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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
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die Treppen zur Empore hinauf, von wo aus ein Gang zu den Pausenräumen führte.
    „ Das ist eine bodenlose Unverschämtheit!“, rief Keyman und sto l perte ihnen hinterher. „Und das werde ich nicht durchgehen lassen! Das hat ein Nachspiel!“
    Valender und Nathaniel hörten nicht mehr hin.
    Wie befürchtet, waren die Pausenräume leer. Valender fühlte Angst in sich anschwellen, die einer Hysterie nahe kam. Ruhig ble i ben, ermahnte er sich. Er durfte nun keinesfalls die Fassung verli e ren, sonst würde er Cera nicht helfen können.
    „ Wo ist sie zuletzt gewesen?“, fragte er, halb an Nathaniel geric h tet, halb an Keyman, der schnaufend in der Tür stand und vor sich hin stammelte: „Aber sie müsste doch hier sein. Sie kann doch nicht weg sein. Sie muss doch …“
    „ Und Sie müssen die Klappe halten“, blaffte Nathaniel. Dass selbst er seine übliche arrogante Überlegenheit verlor und laut wurde, b e unruhigte Valender.
    „ Sie wurde im Büro von Mrs Keyman überwältigt“, sagte Nath a niel an Valender gewandt. Schon waren sie auf dem Weg dorthin und ignorierten Keyman, der ihnen nachrief: „Woher wissen Sie das, Sie verdammter Magischer?“
    Valender war froh, dass er einen guten Orientierungssinn hatte. Ohne den hätte er sich in den langen, gleich aussehenden Gängen sicher verlaufen, auch wenn er schon mehrmals im Theater gewesen war. Die Laute ihrer Schritte warfen tausend Echos, als rannten hundert Männer die Flure entlang.
    Rasch hatten sie das Büro der Direktorin erreicht. Der Gemalte schien am Bildrand zu kleben und ihre Anwesenheit kaum mehr a b warten zu können.
    „ Na endlich! So beeilt euch doch!“
    „ Nathaniel!“, rief auch Valender und deutete auf einen winzigen, gelben Hauch, den er auf dem Teppich erkannte. „Was sagtest du, waren Ceras letzte Worte, ehe sie überwältigt wurde?“
    „ In der Tasche des Jacketts, sag es Valender!“, erwiderten Nath a niel und das Gemälde wie aus einem Mund. „In der Tasche des J a cketts! Und in meiner Tasche ist ein Vogel.“
    Valender hob die winzige, gelbe Feder auf. Es war die Feder eines Kanarienvogels. „Sie besaß einen ausgestopften gelben Vogel“, sagte er leise. „Und mit seinen Federn …“
    „ Hat sie uns eine Spur gelegt!“, vervollständigte Nathaniel erregt. „Ich habe eine solche Feder draußen auf dem Hof gesehen, als ich mein Pferd angebunden habe. Hab mir aber nichts dabei gedacht.“
    „ Wie eine Spur aus Brot, die die Vögel aufpicken“, entfuhr es Va l ender. Seine Zuversicht war rapide angestiegen und im Augenblick danach wieder ins Bodenlose gefallen.
    Federn!
    Federn verwehten mit jedem Windhauch, wie sollten sie dieser Spur folgen?
    Nathaniel schien keine Bedenken zu haben. „Wir finden sie!“, en t schied er, als läge alles nur allein an seiner Willenskraft. „Los!“
    Am liebsten wäre Valender mit ihm hinausgerannt. Doch früh g e nug fiel ihm ein, dass Cera starr nicht würde fliehen können. Er klammerte sich mit aller Kraft an den kleinen Hoffnungsschimmer: wenn sie Federn ausstreute, lebte sie noch. „Warte. Wir müssen i h ren Schlüssel holen.“
    Nathaniel war bereits losgerannt und warf bloß einen längeren Blick über die Schulter. „Tu das. Und dann besorg dir eine Kutsche. Ich folge der Spur, ruf mich an!“
    Valender nickte und lief dann in die entgegengesetzte Richtung, Mr Keyman direkt entgegen, der ihnen schnaufend wie ein Walross nachgerannt war. Mit „In der Tasche des Jacketts“ konnte nur Ceras Schlüssel in Keymans Jackett gemeint sein. Doch der Direktor trug nur eine Weste; sein Jackett konnte er überall abgelegt haben. Vale n der wusste nicht einmal, wo sich seine Privatgemächer befanden. War Keyman nicht kooperativ, musste er vermutlich eine Ewigkeit suchen.
    „ Mr Keyman“, rief er, als er den Mann erreicht hatte, und ahnte schon, dass der es ihm nicht leicht machen würde. „Wir brauchen unbedingt Ihre Hilfe, wenn wir Cera retten wollen. Sie wurde en t führt. Vom gleichen Schurken, der auch schon Yasemine entführt und ermordet hat!“
    Keyman starrte ihn misstrauisch an. Er keuchte so schwer, dass mit jedem Atemzug Speichelflöckchen von seinen Lippen flogen. Dann stieß er hervor: „Ich sag euch Missgeburten kein Wort!“
    „ Mr Keyman, bitte! Ohne Ihre Unterstützung ist Cera vielleicht verlo…“
    „ Kein. Wort! Hast du nicht verstanden, du kleiner Scheißer? Wer sagt mir denn, dass ihr nicht alle mit drin hängt, du und dein mag i scher Freund.

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