Schluessel zur Hoelle
Motor hören.«
Chavasse ging an Deck, stellte sich an den Bug und horchte. Carlo und Liri traten neben ihn. Es herrschte tiefe Stille, und man hörte nur den Wind und das Plätschern des Regens. Plötzlich hob Carlo die Hand.
Chavasse drehte sich um und winkte Orsini. Der Italiener riß das Steuer herum und lenkte die Jacht auf eine Sandbank zu, die ein Stück aus dem Wasser ragte. Die Jacht lief mit einem leichten Ruck auf, und Chavasse rannte zum Steuerhaus.
»Carlo glaubt, etwas gehört zu haben. Es hat keinen Sinn, ein Risiko einzugehen. Am besten, wir sehen nach.«
Er stieg auf die Reling, sprang hinunter und landete in nur wenige Zentimeter tiefem Wasser. Carlo reichte ihm die Maschinenpistole, sprang ebenfalls von Bord, und sie schlichen die Sandbank entlang durch den Nebel.
Sie war etwa hundert Meter lang und an manchen Stellen überschwemmt, so daß sie durch das Wasser waten mußten. Sie hörten jetzt deutlich das Geräusch eines Motors. Manchmal wurde es leiser und dann nach ein oder zwei Minuten wieder lauter.
»Anscheinend patrouillieren sie an der Kanalmündung«, sagte Chavasse.
Carlo warf sich plötzlich zu Boden und riß ihn mit sich. Keine zehn Meter von ihnen tauchte das Motorboot aus dem Nebel auf. Sie sahen, daß auf dem Dach des Ruderhauses ein Soldat hockte, in der Hand eine Maschinenpistole. Dann verschluckte es der Nebel wieder.
Während sie über die Sandbank zurückliefen, verklang das Motorengeräusch in der Ferne. Der Nebel schien sich verdichtet zu haben, das Wasser stieg und umspülte ihre Stiefel.
Orsini beugte sich über die Reling und half Chavasse herauf. »Sind sie da?«
Chavasse nickte und berichtete ihm kurz, was sie gesehen hatten. »Was machen wir jetzt?«
Sie gingen ins Ruderhaus, und Orsini beugte sich über die Karte. »Wir könnten in den Sumpf zurückfahren. Es führt bestimmt ein Weg hindurch, aber mit einem Boot dieser Größe würden wir viele Stunden brauchen, und es gibt keine Garantie, daß wir nicht irgendwo steckenbleiben. Inzwischen könnte Kapo die albanische Marine alarmieren.«
»Existiert noch eine andere Möglichkeit?«
Orsini fuhr mit dem Finger über die Karte. »Hier ist ein Seitenarm. Er mündet etwa zwei Kilometer weiter südwestlich bei der Katzeninsel ins Meer. Siehst du – hier.«
»Und wo liegt der Haken?«
»Ich hab dir schon gesagt, daß der Fluß wegen der Reibereien mit Jugoslawien nur noch wenig befahren wird und daß diese Seitenarme stark versandet sind. Man weiß nie, wie tief das Wasser ist.«
»Und willst du’s versuchen?«
»Wenn ihr einverstanden seid.«
Als Chavasse und Liri nickten, drückte Orsini auf den Starter und stieß von der Sandbank zurück. Die Jacht machte einen langen Bogen und fuhr wieder den Fluß hinauf.
Orsini beugte sich aus dem Seitenfenster und starrte mit zusammengekniffenen Augen in den Nebel. Nach einer Weile brummte er leise, schwenkte das Ruder herum und steuerte zwischen niedrigen, buckligen Sandbänken hindurch. Er drosselte die Geschwindigkeit, bis sie nur noch ganz langsam dahinglitten. Die Wellen schlugen mit dumpfem Geräusch gegen den Rumpf – ein sicheres Zeichen dafür, daß das Wasser seicht war –, und ein- oder zweimal scharrte der Kiel über den Grund. Nach etwa fünf Minuten stoppte Orsini und stieß zurück. Zuerst rührte sich die Jacht nicht, dann löste sie sich mit einem häßlichen saugenden Geräusch aus dem Sand. Carlo sprang wortlos von Bord. Das Wasser reichte ihm bis zur Brust, und als er weiter watete, sank es bis zu seinen Hüften.
Er wandte sich nach links, und im nächsten Moment versank er wieder bis zu den Achselhöhlen. Er winkte, und Orsini warf das Steuer herum und fuhr ihm nach.
Der junge Italiener schwamm, alle paar Meter die Tiefe nachprüfend, voran, und die Buona Esperanza folgte seinem Zickzackkurs. Dann rollte plötzlich aus dem Nebel eine Welle auf ihn zu und begrub ihn unter sich.
Er tauchte auf und schwamm zur Jacht zurück. Als Chavasse ihn an Bord zog, sagte er grinsend: »Tiefes Wasser. Ich habe keinen Grund mehr gespürt. Wir sind durch.«
Orsini winkte ihnen aus dem Ruderhaus zu und steuerte mit erhöhter Geschwindigkeit aufs Meer zu. Fünfzig Meter von der Mündung ragten die dunklen Umrisse der Katzeninsel aus dem Nebel auf. Als sie sie umfuhren, sprang plötzlich ein Motor an, und ein graues Patrouillenboot glitt aus einer Felsenbucht hervor.
Ein schweres
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