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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
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doch nur tagsüber, da des Nachts zu viele Betrunkene unterwegs waren und die Regierung befürchtete, sie könnten aus den Booten in die Themse fallen.
    „ Der Mann am Steuer trug einen Hut“, sagte Nathaniel beklo m men, weil es der einzige Hinweis war.
    Die Kutsche brauchte nur acht Minuten, doch wie es zu befürc h ten stand, gelang es ihnen nicht mehr, auch nur die Rauchwolke des Bootes in der Ferne zu erkennen. Frustriert mussten sie gegen Mi t ternacht aufgeben. Sie tranken noch ein Bier im Ten Bells, der Bar in der alles angefangen hatte, hofften allerdings vergeblich auf ein en alles aufklärende n D eus ex M achina und trennten sich dann, um nach Hause zu fahren. Valender nahm die Dampfbahn und Nath a niel verlangte beim Anruf bei der Kutschzentrale nach einem Ku t scher mit guten Nerven, der ihn heimbrachte.
    Erst zu Hause bemerkte er, wie müde er war, die Enttäuschung duplizierte das noch. Am liebsten hätte er sich gleich im Erdgeschoss auf sein Sofa geworfen und bis zum nächsten Morgen geschlafen. Doch die Mrs Charles‘ – wo waren die überhaupt alle? – brauchten noch Futter. So schlurfte Nathaniel schicksalsergeben in die Küche und nahm eine große Portion Hackfleisch aus dem Kühlschrank. Erst als er es auf Tellerchen am Boden verteilte, kamen die Katzen herangeeilt. Ihm fiel auf, dass sie alle aus dem oberen Stockwerk k a men, aus dem Atelier, die meisten hatten kugelrunde Pupillen und das Fell gesträubt, und einige nervös aufgeplusterte Schwänze. I r gendetwas musste sie unruhig gemacht haben – dieses Verhalten kannte er nicht von ihnen. Eine Maus? Ach, als ob seine satten Ka t zentiere sich von einer Maus noch reizen ließen!
    Skeptisch und zur Vorsicht ein großes Messer mit sich tragend, ging Nathaniel nach oben. Die rote, männliche Mrs Charles begleit e te ihn. Als er das Licht hochdrehte, konnte er zunächst nichts U n gewöhnliches feststellen. Nur das Tuch, mit dem er seine Fälschung des Reitergemäldes abgedeckt hatte, war herabgefallen und lag auf dem Boden wie ein totgeschossenes Gespenst. Vielleicht war es der Wind gewesen, oder die Katzen hatten an den Stoffenden gezogen. Er trat näher und bemerkte, dass der Reiter nicht im Bild war. Dafür fanden sich am Rande des Gemäldes Kratzspuren.
    „ Verfluchte Katzenbrut“, murmelte Nathaniel. „Wären wir in der Neuen Welt, hätte man euch schon lange die Krallen gezogen.“
    „ Mehuw“, sagte die rote, männlich e Mrs Charles mitfühlend.
    Am linken Bildrand regte sich etwas und der Reiter trat vorsichtig ins Bild. „Sind sie weg? Nathaniel, scheuche diese wilden Katzen weg. Sie haben versucht, mich aus meinem Gemälde zu holen, als ich nach dir rief.“
    Mit einem entnervten Ksch-ksch vertrieb Nathaniel den Kater, der sich bereits geduckt hatte, mit dem Schwanz peitschte, dem Hinte r teil schwankte und dazu ansetzte, das Bild erneut anzuspringen.
    „ Du hast nach mir gerufen?“, fragte Nathaniel, und spätestens jetzt war alle Müdigkeit von ihm abgefallen. „Ist etwas passiert?“
    „ Das will man meinen!“, rief der Gemalte. Er war ganz außer sich. „Im Theater überschlagen sich die Ereignisse – und was tust du, M a lermeister Nathaniel? Lungerst in der Gegend herum! Wenn du von mir verlangst, dass ich die Augen offen halte, musst du schon a n sprechbar für mich sein.“
    „ Verzeih, gemalter Reiter. Aber sag schon. Was ist geschehen?“
    „ Miss Cera war bei mir. Sie war außer sich vor Angst und rief mir ein paar Dinge zu, ehe sie floh. Ich folgte ihr in einen anderen Raum, zu dem ich durch ein anderes Gemälde, das mir gewogen war, Z u tritt hatte. Und dort – oh, es war schrecklich!“
    „ Was ist passiert?“
    „ Ein Mann mit einer Hand aus Stahl packte Miss Cera und warf ihr einen Sack über den Kopf. Er verschnürte sie regelrecht und schleppte sie davon. Ein Verblichener versuchte zwar, den Mann aufzuhalten und rief lautstark um Hilfe. Da kam ein zweiter Mann dazu und sprach einen Exorzismus. Der arme Verblichene löste sich in Wohlgefallen auf – der Herr hab ihn selig. Er starb als Held, weil er versuchte, die Miss zu retten. Ich habe mein Möglichstes getan, um Hilfe zu holen. Aber als ich rief und rief , kamen bloß diese gar s tigen Katzen.“
    „ Verdammt!“ Nathaniel warf das Messer zu Boden, es stach in die Dielen und blieb zitternd stecken. „Wie lange ist all das her?“
    „ Wenige Minuten.“
    In Gedanken sattelte Nathaniel bereits sein Pferd. „Und was hat Miss Cera gesagt,

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