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Schloß Gripsholm

Schloß Gripsholm

Titel: Schloß Gripsholm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Tucholsky
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mir. Und
    es sagte: Ja.
    Aus einem Fenster blickte man auf das Wasser, aus ei-
    nem andern in einen stillen kleinen Park. Die Prinzessin,
    die die Vernunft ihres Geschlechts hatte, sah sich inzwi-
    schen an, wo man sich waschen konnte und wie es mit den
    Lokalitäten bestellt wäre … und kam zufrieden zurück.
    Der Preis war erstaunlich billig. „Wie kommt das?“ fragte
    ich den Dicken; wir sind selbst dem Glück gegenüber so
    argwöhnisch. Die Dame im Schloß täte es aus Freundlich-
    keit für ihn, denn sie kannte ihn, auch kamen selten Leute
    hierher, die lange bleiben wollten. Mariefred war als klei-
    ner Ausflugsort bekannt; man weiß, wie solche Bezeich-
    nungen den Plätzen anhaften. Da mieteten wir.
    Und als wir gemietet hatten, sprach ich die goldenen
    Worte meines Lebens: „Wir hätten sollen …“ und bekam
    von der Prinzessin einen Backenstreich: „Oll Krittelkopp!“
    Und dann begossen wir die Mietung mit je einem gro-
    ßen Branntwein, wir alle drei. „Kennen Sie die Frau im
    Schloß gut? Sie ist doch so nett zu uns?“ fragte ich Herrn
    Bengtsson. „Wissen Sie,“ sagte er nachdenklich, „den
    Affen kennen alle — aber der Affe kennt keinen.“ Und
    das sahen wir denn auch ein. Und dann verabschiedete
    sich der Dicke. Die Koffer kamen, und wir packten aus,
    stellten die Möbel so lange um, bis sie alle wieder auf dem-
    selben Platz standen wie zu Anfang … die Prinzessin ba-
    dete Probe, und ich mußte mich darüber freuen, wie sie
    nackt durchs Zimmer gehen konnte — wirklich wie eine
    Prinzessin. Nein, gar nicht wie eine Prinzessin: wie eine
    Frau, die weiß, daß sie einen schönen Körper hat. „Lydia,“
    sagte ich, „in Paris war einmal eine Holländerin, die hat
    sich auf ihren Oberschenkel die Stelle tätowieren lassen,
    auf die sie am liebsten geküßt werden wollte. Darf ich
    fragen …“ Sie antwortete. Und es beginnt nunmehr der
    Abschnitt
    6
    Wir lagen auf der Wiese und baumelten mit der Seele.
    Der Himmel war weiß gefleckt; wenn man von der
    Sonne recht schön angebraten war, kam eine Wolke, ein
    leichter Wind lief daher, und es wurde ein wenig kühl. Ein
    Hund trottete über das Gras, dahinten. „Was ist das für
    einer?“ fragte ich. „Das ist ein Bulldackel“, sagte die Prin-
    zessin. Und dann ließen wir wieder den Wind über uns
    hingehen und sagten gar nichts. Das ist schön, mit jemand
    schweigen zu können.
    „Junge“, sagte sie plötzlich. „Es ist ganz schrecklich —
    aber ich bin noch nicht hier. Gott segne diese berliner Ar-
    beit. In meinem Kopf macht es noch immer: Burr-burr …
    Der Alte und all das Zeugs …“
    „Wie ist der Alte jetzt eigentlich?“ fragte ich faul.
    „Na … wie immer … Er ist dick, neugierig, feige und
    schadenfroh. Aber sonst ist er ein ganz netter Mensch.
    Dick — das wäre ja zu ertragen. Ich habe dicke Männer
    ganz gern.“ Ich machte eine Bewegung. „Brauchst dir gar
    nichts einzubilden … Dein bißchen Fett!“
    „Du glaubst wohl, weil du Lydia heißt, du wärst was
    Beßres! Ich will dir mal was sagen …“ Nachdem sich die
    Unterhaltung wieder gesetzt hatte:
    „Also gut, dick. Aber seine Neugier … er hätte am lieb-
    sten, ich erzählte ihm jeden Tag einen neuen Klatsch aus
    der Branche. Er ist ein seelischer Voyeur. Er selbst nimmt
    an den meisten Dingen gar nicht richtig teil; aber er will
    ganz genau wissen, was die andern machen und wie sie
    es machen und mit wem, und wieviel sie wohl verdie-
    nen — das vor allem! Und wovon sie leben … Wie? Wie
    er Geld verdient? Das macht er durch seine rücksichtslose
    Frechheit. Daddy, das lernen wir ja nie! Ich sehe das nun
    schon vier Jahre mit an, wie der Herr Generalkonsul zum
    Beispiel nicht zahlt, wenn er zahlen soll … Wir könnten
    das nicht, deshalb kommen wir ja auch nicht zu Geld.
    Das muß man mitansehn! Da kann aber kommen, wer
    will; diese eiserne Stirn, mit der er unterschriebene Ver-
    träge verdreht, ableugnet, sich plötzlich nicht mehr erin-
    nert, wie er sich verleugnen läßt … nein, Daddy, du lernst
    es nicht. Du willst es doch immer lernen! Du lernst es
    nicht!“
    „Lassen die Leute sich denn das gefallen?“
    „Was sollen sie denn machen? Wenn es Ihnen nicht
    paßt, sagt er, dann klagen Sie doch! Aber ich beziehe dann
    bei Ihnen nichts mehr! Und das hält er auch eisern durch.
    Das wissen die Leute ganz genau — sie geben schließlich
    nach. Neulich haben wir doch das ganze Büro renovieren
    lassen — was er da mit den Handwerkern

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