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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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eins neben dem anderen. Dahinter lag das eingezäunte
und von einer schütteren Hecke umgebene Sportgelände in völliger Dunkelheit.
    »Schöne Scheiße«, knurrte Kurt. »Letztes Mal hat
der Kerl die Leuchtschrift zerballert. Heute wollte er uns persönlich an den Kragen.«
    »Und warum?«
    »Weil er den Hass auf uns hat, weil er verrückt ist, keine Ahnung!
Vielleicht mag er keine Feuerwürstchen. Alles schon mal vorgekommen! Nächstes Mal
sind wir dran.«
    Ich schob ihn zurück unter das Vordach. »Du siehst also einen Zusammenhang
zwischen den Schüssen von damals und heute?«
    »Du etwa nicht?« Kurt starrte mich an, als sei ich völlig verrückt
geworden.
    Er wollte noch mehr sagen, doch ich bedeutete ihm, ruhig zu sein. Von
der Straße her näherte sich jemand. Es war ein Halbwüchsiger auf einem Fahrrad,
der völlig durchnässt auf uns zuflitzte und unter dem Vordach eine Vollbremsung
hinlegte.
    »Hey, Fred«, rief er und hielt sich an der Wagenwand fest. »Schiebst
du mal zwei Dosen Pils rüber?«
    »Hab schon geschlossen«, brummte der Imbissbesitzer.
    Der Junge schaute überrascht. »Ist doch noch alles offen hier.«
    Fred schwieg.
    »Oder nicht?«, wandte sich der Radler an uns. »Sieht doch offen aus.«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Ich geh dann mal pissen«, knurrte Kurt und verschwand im Regen.
    »Zwei Pils«, rief der Junge fröhlich und legte ein paar Münzen auf
die Durchreiche. Wortlos öffnete Fred einen Kühlschrank, entnahm ihm die Dosen und
reichte sie nach draußen. Wir warteten, bis der Typ außer Sichtweite war.
    »Siehst du?«, murmelte Fred. »Ist doch besser so, mit dem Schallmo
in Bökers Garten, wo ihn keiner entdeckt. Wär ja sonst die Hölle los hier.«
    »Kannst du mir erklären, warum ihr die Polizei nicht gerufen habt?«
    Fred zuckte leicht zusammen. So, als habe er die ganze Zeit auf diese
Frage gewartet. »Nee«, sagte er und kratzte sich wie vorhin am Kopf, nur deutlich
heftiger. »Also, schon. Weißt du, ich mag keine Bullen. Die sind immer so …« Er
überlegte, dann winkte er ab. »Ehrlich, ich mag die nicht.«
    »Ist das alles? Weil du sie nicht magst, zieht ihr die Leiche ins Gebüsch
und tut, als sei nichts geschehen? Nach dem Motto: Pils verkaufen und abwarten?
So stellt ihr euch das vor?«
    »Keine Sorge, wir rufen die Bullen noch. Kurt meinte halt, wir sollten
erst dir Bescheid sagen, damit du dir ein Bild von der Lage machen kannst.«
    »Von der Lage des Toten? Die habt ihr ja längst verändert.«
    »Ich meine nur. Mit der Polizei will ich nichts zu tun haben.« Er ging
zum Kühlschrank. »Magst du ein Bier?«
    »Nein, verdammt! Wenigstens einer von uns sollte klaren Kopf bewahren.«
    Fred seufzte. »Also, ich brauche jetzt eins. Sonst trinke ich nie,
verstehst du? Nicht während der Arbeit. Aber heute …« Er griff sich eine Dose, riss
sie an der Lasche auf und nahm einen großen Schluck.
    Ich sah auf meine Uhr. Gleich Viertel vor zwölf. Höchste Zeit, die
Angelegenheit zu einem Ende zu bringen. »Der Schütze«, sagte ich zu Fred, »kann
es sein, dass er auf dem Sportgelände stand? Hinter dem Zaun?«
    Eifriges Nicken. »Wir haben ihn ja noch weglaufen sehen.«
    »Was habt ihr? Seid ihr ihm nach?«
    »Quatsch, ich bin doch nicht lebensmüde! Das mit dem ersten Schuss
haben wir ja gar nicht kapiert. Da war dieser Schlag, die Bude zitterte, und wir
wussten nicht, was los ist. Als wir uns umguckten, stand plötzlich der Schallmo
vor den Autos, glotzte zu uns rüber – und brach auch schon zusammen. Was glaubst
du, was wir da taten?«
    »Sag’s mir.«
    »Wir gingen in Deckung, was dachtest du! Ich in meiner Bude, und Kurt
hat sich auf den Boden geschmissen. Einfach raus aus der Schusslinie. Aber dann
passierte nichts. Gar nichts. Und als wir uns vorsichtig wieder hervorwagten, hörten
wir jemanden durch die Hecken am Sportplatz abhauen.«
    »Und gesehen habt ihr ihn auch?«
    Er zuckte die Achseln. »Was man so sieht im Dunkeln. Einen Schatten
halt.«
    »Ein Mann? Groß, klein, dick?«
    »Keine Ahnung. Eher nicht dick. Auch nicht groß, würde ich sagen.«
    »Also klein und dünn.«
    »Geht so. Max, im Dunkeln, überleg mal!«
    Ich rollte mit den Augen. Überleg mal! Es war zum Haareraufen mit den
beiden Chaoten. Zum Überlegen gab es hier nur eins: ob ich nicht doch Zuflucht zum
Alkohol nahm, um all diesen halbgaren Mist hinunterzuspülen. Ein Schuss rauscht
in den Imbisswagen – die beiden glotzen blöd. Ein Mann wird erschossen – die beiden
räumen die Leiche

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