Schlimmer geht immer
ein bisschen, stimmt’s?«
»Jepp. Danke, dass du mich daran erinnerst.«
»Aber manchmal scheinst du ganz besonders heftig zu stinken.« Sie schnappte sich meine Hand und roch daran. »Jetzt riechst du gerade nur ein kleines bisschen. Ist dir klar, was das heißt?«
Ich versuchte zu raten. »Dann gibt es also irgendetwas, das meinen Gestank verstärkt?«
Abigail lächelte mir genauso anerkennend zu, wie es meine Lehrer tun, wenn ich die richtige Antwort weiß. »Genau. Es gibt einen bestimmten Auslöser. Denk mal darüber nach, wann du richtig krass gestunken hast.«
»Früher, bevor Nathan zum Zombie wurde, hat er jedes Mal nach dem Sport total gestunken«, warf Mookie ein.
Abigail ignorierte ihn. »Beim Mittagessen, als du Adam seinen Burger gegeben hast, und in meinem Zimmer, als du Fangzähnchen angefasst hast. Was noch?«
Ich ging in Gedanken die ganze letzte Woche durch. Zu Hause hatte ich gestunken, als ich herausgefunden hatte, dass meine Fernsehsendung gestrichen war, und im Park mit Mr Murphy, nachdem er die Funken in meinem Haus versprüht hatte. Dann in der Schulkantine, als ich mich über den Tisch beschwert hatte. Und auf dem Weg zu Abigails Zimmer, als ich sauer auf Mookie und sein imaginäres Laserschwert war.
Ich schnippte mit den Fingern. Vorsichtig. »Ich hab’s. Es passiert immer, wenn ich wütend bin.«
»Das ist die perfekte Erklärung«, sagte Abigail aufgeregt. »Es passt alles zusammen. Lass es uns testen. Du hast Mundgeruch, deine Nase ist zu groß und alle hassen dich.«
Diese Worte klangen vertraut. »Das ist genau das, was du damals im Labor von deinem Onkel gesagt hast, um zu testen, ob Verschwinde-Schmerz funktioniert.« Ich wurde nicht wütend, weil das alles nicht stimmte. Trotzdem ahnte ich, dass mein Atem und auch der Rest von mir ziemlich bald zu stinken anfangen würden.
»Und überhaupt, im Labor damals«, fuhr Abigail fort, »das war doch echt bescheuert von dir, dich mit dem Verschwinde-Schmerz übergießen zu lassen. Du hast echt verdient, was mit dir passiert ist.«
»Bescheuert? Hey, ich hab doch überhaupt nichts gemacht, ich hab da bloß rumgestanden! Mookie war derjenige, der gegen deinen Onkel gestolpert ist, sodass der mich überschüttet hat. Nenn mich nicht bescheuert. Dein Onkel ist bescheuert. Es ist alles seine Schuld. Er ist …« Ich hielt inne in meinem Gemotze, als ich sah, dass Abigail lächelte. Dann schnupperte sie. Ich ebenfalls.
»Igitt«, sagte ich.
»Hypothese bewiesen«, sagte sie. »Wut lässt dich stinken. Vermutlich würden andere starke Emotionen dasselbe auslösen.«
»Hey, wenn du stinkig bist, fangen deine Finger an zu stinken«, sagte Mookie kichernd. »Dann kriegst du Stinkefinger! Warte – andere Leute haben zwei Stinkefinger, an jeder Hand einen, du hast zehn Stinkefinger! Cool. Du bist echt ein Superheld. Aber plötzliches Stinken ist eigentlich meine Spezialität, also musst du mich zu deinem Assistenten machen.«
»Klar. Was immer du willst.« Ich setzte mich hin und ließ den Kopf hängen. »Das wird echt immer schlimmer.« Nicht genug damit, dass ich stank – ich durfte mich noch nicht mal darüber ärgern.
»Nein, es wird nicht schlimmer. Es wird besser«, widersprach Abigail. »Das bedeutet nämlich, dass dein Körper noch irgendwelche Funktionen besitzt. Ich bin mir nicht ganz sicher, was genau in dir vorgeht, aber wenn Wut eine Veränderung in dir hervorruft, dann hast du immer noch eine Art Metabolismus. Du bist also ein bisschen lebendiger, als wir dachten. Ich muss sofort Dr. Cushing anrufen. Das ist echt mal eine gute Nachricht.«
»Aber wird es mich davon abhalten, zu stinken?«, fragte ich.
»Im Moment weiß ich das noch nicht genau«, gab Abigail zu. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und rief Dr. Cushing an. Ich hörte zu, während sie sich unterhielten, aber wie üblich hatte ich keinen blassen Schimmer, worüber die beiden sprachen.
Nachdem Abigail und Mookie gegangen waren, traf ich eine Entscheidung. Während ich darauf wartete, dass jemand ein echtes Heilmittel gegen mein Stinken fand, würde ich die Übergangslösung von Professor Quirlian wenigstens mal ausprobieren.
Später am Abend traf ich Mr Murphy und erzählte ihm von meinem Entschluss.
»So gefällst du mir«, sagte er. »Nutze die Möglichkeiten, die wir dir bieten können. Das BUM kümmert sich um seine Leute. Du wirst es nicht bereuen.«
Er führte mich direkt ins Labor.
»Legen Sie los«, sagte ich zu Professor
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