Schloss der Liebe
Ereignisse ganz nach seinen Wünschen richten. Ich habe ihm gesagt, er soll nicht dorthin reiten. Sogar Alfred hat sich auf ihn gestürzt und hat versucht, ihn festzuhalten.«
Hastings war völlig sprachlos. »Mir hast du nichts davon gesagt, dass die Reise gefährlich werden könnte, Heilerin. Aber Gwent hast du gewarnt? Das verstehe ich nicht, Heilerin.«
»Ich wusste nichts von einer Gefahr für dich, Hastings. Und sieh dich an: Du stehst vor mir und lachst und bist gesund, während Gwent wahrscheinlich in irgendeinem Verließ vor sich hinschimmelt und den Würmern ein Festmahl bereitet. Bei des Satans Schienbeinen, dieser wuchernde Eiterkopf kann einiges erleben, wenn er mir zwischen die Finger kommt.«
»Bei Sankt Katharinas Augenbrauen!«, rief Lady Moraine atemlos aus und starrte die Heilerin an. »Jetzt weiß ich, was los ist. Ihr seid verliebt! Ihr benehmt Euch genauso, wie Hastings sich meinem Sohn gegenüber verhält. Ihr und Gwent? Aber wie kann das gehen? Er hasst Alfred. Ich glaube sogar, dass er eine Heidenangst vor ihm hat. Wann immer der Kater an ihm hochspringt, schrickt er zurück.«
Trotzig reckte die Heilerin das Kinn nach oben. Hastings konnte sehen, wie straff ihre Haut am Hals war. Die Heilerin war alles andere als alt. Jedenfalls nicht älter als Lady Moraine oder Hastings' Mutter. »Gwent hat Alfred sehr lieb gewonnen. Alfred durfte sogar einmal auf Gwents Schoß sitzen, als er etwas von meiner speziellen Suppe gegessen hat. Und Alfred hat nicht versucht, etwas davon abzubekommen. Die beiden sind einander sehr zugetan. Dieser elendige, flachköpfige Mistkerl!«
»Aber Heilerin«, widersprach Alice. »Alfred würde sogar Euch das Essen vom Teller stehlen. Warum sollte er ausgerechnet Gwent verschonen?«
»Wie sprichst du von meinem kleinen Herzblatt? Er ist so ein braver Liebling. Der monströse Kretin dagegen ist Gwent, ohne jeden Verstand, von sich selbst und seinem heldenmütigen Schwachsinn eingenommen, Lord Severin bis in den letzten Abgrund zu folgen. Und jetzt wird er in einem Kerker verrotten, bis er tot ist.«
»Aber ich dachte, Ihr verachtet Männer«, warf Lady Moraine ein.
»Natürlich tue ich das«, gab die Heilerin zurück und warf ihr einen finsteren Blick zu. »Es sind alles nutzlose, geschwätzige, aufgeblasene Kerle, die nur an sich selbst denken. Aber Ihr redet ebenfalls lauter Unsinn, Lady. Ich möchte nichts mehr von Euch hören. Ich werde jetzt gehen. Morgen komme ich wieder, um zu sehen, ob es Neuigkeiten gibt. Dieses ungläubige Spatzenhirn täte gut daran, so schnell wie möglich wieder aufzutauchen, damit ich mich um ihn kümmern kann.«
Ohne ein weiteres Wort marschierte die Heilerin aus dem Saal. Alle starrten ihr hinterher, sogar einer der Kranken, der kurz zuvor noch zu schwach gewesen war, den Kopf zu heben.
»Tja«, meinte Hastings kopfschüttelnd, »was für eine bemerkenswerte Wendung der Dinge.«
»Ja«, pflichtete Alice ihr bei, »mehr als bemerkenswert. Gwent hat sich auf nichts eingelassen, als ich ihm sagte, dass ich nichts dagegen hätte, mit ihm in einem Bett zu liegen und ihm ein wenig Vergnügen zu bereiten. Er schien kein Interesse zu haben. Nun ja, es war nicht so, dass er abgeneigt gewesen wäre, aber irgendetwas schien ihn abzuhalten. Ich konnte ihn nicht verstehen. Bei den Hörnern des Teufels, jetzt ahne ich langsam, woher der Wind wehte.« Kopfschüttelnd brachte sie einen Becher Milch zu einem der kranken Männer und schickte ein stummes Stoßgebet für Beamis zum Himmel, der sich mit Lord Severin auf den Weg gemacht hatte.
Hastings lachte, bis ihr der Bauch wehtat. Sacht strich sie mit der Hand über die kleine Wölbung.
Innerhalb von zwei Tagen waren fünfzig Männer von Severins anderen Burgen auf Oxborough eingetroffen.
»Wir werden verhungern, wenn sie länger bleiben«, beschwerte sich MacDear, der in einem riesigen Kessel einen Eintopf aus Fasan mit Kohl, Zwiebeln und Lauch zusammenrührte.
Dampf stieg in dicken Schwaden auf und umhüllte seinen mächtigen Kopf wie grauer Nebel.
»Ich werde ihnen sagen, dass sie nur jeden zweiten Tag etwas zu essen bekommen«, scherzte Hastings, knuffte seinen starken Arm und kehrte in den Großen Saal zurück. Die Kranken waren wieder fast genesen. Den Mann, der kurz nach dem Besuch der Heilerin gestorben war, hatten sie auf dem Friedhof von Oxborough beerdigt.
Sir Alan verstand sich ausgezeichnet mit den drei Burgvogten und entwarf für sie auf einem großen Stück Pergament einen
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