Schluessel zur Hoelle
daß es nur zwei Möglichkeiten gibt: Entweder sind wir auf ein anderes Boot umgestiegen, oder unser Motor ist kaputt.«
Das Patrouillenboot kam immer näher; offenbar fuhr es kreuz und quer durch den Nebel. Es glitt ganz dicht an ihnen vorbei. Seine Bugwelle schoß auf sie zu, und die Buona Esperanza begann heftig zu schaukeln. Einen Augenblick glaubte Chavasse, es habe sie verfehlt, doch dann heulte sein Motor auf, und es schoß aus dem Nebel hervor.
Als es hinter ihnen vorbeiraste, eröffnete ein an seinem Heck montiertes schweres MG, dessen Mannschaft hinter einer gebogenen Panzerplatte hockte, das Feuer. Am Bug standen mehrere Soldaten, die mit Gewehren und Maschinenpistolen schossen. Hinter ihnen lauerte, einen Revolver in der Hand, Kapo.
Chavasse harkte, sein MG in einem Halbkreis herumschwenkend, das Patrouillenboot ab, und die Soldaten stürzten zum Heck. Plötzlich rannte Francesca mit eingezogenem Kopf über das Deck. Er riß das MG herum, und die Schüsse schlugen neben ihrem Kopf in die Reling. Im gleichen Moment war sein Magazin leer, und sie verschwand im Steuerhaus.
Als er sich nach einem neuen Magazin bückte, krachten über ihm Leuchtspurgeschosse in die Wand. Glas zersprang, Holz splitterte. Dann jagte das Patrouillenboot davon. Orsini sprang auf und feuerte eine Salve auf die MG-Mannschaft am Heck ab. Sie hörten einen lauten Aufschrei. Einer der Soldaten stürzte über die Reling und versank im Meer.
Als das Patrouillenboot im Nebel verschwunden war, rief Orsini Liri zu: »Bleib unten. Das nächstemal geht’s hart auf hart.«
Das Patrouillenboot, das im dichten Nebel nicht zu sehen war, umkreiste sie ein paarmal. Chavasse wartete geduldig. Schließlich griff Kapo wieder an, diesmal aus einer anderen Richtung. Als das Boot hinter ihnen aus dem Nebel auftauchte, schwenkte er das MG herum und feuerte aus der Hüfte.
Das schwere MG am Heck des Patrouillenboots deckte sie mit mörderischem Feuer ein. Die Buona Esperanza erzitterte, und über Chavasses Kopf flog das Dach weg. Er duckte sich und feuerte sein letztes Magazin leer.
Auch Orsini feuerte, den Lauf seiner Maschinenpistole an die Seitenwand des Steuerhauses gepreßt. Als das Patrouillenboot sie in einem weiten Bogen umfuhr und wieder auf ihren Bug zuraste, nahm Chavasse eine Handgranate aus der Schachtel, die neben Liri am Boden stand, zog sie ab und stürzte aufs Deck.
Das Patrouillenboot kam so nahe heran, daß er die Gesichter der Soldaten sehen konnte, und als es vorbeischoß, schleuderte er die Handgranate über die Reling auf sein Heck. Sie rollte über den Boden, und einer der Soldaten versuchte verzweifelt, sie mit dem Fuß wegzustoßen. Im gleichen Moment explodierte sie. Eine Wolke schien über das Heck hinwegzufegen. Als sie sich auflöste, waren nur noch die zerfetzten Überreste des MG’s zu sehen. Die Soldaten waren verschwunden.
Das Patrouillenboot tauchte im Nebel unter, und es herrschte tiefe Stille. Liri stand auf und wischte sich mit der Hand das Blut weg, das ihr übers Gesicht lief.
»Werden sie’s noch einmal versuchen?«
»Bestimmt. Sie werden nächstesmal aber bestimmt vorsichtiger sein.«
Orsini beugte sich über die Maschinenraumklappe. Dann stand er auf und trat zu ihnen. »Sieht nicht gut aus. Noch mindestens fünfzehn Minuten.«
Während sie einander wortlos anblickten, hörten sie durch den Nebel plötzlich Kapos Stimme. »Warum geben Sie nicht auf, Chavasse?« rief er. »Sie entkommen uns doch nicht.«
Liri zuckte erschrocken zusammen. Orsini beruhigte sie. »Keine Angst. Er spricht nur über ein Megaphon. Ich möchte bloß wissen, was das Schwein vorhat.«
Der Motor des Patrouillenbootes brüllte auf. Es glitt aus dem Nebel hervor, und die Männer an der Reling beschossen die Buona Esperanza mit Handfeuerwaffen.
Chavasse drückte Liri auf den Boden, und Orsini kauerte sich neben sie. Seine Maschinenpistole bellte wütend. Als das Patrouillenboot wieder im Nebel verschwand, stellte er das Feuer sofort ein.
Er überprüfte das Magazin und warf die Waffe ärgerlich ins Steuerhaus.
»Was ist mit dem MG?«
»Auch keine Munition mehr da.«
Orsini ging zum Kartentisch und zog die Schachtel mit den Handgranaten darunter hervor. »Wenigstens haben wir die noch.«
»Die helfen uns nur, wenn sie nahe genug herankommen«, sagte Chavasse.
Durch den Nebel drang wieder Kapos Stimme. »Ich weiß ganz genau, daß ihr festliegt,
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