Schloss der Liebe
Männer, bevor Ihr aufbrecht. Ihn könnt Ihr von mir aus liegen lassen, wo er ist.«
Hastings knabberte an seinem Ohrläppchen und sagte: »Und mir bleibt in den nächsten fünf Jahren der Anblick von silberglänzendem Haar erspart.«
Es war tief in der Nacht. In der Burg war es still bis auf das Schnarchen der Männer, die im Großen Saal schliefen, und das Schnarchen von Belle, deren Schlaf geräuschvoller war als der aller Soldaten von Oxborough zusammen. Neben ihr ruhte ein seliger Schmied. Er lag auf dem Rücken, die Beine von sich gestreckt, und schlief wie ein Toter.
In ihrem Schlafzimmer lag Severin über seiner Frau, war tief in ihrem Schoß und sah auf ihr Gesicht hinab, das vom schwachen Licht einer Kerze beleuchtet wurde.
»Nein, Hastings, beweg dich nicht. Ich möchte eine Weile so bleiben und nichts tun, als dich zu fühlen und zu wissen, dass ich dich fühle. Keine wilde Lust braucht dabei durch meinen Körper zu toben. Ich will, dass du meine Liebe spürst, die in diesem Augenblick größer ist als meine Lust, obwohl ich dir nicht versprechen kann, dass das noch lange so seine wird..« Er beugte sich herunter und küsste sie. Mit seinem Mund an dem ihren sagte er: »Du gehörst nun zu mir, verdammt. Kein Streit mehr zwischen uns, kein Argwohn, dass ich eine andere Frau begehre. Ich will nur dich. Wirst du versuchen, mir zu glauben?«
»Du meinst, dass ich dich nicht mehr anschreien darf, wenn du versuchst, mir Befehle zu erteilen oder meine Gänseblümchen zertrampelst?«
»O doch, von mir aus kannst du so laut schreien, dass die Möwen vom Meer geflogen kommen, um zu sehen, was los ist. Das hat nichts mit dem zu tun, was wir in unserem Innersten fühlen. Das, was zwischen uns ist, wird immer weiter wachsen, Hastings, und von Jahr zu Jahr stärker werden. Glaubst du mir?«
»Ja, das muss ich wohl, denn ich liebe dich mehr als mein Leben. Schwörst du, dass du Marjorie, wenn sie uns in fünf Jahren besuchen kommt, nicht anstarren und von ihrem silberglänzenden Haar schwärmen wirst?«
»Ich werde ihr vor die Füße spucken.«
Sie lachte und bewegte ganz leicht ihre Hüften. Er biss sie ins Kinn. »Gehorche mir, Hastings, sonst wird es dir schlecht ergehen.«
Sie lachte wieder. »Selbst wenn ich künftig einmal deinen Zorn erregen sollte«, sagte sie mit einem verführerischen Sirenenblick, »weiß ich ganz genau, was ich tun muss, um dich jedes bisschen Arger im Nu vergessen zu lassen. O ja, ich weiß genau, wie ich dich im Handumdrehen seliger mache als die Ziege Gilbert, wenn sie einen nagelneuen Schuh zum Kauen bekommt.«
»Ich weiß, dass du es weißt.«
Verblüfft sah sie ihn an und vergaß für einen Augenblick, dass er sich langsam in ihr zu bewegen begann. »Was weißt du?«
»Meine Mutter liebt mich und ist mir treu ergeben. Dame Agnes und Alice haben meine Mutter gleichermaßen in ihr Herz geschlossen. Außerdem finden sie, dass sie sehr vernünftige Ratschläge gibt. Auch meinen Rat finden sie gar nicht so übel. Alles in allem haben wir herzlich gelacht.«
»Was soll das heißen?«
Er bewegte sich wieder und sie fühlte seine Hände auf ihr, die sie liebkosten, wie nur er es verstand. Eine Zeitlang dachte sie nichts mehr. Als sie wieder ruhiger atmete, am ganzen Körper seine Wärme spürend, und wusste, dass keine Frau auf der Welt glücklicher sein konnte als sie es in diesem Moment war, fragte sie erneut: »Was soll das heißen, deine Mutter liebt dich? Natürlich liebt sie dich. Du bist ihr Sohn. Also, was weißt du? Was ist mit Dame Agnes und Alice? Worüber habt ihr gelacht?«
»Meine Mutter hat mir erzählt, dass deine Laune am besten ist, wenn du im Kräutergarten arbeitest. Und sie meinte, dort seien die Aussichten am größten, dass du beschließt, deine verborgenen Talente an mir auszuprobieren.«
Wütend funkelte sie ihn an. Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf den offenen Mund. »Erinnerst du dich, Hastings? Ich bin zweimal zu dir in deinen Garten gekommen. Das erste Mal hast du mir diesen aufreizenden Blick zugeworfen und mich überredet, mit dir in den Wald zu gehen und dich dort zu bestrafen. Am nächsten Tag hatte ich noch kaum einen Schatten auf deinen Beifuß geworfen, als du dich mir schon an den Hals geworfen und gebettelt hast, dich wieder mit in den Wald mitzunehmen.«
»Ja, das weiß ich alles, aber warum erwähnst du es überhaupt und dann noch mit solchen Einzelheiten? Es klingt fast so, als wüsstest du mehr von der ganzen Sache als du
Weitere Kostenlose Bücher