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Schlimmes Ende

Titel: Schlimmes Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Ardagh
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der Koffer offenkundig leer war, und rief: »Immer noch nicht eingeschlafen?« Ohne die Antwort abzuwarten, die sie ohnehin nicht bekommen hätte, ließ sie den Deckel mit einem »Glomps« fallen und marschierte aus dem Stall, in die Nacht hinaus.
    »Ooo, so heine schawmante Dame, hallewliebstew Gatte mein«, seufzte Mrs Pumblesnook und sah Eddies Großtante nach, als wäre sie die geliebte Königin persönlich. »So hein Waffinement, so heine Kindewstube.«
    »In der Tat«, pflichtete ihr Gatte bei. Er wandte sich wieder an Eddie. »Du bist mit Mrs Dickens verwandt, nehme ich an?«
    Eddie nickte. Jenen besorgten Lesern, die fürchten, wir
hätten jetzt diese o so amüsanten Theaterleute noch mindestens bis zum Ende dieser Folge am Halse, rufe ich zu: keine Angst!
    Das Schicksal wollte es, dass ein achtlos weggeworfenes Streichholz bald das umgebende Heu und eine Anzahl von Kostümen der weniger wichtigen streunenden Theaterleute in Flammen aufgehen lassen sollte.
    Wäre dies während einer der »Aufführungen« passiert, hätte die Show bis zum Ende fortgesetzt werden müssen, ohne Rücksicht auf Menschenleben.

    Eine der Regeln, nach denen diese Leute lebten, war: »Die Show muss weitergehen.« Dies war jedoch nur eine Probe, sodass Der Alte Wiggins und Der Noch Ältere Postlethwaite, anstatt zu verbrutzeln, auf den Hof des Ausspanns »Zum Ausspann« flohen, wo ihre Theaterleutekollegen die Flammen mit ihren Wämsern erstickten, um sie sodann in die Pferdetränke zu tunken.
    Im Stillen (und im Stall) polkte unterdessen (unterm Dach) Mrs Pumblesnook an ihren Gesichtsflecken, und ihr Gatte übte, wie man die Augen so rollte, dass es eines Gentlemans (für seine bevorstehende Hauptrolle in »Ein Ei zum Frühstück«) würdig war.

FOLGE 4
    Wieder unterwegs
    In welcher Tante Maud einen noch wahnsinniger
macht als sowieso schon

    D ie Reise nach Schlimmes Ende begann am nächsten Morgen in aller Frühe. Der Wahnsinnige Onkel Jack und die nicht minder Wahnsinnige Tante Maud hatten gegrillte scharfe Nierchen, sechs Eier, gebratenen Schinken und mehrere Gläser Portwein gefrühstückt, von einem jovialen Mr Loaf serviert. Eddie hatte auf seinem Kofferdeckel gefrühstückt. Bei ihm hatte es eine Scheibe altbackenen Brots und etwas schimmeligen Käse gegeben.
    Als Mrs Loaf zum ersten Mal mit seinem Essen im Stall erschienen war, war die Scheibe Brot frisch gewesen - noch warm vom Ofen, in dem sie das Brot gebacken hatte -, und auf der großzügig bemessenen Scheibe Käse war aber auch kein Fitzelchen Schimmel gewesen. Als Mrs Loaf dies bemerkte, entschuldigte sie sich vielmals (Mrs Pumblesnook hätte statt »vielmals« »hübewschwänglich« gesagt) und eilte zurück in die Küche.

    Sie kehrte mit dem altbackenen Brot und dem schimmeligen Käse wieder und entschuldigte sich erneut.
    »Bitte, verzeih mir, junger Herr Edmund«, sagte sie. »Ich muss mit den Gedanken ganz woanders gewesen sein. Ich kann doch unmöglich zulassen, dass du überall verbreitest, bei uns würden die Gäste gut behandelt, stimmt’s? Dann kämen noch mehr Leute hierher und ich hätte überhaupt keine ruhige Minute mehr.«
    »Wie bitte?«, sagte Eddie. Er wusste nicht, ob er das verstanden hatte.
    »Wie würde es dir gefallen, wenn Fremde in deinem Haus schliefen…, und sobald die eine Meute auszieht, zieht die andere Meute ein?«, wollte sie wissen.
    »Aber dafür sind Ausspänne doch da?«, begann Eddie, aber nur, um unterbrochen zu werden.
    »Für Mr Loaf ist das ja auch alles ganz in Ordnung. Er braucht keine Laken zu wechseln und zu waschen und zu bügeln. O nein. Er braucht nur am Tresen Bier aus einem Zinnhumpen zu trinken und ›Sperrstunde, meine Herrn‹ zu rufen. Mehr hat er nicht zu tun.«
    »Aber warum arbeiten Sie dann in einem…?«
    »Damit du den Eindruck hast, du bist unerwünscht«, sagte sie und knallte ihm das altbacken-schimmelige Ersatzfrühstück auf den Kofferdeckel. »Iss dies und sei dankbar.«
    Eddie Dickens sah, dass der Teller einen langen Sprung aufwies, mit mindestens sechs Monate altem Schmadder verklebt. Diese Frau wusste wirklich, wie man eine Mahlzeit unappetitlich machen konnte, wenn man sich ein bisschen anstrengte.
    »Danke«, murmelte Eddie verwirrter denn je.
    Obwohl er gefrühstückt hatte, sah der Wahnsinnige Onkel
Jack womöglich noch dünner aus als am Vortage. Er half seiner Frau und ihrem ausgestopften Wiesel in die Kutsche, schloss hinter Eddie den Wagenschlag und kletterte dann auf den Kutschbock.
    Mr

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