Schlüsselherz (German Edition)
das Nachbeten von ihm fremden Prinz i pien so leid. Und so vermischte sich in seinem Inneren die Wut mit dem unsinnigen Wunsch nach einem Befreiungsschlag sowie der Neugier auf die Geschichte dieser Puppe.
„ Ich habe Zeit“, sagte er und wies auf die Ecke, in der hinter e i nem Pariser Paravent zwei schlanke Stühle mit geschwungenen, klauenartig auslaufenden Holzbeinen an einem runden Tischchen standen. „Dort hinten können wir uns setzen.“ Die Nische hatte den Vorteil, dass sie vom Laden aus nicht einzusehen war. Sein Vater führte darin die Gespräche mit den Verlagsvertretern. Die Vorste l lung, eine Mr Beazeley so verhasste magische Kreatur würde auf de s sen Platz sitzen und aus seinen geliebten chinesischen Porzellanta s sen trinken, erfüllte Valender mit einer trotzigen Hochstimmung, wie er sie zuletzt als Kind erlebt hatte.
„ Trinkst du Tee?“ Er musste gegen ein diebisches Grinsen a n kämpfen.
„ Ich bin körperlich in der Lage dazu“, antwortete sie ausweichend.
Das reichte für seine Zwecke.
Er lächelte das Puppenwesen an, entschuldigte sich für einen M o ment und begab sich in die Teeküche, um eine Kanne nordindischen Assam, Vaters Lieblingstee, aufzubrühen.
***
Mit einem Lächeln, das etwas Bissiges in seinen Winkeln verbarg, schenkte der Buchhändler Tee ein. Dann setzte er sich, gab Kandis in seine Tasse und rührte bedächtig um.
Cera lauschte auf das leise Knistern, mit dem der Zucker schmolz. Eine Stumpenkerze mit drei Dochten flackerte zwischen ihnen auf dem Tisch, ohne ihr Licht wäre es hinter dem Paravent stockduster gewesen. Die Buchhandlung erschien ihr ein trostloser Ort. Z u nächst hatte sie das auf die Plakette an der Tür geschoben, die eine deutliche Sprache sprach: Magische waren hier nicht erwünscht. Doch dann war ihr aufgefallen, dass der tunnelartig geschnittene L a den, abgesehen von der gläsernen Eingangstür, kein einziges Fenster besaß. Vermutlich war es hier um Mitternacht nicht dunkler als am helllichten Tag. Da konnte man ja nur in schlechte Stimmung ger a ten. Es war kein Wunder, dass der junge Buchhändler sich als so l cher Griesgram ausgab. Vermutlich passte er sich bloß seinen A r beitsbedingungen an.
„ Nun, dann erzähl“, forderte er sie auf.
„ Gern, Mr Beazeley.“
Er hob abwehrend die Hand und beugte sich ein wenig über den Tisch. „Bitte, nenn mich Valender.“
Cera erwiderte sein Lächeln, das sich plötzlich zu öffnen schien, als hätte er den Vorhang aus unguten Hintergedanken beiseitegesch o ben.
„ Sehr gern.“ Sie prostete ihm ansatzweise mit der Teetasse zu, nahm einen Schluck und ließ sich das Gebräu die Kehle herablaufen. „Wie gesagt, war ich im Ten Bells, um einen Privatdetektiv zu tre f fen, mit dem ich über das KSS Kontakt aufgenommen hatte. Leider sah er sich nach unserem persönlichen Zusammentreffen nicht mehr willens, mir zu helfen.“ Dass der verbohrte Konservativ ist die Drei s tigkeit besessen hatte, ihr das Erstgespräch zu berechnen, o b gleich dieses beendet war, als er beim ersten Blickkontakt erkannt hatte, dass sie kein Mensch war, verschwieg sie. Der Rüpel hatte sich sogar die Frechheit erlaubt, ein Bier zu bestellen und sie die Rechnung za h len zu lassen. Als wäre die Kutsche ins East E nd und seine nicht exi s tente Beratung nicht schon teuer genug gewesen.
Cera schüttelte die Erinnerung ab. „Bedauerlicherweise muss ich feststellen, dass so mancher Detektiv die Herausforderungen scheut, die dieser Beruf mit sich bringt . Aber“, sie warf Valender einen Blick zu und erkannte, dass er ihren Köder geschluckt hatte, da er sie int e re s siert ansah, „darum soll es an dieser Stelle gar nicht gehen. Am Nebentisch saß ein älterer Herr mit schwarzen Lederhandschuhen, der mich die ganze Zeit über unverhohlen anstarrte. Irgendwann ging er zur Theke und bat um ein Telefon. Während er sprach, sah er mich immer wieder auf mir unbehagliche Weise an. Und nach dem Gespräch bekam sein Gesicht etwas Höhnisches, sobald er sich mir zuwandte. Ich vermute, dass er einen Assassinen beauftragt hat.“
Valender schüttelte langsam den Kopf. „Dann wärst du jetzt m e chanischer Schrott.“
Die Unverblümtheit, mit der er sprach, erstaunte sie. Die meisten Menschen, die mit ihr sprachen, redeten peinlich berührt um den Umstand ihrer Andersartigkeit herum.
„ In jedem Fall grinste der Mann, als ich ging, und kurz darauf sprach mich der Kerl mit dem Kreuzanhänger an und bedrohte
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