Schlüsselherz (German Edition)
fühlte. „Alles, was Sie tun müssen, ist, eine Leiche zu fi n den.“
„ Das habe ich so nie gesagt“, erwiderte er gereizt. „Zitiere mich korrekt, oder lass es ganz. Was hast du dir dabei gedacht, mich hi n zustellen, als wäre ich …?“
„ Erfolgreich? Nun, ich dachte an unsere Chancen. Zufällig kenne ich Mr und Mrs Keyman sehr gut und weiß, womit man sie zum R e den bringt. Bitte hier entlang.“
Valender blickte in den Gang, dessen Wände abwechselnd von bunten Tiffany Wandlampen und in Gold gerahmten Fotografien unterschiedlicher Bühnenszenen geschmückt waren. „Dort geht es nicht zum Ausgang.“
„ Natürlich nicht, aber zu meiner Kammer.“
„ Wir gehen in deine Kammer?“ Trotz der skeptischen Frage folgte er ihr.
„ Dort können wir in Ruhe reden und …“
„ Worüber reden?“, unterbrach er sie. Herrje, wie ungehobelt dieser Mann wurde, sobald er sich nicht vollkommen wohlzufühlen schien.
Cera drehte sich abrupt zu ihm um, worauf er beinah e in sie hinein lief. Er kam so dicht vor ihr zum Stehen, dass sie mit der Nase fast an seine Brust stieß. Um ihn anzusehen, musste sie den Kopf in den Nacken legen. „Über Ihre Erfolge, Valender.“
„ Verstehe“, erwiderte er mit einer Betonung, die aussagte, dass er alles tat, aber nicht das Gesagte. „Ich teile also jetzt und hier meine Befragungsergebnisse mit dir.“
„ Es gibt keinen Grund, mich mit Ironie zu strafen. Natürlich teilen Sie Ihre Ergebnisse mit mir, denn ich bin nach geltendem Recht …“
„ Welches für dich nicht gilt“, unterbrach er erneut, was sie ign o rierte.
„ Ich bin nach geltendem Recht – an das ein Gentleman sich jede r zeit hält, ohne besondere Lebensumstände auszunutzen – immer noch Ihre Auftraggeberin. Ich zahle für das, was wir hier tun, daher mache ich auch die Regeln.“ Es war deutlich zu sehen, dass er das Spiel gern spielte. Vermutlich war er der Direktorin mit Haut und Haar verfallen, aber bei den Dschinns, was machte das schon, wenn er Yasemine nur finden würde. Der kleine Stich, den ihr das gab, war es wert. Sie spielte mit dem Gedanken, ihm während der letzten Worte ihrer Ansage mit dem Zeigefinger gegen die Brust zu klopfen, fand diese Geste arg gewagt und tat es dann gerade deshalb. „Wenn Sie trotz Ihrer Beleidigungen weiterhin der ermittelnde … nun ja, Ermittler sein wollen“, klopfklopfklopf, „dann spielen Sie nach di e sen Regeln.“ Eilends drehte sie sich weg und ging ohne Zögern we i ter. Ob er ihr folgen würde? Oder hatte sie es zu weit getrieben, und nun würde er gehen und das, was sie als ihre einzige Chance betrac h tet hatte, würde alles ruinieren? Hörte sie Schritte? Wurden sie leiser?
Nein, er kam ihr nach. Wie gut, dass sie Erleichterung empfinden konnte, ohne dies in einem tiefen und verräterischen Ausatmen ze i gen zu müssen. Sie öffnete die Tür zu ihrem Zimmer, wo sie vom rhythmischen Geräusch der Dampfmaschinenkolben und dem Zwi t schern ihrer Kanarienvögel begrüßt wurde, und ließ Valender den Vortritt. „Ich habe den Rechenapparat schon in Betrieb genommen und die Radiofrequenzen justiert, Sie können das Kommunikations-Schienen-System sofort für Ihre Recherchen nutzen.“
Er warf erst dem unter einem Leinentuch bedeckten Schreibtisch und dann ihr einen seltsamen Blick zu, als wüsste er nicht, wovon sie sprach.
Cera hob das Tuch an, das ihren kostbaren Besitz vor Staub und Schmutz aus dem Käfig der Vögel schützte, und enthüllte ihre klob i ge Rechenmaschine, unter der sich die Tischplatte mitleiderregend durchbog.
„ Cera?“, fragte Valender so ernst, als läge eine Leiche auf dem Tisch. „Was ist das?“
„ Eine Rechenapparatur.“ Was denn sonst, bitte? Sie musste sich zusammenreißen, um nicht patzig zu werden. Gut, das Gerät en t sprach nicht dem neusten Stand der Technik. Momentan waren schmale Klapprechenapparate modern, die die Damen in genauso moderne Handtaschen stecken konnten. Bei den neusten Geräten waren die Messingdrähte so fein wie Spinnweben. Bei ihrem Apparat hätte man glauben können, dass die Kabel früher zum Umzäunen von Viehweiden genutzt worden waren. Was bei dem einen oder anderen Ersatzteil nicht ganz weit hergeholt war. Aber die Haupts a che war doch, dass es funktionierte, und das tat Ceras Apparatur einwandfrei, wenn das Messinghirn auch hin und wieder einer Bele i digung oder subtilen Drohung bedurfte, um seine Arbeit zu verric h ten.
„ Bitte setzen Sie sich einfach“, bat Cera
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