu bestehen. Mr Lomux und Mr Scotus kratzten sich beide am Kopf und redeten.
    »Als würde man zwei Maultiere dabei beobachten, wie sie eine mathematische Gleichung lösen«, sagte Abigail.
    »Irgendwie traurig«, sagte ich.
    Eine Sekunde später schrie Mookie: »Ich hab’s! Ich hab’s!«
    Jeder guckte ihn an. Dann brüllte er, bevor ich ihm die Hand auf den Mund legen konnte: »Gut, dass nicht unsere Verlierermannschaft gegen ihren Gewinner spielen muss!«
    Oh nein … Ich sah zu den Lehrern rüber. Vielleicht würden sie es trotzdem nicht begreifen. Doch meine Hoffnungenschwanden, als sie aufhörten, sich am Kopf zu kratzen. Sie redeten. Sie nickten. Dann kam Mr Lomux rüber und zeigte auf uns. »Die Fünftklässler-Verlierer spielen gegen die Achtklässler-Gewinner.«
    Wir kämpften hart. Aber wir verloren. Quer über das Feld konnte ich Ridley sehen, der die Kids des gegnerischen Teams fertigmachte. Ein Junge wurde aus seinen Turnschuhen gehauen.
    »Wir haben noch zwei Tage zu leben«, sagte ich düster, als wir vom Feld gingen.
    »Vielleicht bin ich an dem Tag krank«, überlegte Mookie.
    »Ich wünschte, ich könnte mich krank stellen.« Meine Mom reagierte voll über, wenn ich krank war. Ich konnte es mir nicht leisten, einen Arztbesuch zu riskieren. Ich hatte mein Glück schon genug herausgefordert beim letzten Arztbesuch.

13

KLEIDER MACHEN LEUTE

    Mom saß im Wohnzimmer auf der Couch, als ich von der Schule nach Hause kam. Das war merkwürdig, denn eigentlich hätte sie bei der Arbeit sein müssen. Als ich näher kam, sah ich, dass sie geweint hatte.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    Ich machte mir nicht wirklich Sorgen, denn meine Mom war ziemlich nah am Wasser gebaut. Dad und ich flüchteten immer aus dem Wohnzimmer, wenn ein trauriger Film lief. Und wenn wirklich etwas richtig Schlimmes passiert wäre – wie damals, als mein Hamster gestorben war –, hätte sie schon an der Tür auf mich gewartet.
    »Nichts«, sagte sie. Sie schniefte, dann wischte sie sich

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