Schlimmes Ende
schlimmste«. Sie kam nie heraus und wurde mit Schinkenscheiben und allen Nahrungsmitteln gefüttert, die dünn genug waren, um unter der Schranktür durchzupassen.
Der Grund dafür, dass Mr und Mrs Dickens raschelnde braune Papierlaken und -decken hatten, war, dass dies Teil der Behandlung war. Dr. Keks gab immer sehr strikte Anweisungen, was die Behandlung betraf.
Der Geruch nach alten Wärmflaschen hatte auf Eddies Das-geht-gerade-noch-Skala schon beinahe die »Unerträglich«-Marke erreicht und er hielt sich sein Taschentuch vors Gesicht.
»Du wirst den Raum verlassen müssen, mein Junge«, sagte sein Vater.
»Du wirst das Haus verlassen müssen, mein Junge«, sagte seine Mutter. »Wir können nicht riskieren, dass du ganz gelb und wellig und übel riechend wirst. Nach den Unsummen, die wir dafür ausgegeben haben, dass du ein richtiger kleiner Gentleman wirst, wäre das rausgeschmissenes Geld.«
»Weshalb wir dich zum Wahnsinnigen Onkel Jack schicken werden«, erklärte sein Vater.
»Ich wusste gar nicht, dass ich einen Wahnsinnigen Onkel Jack habe«, staunte Eddie. Er hatte noch nie von ihm gehört.
Er hörte sich nach einem ziemlich aufregenden Verwandten an.
»Ich habe nicht gesagt, dein Wahnsinniger Onkel Jack. Er ist mein Wahnsinniger Onkel Jack«, sagte sein Vater. »Wenn du nur mal zuhören wolltest. Demnach ist er dein Großonkel.«
»Och«, sagte Eddie enttäuscht. »Du meinst den Wahnsinnigen Groß onkel Jack.« Dann wurde ihm klar, dass er von dem auch noch nie gehört hatte, und er hörte sich genauso aufregend an wie der andere. »Wann lerne ich ihn kennen?«
»Er ist im Kleiderschrank«, sagte seine Mutter und zeigte auf den großen Kleiderschrank am Fußende des Bettes, falls ihr Sohn vergessen hatte, wie ein Kleiderschrank aussah.
Eddie Dickens öffnete zitternd (der Kleiderschrank war aus Espenholz) die Kleiderschranktür.
Drin, inmitten der Kleider seiner Mutter, stand ein sehr, sehr, sehr großer und sehr, sehr, sehr dünner Mann mit einer Nase, die einen Papageienschnabel gleich viel weniger schnabelhaft wirken ließ. »Tag«, sagte er, mit einem »g«, nicht mit einem »ch«. Es war eindeutig ein »Tag« und kein »Tach«. Der Wahnsinnige Onkel Jack streckte die Hand aus.
Eddie ergriff sie. Seine Kleiner-Gentleman-Lektionen waren
also doch nicht komplett rausgeschmissenes Geld gewesen.
Der Wahnsinnige Onkel Jack stieg aus dem Kleiderschrank und auf eine ovale Matte, die von Kindern im Sankt-Fürchterlich-Heim für dankbare Waisen gestrickt worden war. Merkt euch dieses Haus: Sankt-Fürchterlich-Heim für dankbare Waisen. So. Ich habe es noch einmal für euch hingeschrieben. Soll bloß keiner sagen, dass ich nichts für euch tu. Merkt euch den Namen. Eines Tages werdet ihr ihm wieder begegnen, und das wahrscheinlich zwischen den Deckeln dieses Buches.
»Du bist also Edmund Dickens«, sagte der Wahnsinnige Onkel Jack und studierte den Jungen.
»Stimmt, Sir«, sagte Eddie, der in Wirklichkeit Edmund mit Vornamen hieß.
Eddie Dickens’ Vater räusperte sich, wozu er ein fachmännisches Räusperstäbchen verwendete. Das gehörte alles zu Dr. Keks’ Behandlung.
»Edmund«, sagte Mr Dickens, »du gehst jetzt mit meinem Onkel mit und wohnst bei ihm, bis deine liebe, süße Mutter und ich…«, er hielt inne und küsste Mrs Dickens auf die Stelle ihres Gesichts, die am wenigsten gelb und am wenigsten wellig an den Rändern war (ein kleiner Abschnitt direkt hinter dem linken Ohr), »… wieder wohlauf sind. Du darfst in seiner Gegenwart nie etwas Grünes tragen, du musst jeden Tag mindestens fünf Gläser lauwarmes Wasser trinken, und du musst immer tun, was er dir sagt. Ist das klar?«
»Ja, Vater«, sagte Eddie.
»Und, Jonathan«, fügte seine Mutter hinzu, denn Jonathan war ihr Kosename für Eddie, wenn sie nicht auf seinen richtigen Namen kam.
»Ja, Mutter?«
»Pass bitte auf, dass du nicht fälschlich für ein Waisenkind gehalten wirst, welches ausgerissen ist, denn dann wird man dich ins Waisenhaus bringen, allwo du Grausamkeit, Not und Elend erleiden wirst.«
»Mach dir keine Sorgen, Mutter. Das wird nie passieren«, sagte Eddie Dickens und tat den Gedanken als lachhaft ab.
O, hätte er es sich doch zu Herzen genommen.
Der Wahnsinnige Onkel Jack wollte noch schnell aufs Klo, bevor er aufbrach, und da er mit dem Haus nicht vertraut war, hatte er Schwierigkeiten damit, sein Pferd die Treppe hinaufzuzwingen,
ohne ein bis zwei Familienporträts von der Wand zu
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