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Schlimmes Ende

Titel: Schlimmes Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Ardagh
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machte ein seltsames schnalzendes Geräusch, das man manchmal hört, wenn jemand ein Pferd anschnalzt, kurz bevor er mit den Zügeln schnalzt und die Kutsche losfährt.
    Eddie dachte, er hätte sogar das Zügelschnalzen gehört, aber danach kam nur Stille, wenn man vom sanften Geplätscher der Regentropfen absah, die auf das ausgestopfte Wiesel fielen, welches seine Großtante aus dem offenen Fenster hielt.
    »Hattest du einen schönen Krieg, mein Lieber?«, fragte sie Eddie.
    »Welcher Krieg soll das gewesen sein, Großtante?«, fragte Eddie höflich.
    »In wie vielen Kriegen warst du denn?«, fragte sie.
    »Bisher noch in keinem«, sagte Eddie. Im Gespräch war sie so schwierig wie ihr Mann.
    »Dann sei auch nicht so eigen!«, erwiderte sie und zog das Wiesel zurück in die trockene Kutsche. »Hat Malkimalki Dursti habt? Hat ihm Trinkitrinki gut gemeckt?«
    »Kein Pferd!«, rief eine Stimme, die Eddie als zu seinem Vater gehörig erkannte, obwohl sie noch gelber und welliger an den Rändern klang als gewöhnlich.
    Eddie stand auf und sah aus dem Fenster, über die Einfahrt und zu seinen Eltern, die vor der Haustür in ihrem Bett saßen.

    Das Wetter bekam ihrem Bettzeug gar nicht gut. Die braunen Papiertüten waren von einem dunkleren Braun und eindeutig durchgeweicht. Wenn seine Eltern noch sehr viel länger draußen blieben, dürfte ihre Bettwäsche bald zu Brei geworden sein. Eddie bezweifelte, dass sich Pappmaschee mit Dr. Keks’ Behandlung vereinbaren ließ.
    »Kein Pferd!«, wiederholte sein Vater und deutete auf den vorderen Teil der Kutsche.
    Eddie kletterte hinaus, trat auf den Kies der Einfahrt und betrachtete die Kutsche. Das Problem war ganz klar. In der Kutsche saß die Wahnsinnige Tante Maud mit ihrem ausgestopften Wiesel namens entweder Malcolm oder Sally, je nachdem, wem man glauben mochte. Auf dem Dach der Kutsche waren Eddies Koffer und die Familienporträts seines Großonkels (die er immer mit sich führte), und vorne auf der Kutsche war sein sehr dünner und sehr wahnsinniger Wahnsinniger Onkel Jack, Zügel in der einen Hand und eine Peitsche in der andern.

    Aber das Problem war - und Mr Dickens hatte das sehr treffend ausgedrückt -, dass es k-e-i-n P-f-e-r-d gab.
    »Dein Großonkel hat es auf dem Klo vergessen!«, rief Mrs Dickens und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Wenn denn die ganze Wahrheit heraus soll, rief sie in Wirklichkeit: »Beim Brooschomkel happesch auffm Klo vergeschschm«, weil sie eine ganze geschälte Zwiebel im Mund hatte.
    Einen Augenblick später führte der Hausbesorger des Hauses von Mr Dickens das Pferd aus dem Haus und spannte es vor die Kutsche des Wahnsinnigen Onkel Jack.
    »Danke, Daphne«, sagte der Wahnsinnige Onkel Jack.
    »Stets zu Diensten, Sir«, erwiderte der Hausbesorger des Hauses. Als Hausbesorger des Hauses wusste er, dass es ihm nicht zustand, darauf hinzuweisen, dass er eigentlich nicht »Daphne«, sondern »Dawkins« hieß. Nein, ihm stand ein großer Korb in der Küche zu, voller Papiertaschentücher, und er konnte nicht klagen. Mr Thackerys Gutsbesorger des Gutes drüben auf dem Kleinen Gutshof ging es viel schlechter. Er schlief auf einem kleinen Klotz hinter einer Kohlenschütte im Zeugzimmer. Dawkins hatte nicht die geringste Ahnung, was ein Zeugzimmer war, aber mal zu fragen, war ihm auch noch nicht eingefallen.
    Nachdem nun das Pferd dort war, wo es hingehörte, fuhr die Kutsche an, und es ging los. Eddie winkte aus dem Fenster seinen Eltern zu, bis sie nur noch kleine Punkte in der
Ferne waren. Vielleicht gehörte dies zu ihrer Krankheit, oder vielleicht hatte es mit der Perspektive zu tun und damit, dass es eine sehr lange Einfahrt war.
    »Ich finde, du solltest jetzt deine Kleidung ablegen«, sagte die Wahnsinnige Tante Maud, während die Kalesche durch die Radfurchen einer unbefestigten Straße holperte.
    Wenn Eddie Dickens vorher alles so peinlich gewesen war, dass er rote-Bete-rot war im Gesicht, so wechselte er nun zu errötendem Rote-Bete-Rot. » Wie bitte?«, sagte er und hoffte, sich verhört zu haben.
    Hatte er nicht. »Ich habe gesagt, ich finde, du solltest jetzt deine Kleidung ablegen«, bestätigte sie.
    »Äh… Warum denn das, Wahnsinnige Tante Maud?«, erkundigte er sich so höflich wie möglich und wünschte sich, irgendwo anders auf der großen, weiten Welt zu sein als in einer Kutsche mit dieser Frau.
    »Wenn du hier drin so dick eingemummelt bist, wirst du nichts mehr zum Anziehen haben, wenn wir aus der

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