Schlüsselherz (German Edition)
und hob sie hoch. Keine Sekunde länger sollte sie hilflos in diesem fremden Bett liegen. Sie hasste es, in einem anderen Bett schlafen zu müssen als in ihrem eigenen. Er musste sie fortbringen, ehe er …
Geräusche ließen ihn erstarren. Ein dumpfes, hässliches Poltern, das klang, als käme es aus dem Keller. Sofort folgten Schritte. Die Männer schienen nach unten zu eilen, er hörte ihre Sohlen auf hö l zernen Treppenstufen. Und dann – leise, gedämpft, fast unterdrückt – vernahm er einen Schrei.
Cera.
Valender presste Melissa an sich. Er konnte sie nicht hier liegen lassen , aber ebenso wenig konnte er Cera im Stich lassen. Im Keller schien ein Kampf vonstattenzugehen , er hörte es rumpeln und die Männer stöhnen.
Was sollte er tun, was sollte er nur tun?
Die Besenkammer war seine rettende Idee. Er hatte einen Schlü s sel im Türschloss stecken gesehen. Und wenn er das Fenster öffnete, würden sie draußen nach Melissa suchen, sollte ihnen auffallen, dass sie weg war. Ohne länger nachzudenken, riss er das Fenster auf, ve r ließ mit Melissa im Arm das Schlafzimmer und brachte sie in den kleinen Raum. Es widerstrebte ihm, Melissa auf den Boden zu legen und in der Dunkelheit allein zu lassen. Doch er konnte Cera auch nicht ihrem Schicksal übereignen. Seine Instinkte drängten ihn zur Eile, er spürte, dass es höchste Zeit war. Wenn er sie verstreichen ließ, würde er Cera nicht mehr retten können. Melissa schlief tief und fest, sie war warm eingehüllt und würde nichts bemerken. Vor allem würde man sie hier nicht so schnell finden.
Er nahm sein schlechtes Gewissen ihr gegenüber mit sich, als er die Kammer verließ, abschloss, den Schlüssel sicher einsteckte und dann die Treppen in den Keller hinabschlich. Unten war Ruhe ei n gekehrt und er hörte eine ihm erschreckend bekannte Stimme spr e chen.
„ Dann bereiten wird jetzt oben alles vor. Schnell, ehe es zu spät ist.“
Valender sah Schatten aus einem grell erleuchteten Kellerraum in den Gang fallen. Im letzten Moment konnte er sich in die Vorrat s kammer retten, als die Männer aus dem Raum traten. Er verharrte still und ließ zu, dass sie ihn passierten. Wenn sie nur seine Schwe s ter nicht fanden! Als die Männer an der Vorratskammer vorbei gi n gen, in der er sich in der Dunkelheit versteckte, gelang es Valender, einen Blick auf das Gesicht des zweiten Mannes zu werfen.
Und während er ihn erkannte und sein Vertrauen einen Schlag b e kam, der in seiner kollateralen Wucht einen Teil von ihm dazu brac h te, sich wimmernd zusammenzukrümmen, blieb der Rest von ihm kerzengerade stehen und begriff mit analytischer Präzision, wie alles zusammenhing und warum sowohl Cera als auch Melissa hier waren – und zu welchem schäbigen Zweck.
Denn der Mann war Dr. Harold.
Kapitel XXIII
Die Hitze ließ den Schweiß auf Nathaniels Stirn verdunsten, ehe er Tropfen bilden konnte.
Das Feuer tobte, grölte, fauchte und wütete im Dach. Es fühlte sich an, als wäre es nun direkt über ihm, sodass er sich tief über den Pferdehals beugte und das Gesicht immer wieder in die Mähne drückte, um der brennend heißen Luft zu entgehen. Doch zwischen der Kakofonie des Brandes hörte er noch etwas anderes: ein Klo p fen. Zu rhythmisch, als dass das Feuer es hätte verursachen können, zu schwach, um es genau zu lokalisieren.
Nathaniel preschte die Gänge entlang, in denen Tapeten an den Wänden verschmorten. Er brach Türen auf, die verschlossen waren, wissend, dass er damit auch dem Feuer Tür und Tor öffnete. Die Zugluft fachte die Flammen an. Doch irgendwo, hinter irgendeiner dieser Türen, war noch jemand.
Er lauschte. Alles Lebendige, was er neben dem Keuchen seines Hengstes vernahm, war das leise Schimpfen des Gemalten.
„ Hallo?“, brüllte er, obgleich ihm klar war, wie dumm das war. Er atmete zu viel der verbrannten Luft ein, ihm schwindelte bereits. „Ist da noch wer – hallo?“
Da – das Klopfen ertönte wieder. Laut und drängend nun.
Er schlug Coffee, der sich sträubte, das Zügelende auf die Kruppe und hielt auf das Geräusch zu.
„ Weg von der Tür!“, rief er, nahm alle verbliebene Kraft zusa m men und versetzte dem Holz einen Tritt. Das Schloss sprang, die Tür ging auf und eine Puppe stürzte hinaus.
„ Oh, bei allen Mächten. Ich dachte, ich müsse verbrennen. Danke, dass Sie mich …“
„ Esra?“, keuchte er.
„ Ja, ich bin Esra. Danke, tausend Dank!“
Er nickte knapp, reichte ihr die Hand und zog sie
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