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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
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Haut. Es brannte mit solcher Abscheulichkeit, dass ihm kein Atem blieb, um zu schreien. Er hörte sich bloß keuchen, registrierte jedoch im gleichen Moment, dass es nur ein Streifschuss war, der ihn nicht umbringen würde. E s ra erschien in der Tür und stieß einen Schrei aus, Keyman spannte den Revolverhahn für einen zweiten Schuss und Valender war ebe n so überzeugt von der Tatsache, dass er eine Dummheit machte, wie es ihm unmöglich war, es nicht zu tun.
    Er stürzte sich auf Keyman, griff nach dessen Handgelenken und rang mit ihm. Das Brennen aus seinem Oberarm schoss ihm bis in die Hände. Keyman drückte ein zweites Mal ab. Die Kugel schlug in die Wand ein, und es regnete Putzbrocken herab. Valender spürte, wie Keyman allen Widerstand aufgab, taumelte und schließlich in die Knie ging. Als er ihn losließ, brach sein Gegner vollends zusammen und stürzte zu Boden.
    Was war geschehen? Valender konnte sich das nicht erklären. Er hatte Keyman nur zurückgedrängt – wie konnte der Mann ohnmäc h tig werden? Ein Herzinfarkt als Folge des Stresses? Oder hatte ihn ein Stück Putz unglücklich am Kopf getroffen?
    Valender kniete neben Keyman nieder und tastete nach seinem Puls. Gottlob, er lebte. Für einen Sekundenbruchteil jagte ihm durch den Kopf, dass er von Glück sprechen musste, es nicht zum Sold a ten bei der Royal Army gebracht zu ha b e n . Die Vorstellung, jema n den zu töten, wirkte mit einem Mal grauenerregend.
    „ Mr Keyman?“
    Keine Reaktion, doch der Puls war stabil. Er drehte ihn auf die Se i te, wie er es in den Erste-Hilfe-Seminaren gelernt hatte, um ihn mit gutem Gewissen allein lassen zu können. Er musste Cera finden.
    Plötzlich klackte es. Kaltes Metall wurde ihm zwischen Kinn und Kehle gepresst.
    Keyman schlug die Augen auf und grinste ihn an. „Idiot“, sagte er abfällig, und Valender musste ihm recht geben. Wie hatte er sich derart aufs Glatteis führen lassen?
    „ Mr Keyman“, versuchte er es ein letztes Mal. Der Lauf drückte schmerzhaft in seinen Hals. „Ich versuche wirklich nur, Cera zu re t ten. Sie müssen …“
    Nichts musste er. Durch den Revolver in Schach gehalten, musste bloß Valender hinnehmen, dass Keyman ihn aus der Rückenlage ins Gesicht schlug.
    „ Lügner!“, fauchte der ältere Mann. „Ehebrecher! Bevor ich zula s se, dass du auch noch Cera bekommst, zerstöre ich sie!“
    In Valender setzte etwas aus. Erneut loderte das Brennen in se i nem verwundeten Arm – nein, in beiden Armen – auf und fuhr ihm in die Hände. Er traf keine bewussten Entscheidungen mehr, so n dern handelte instinktiv. Furcht und Vorsicht waren vergessen. Er grub die Hände in das Hemd seines Gegners und ließ alle Wälle aus B e herrschung fallen. Valender öffnete sich wie die Schleusen eines Wasserwerks; erlaubte der Magie, die er so lange verheimlicht und unterdrückt hatte, ihren Weg aus ihm hinaus zu finden und ve r spürte voller grimmiger Genugtuung, mit welcher Kraft sie ihn ve r ließ. Er ertastete das Feuer in seinen Handflächen, ein kurzer, manischer Schmerz schien ihn zu übermannen, und gleich darauf stand das Wams des Direktors in lodernden Flammen.
    Entsetzt und zugleich fasziniert von seiner eigenen Tat rappelte er sich auf und wich zurück. Keyman brüllte, riss sich die brennende Kleidung vom Leib und trampelte darauf herum. Die Situation schien im Griff, so schnell sie entstanden war, aber für einen Auge n blick war sein Gegner damit beschäftigt, die letzten kleinen Flammen auszutreten, und Valender sah seine Chance gekommen, endlich C e ra zu folgen.
    Er griff nach ihrem Schlüssel und floh in die Nacht.

Kapitel XXII
     
    Nathaniels geschulter Blick für die richtige Farbe kam ihm beim Ve r folgen der Spur zugute. Kanariengelb war im nächtlichen London der größtmögliche Stilbruch, und allein das führte dazu, dass er viele der fallen gelassenen Federn fand. Die meisten hatte der Wind ve r wirbelt, doch sie lagen den Straßen, die der Entführer gewählt hatte, immer hinreichend nahe, sodass Nathaniel letztlich auf der Spur blieb, auch wenn er an jeder Straßengabelung Zeit ve r lor, um die richtigen Pfade mittels Ausschlussverfahren heraus zu finden.
    Ein Königreich für einen der Beagle seiner Mutter!
    Doch während er noch darüber grübelte, ob ein Fährtenhund wohl in der Lage war, die Spur einer Puppe zu verfolgen, und dabei weit e re Federn auflas, bemerkte er etwas Auffälliges: Er näherte sich der Gegend, in der der Pfarrer Fothergill

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