Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
Vom Netzwerk:
beherrscht, „und lassen Sie sich überzeugen, dass der Apparat zu Ihrer Zufriedenheit arbeiten wird.“
    „ Cera, Herrgott“, rief Valender, „wo hast du nur diesen Dinosa u rier ausgegraben? Dieses Ding gehört in ein Museum.“
    „ Das liegt nicht in meinem Interesse. Dann könnte ich es kaum noch außerhalb der Öffnungszeiten benutzen.“
    „ Du willst mir wirklich weismachen, dass das olle Teil …“
    „ Ach, gehen Sie beiseite!“, zischte sie, und da er dem nicht unve r züglich nachging, versetzte sie ihm einen kleinen Stoß in die g e wünschte Richtung, um sich selbst vor die Schreibmaschine zu se t zen, die durch Drähte mit dem Rechner verbunden war und diesem als Eingabefeld diente. Mit flinken Fingern gab sie die Buchstabe n kombination G U T E N - T A G ein.
    „ Guten Tag?“ Valender schien dies so eigenartig zu finden, dass es einer Nachfrage bedurfte.
    „ Eine Sache der Höflichkeit“, erwidere Cera und reckte die Nase so hoch, dass sie das Tastenfeld nicht mehr sehen konnte. „Ich habe es umprogrammiert, da mir das standardmäßige „START“ ein wenig zu herrisch vorkam.“
    „ Verstehe.“ Er log bestimmt wieder und fand es albern, dass sie ihrer Apparatur mit Höflichkeit begegnete. „Verstehe“, wiederholte er. „Umprogrammiert, ich verstehe.“
    „ Valender, geht es Ihnen gut?“ Er antwortete nicht, was sie als Ja aufnahm. Auf dem Bildschirm wandelte sich das optische Rauschen – ein Anblick, als würden weiße und schwarze Ameisen wild durc h einander wuseln –, zu einem überwiegend hellen Hintergrund. Davor erschien ein Eingabefeld, überschriftet mit dem Emblem des KSS. Dezent nach Maschinenöl riechender Dampf quoll in kleinen, rege l mäßigen Stößen zum sanften Bmmpf , Bmmpf , Bmmpf aus den Ri t zen der Maschine. Valender schnaubte wie ein erschrockenes Pferd und Cera konnte nicht ganz ausschließen, dass er sich vielleicht übergeben musste.
    „ Ist wirklich alles in Ordnung mit Ihnen?“
    „ Es hat Zugang“, staunte er. „Dieses mindestens tausend Jahre alte Gerät hat Zugang zum KSS.“
    Cera ignorierte die lästerliche Übertreibung des Alters ihrer lieben, ältlichen Apparatur. „Glauben Sie mir doch einfach, ich habe die Kompatibilität immerhin eigenhändig umprogrammiert, damit die Programme trotz der antiken Technik laufen.“
    „ Schon wieder dieses Wort: Umprogrammiert.“
    Cera atmete übertrieben laut aus, um ihm zu zeigen, dass ihr sein Verhalten langsam lästig wurde. Valender war nicht dumm, und dass er ihr vorspielte, es zu sein, war unnötig und begann ihr auf die Ne r ven zu gehen.
    Sie klopfte gegen die Maschine. Der ausgestopfte Kanarienvogel, der darauf saß – ihr allererster, den sie für so traurig befunden hatte, dass sie sich echte, lebendige gekauft hatte –, wippte auf und nieder. „Nach den entsprechend nötigen Umbauten im Rechenstamm, n a türlich.“
    „ Du baust Rechenapparaturen um.“
    Sie schoss ihm einen Nein-ich-tu-nur-so-Blick zu.
    „ Verzeihung!“ Er räusperte sich. „Es ist nur ziemlich ungewöh n lich, dass junge … Frauen sich mit dieser komplizierten Technik …“
    Sie kniff die Lider zusammen und verwandelte den Blick in Was-immer-Sie-sagen-wollen-überlegen-Sie-es-sich-besser-zweimal.
    „ Ist ja auch egal“, meinte Valender Beazeley und wirkte regelrecht betreten dabei. Er wandte den Blick ab und ließ ihn ihre Büche r sammlung abtasten. Ob er Wells, Stoker und Shelley etwas abgewi n nen konnte? Mrs Keyman betonte regelmäßig, dass Ceras Bücherr e gal, gefüllt mit einer Mischung aus Klassikern und Science- Fi c tion, abschreckend auf Männer wirkte.
    „ Was soll’s“, murmelte sie in sich hinein und ließ ihre Finger über die Tastatur fliegen. Ein Parasol erschien auf dem Bildschirm, schrumpfte zu einem kleinen Symbol und setzte sich in die Bil d schirmecke links unten. „Hören Sie, Valender, ich habe nun eine direkte Radiowellenverbindung zum Zentralapparat der KSS. Schutzschirme gegen Programmangriffe, Voyeure und Lauscher st e hen bombenfest. Warum nennen Sie mir nun nicht einfach die N a men der infrage kommenden Täter und wir schauen, was das System über sie ausspuckt? Bitte noch heute, Valender, das hier ist ein R e chenapparat und kein zeitloses Buch. Die Technik veraltet mir unter den Fingern, wenn wir nicht gleich anfangen, sie zu nutzen.“
     
    ***
     
    Während der Abendvorstellung tanzte Cera ohne die Leidenschaft, die sie sonst an den Tag legte. Ihr Körper erfüllte

Weitere Kostenlose Bücher