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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
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Vortrag während einer Führung durchs Museum, „dass unsere Pu p pen sich stark von den royalbritannischen Modellen unterscheiden. Sie stammen aus den arabischen Emiraten, aus Dubai genauer g e sagt. Die arabischen Puppenmacher werden ganz anders ausgebildet als hierzulande; um dieses dort hoch verehrte Handwerk erlernen zu dürfen, braucht es bei den Arabern ein zweijähriges Grundstudium der Alchemie. Dadurch sind die Araber uns weit voraus, was die sy n thetische Herstellung von Seele betrifft.“
    Valender stutzte. „Verzeihen Sie. Seele? Meinen Sie wirklich, Pu p penmacher würden künstlich Seelen herstellen?“
    „ Nicht Seelen“, korrigierte sie, „Seele. Die Araber gehen nicht d a von aus, dass wir eine Seele besitzen wie ein Herz oder einen Kopf oder …“ Sie blickte ihm neckisch in den Schoß, und er musste sich das Grinsen verkneifen. „Sie bezeichnen Seele als eine Substanz, die dem Blut ähnlich ist, nur sehr viel feinstofflicher, ätherischer. Und ja, sie sind fähig, dies in ihren alchemistischen Laboratorien aus chem i schen und magischen Bestandteilen zu rekonstruieren.“
    „ Unmöglich!“
    „ Ach ja?“ Ihr Lächeln wurde spöttisch. „Aber Sie haben unsere Cera doch bereits kennengelernt. Wollen Sie bezweifeln, dass sie sich von dem Modell, das Sie im Foyer empfangen hat, untersche i det?“
    „ Das nicht. Aber …“
    „ Geben Sie sich keine Mühe, es nicht zu glauben, Mr Beazeley. Sie sind kein Dummkopf, so wie ich es damals war. Sie sehen die Wah r heit, verschwenden Sie Ihre Zeit nicht mit Unglauben.“
    Valender war ganz entschieden der Ansicht, dass es immer noch seine Entscheidung war, was er verschwendete und was nicht. Aber nichts lag ihm ferner als ein Streit mit Biest-Lyss Keyman, die nun scheinbar gelangweilt einen ihrer rosa lackierten Fingernägel kontro l lierte.
    „ Interessiert es Sie denn gar nicht, wie wir zu dem Ensemble k a men?“, fragte sie, einen Hauch von reizendem Trotz in der Stimme.
    „ Erzählen Sie es mir.“
    Genau das tat Lyssandra Keyman.
    Sie erzählte, dass Tareq bin Karim Nyâ-Ewrsk, der berühmteste Puppenmacher Dubais, das Ensemble in jahrelanger Arbeit g e schnitzt und geschmiedet und mit synthetischem Fleisch, künstlichen Organen, einer neu designten Haut sowie Nerven aus spinnennet z feinen Messingfäden versehen hatte. Als endlich ein Dutzend Pu p pen fertiggestellt waren, machte er sich an die mühselige Arbeit, au s reichend Seele für zwölf der besten Puppen anzusetzen, die die Welt je gesehen hatte. Alles musste perfekt sein. Sein Vorhaben verzögerte sich noch einmal, als ein findiger Optiker ihm das Protomodell eines Glasauges vorführte, ein Auge, das von einem echten höchstens dadurch zu unterscheiden war, dass es schöner anzusehen war. Tareq bestellte Augen für das ganze Ensemble. Das zog die Fertigstellung zwar weitere sechs Monate nach hinten, doch inzwischen wusste Tareq, dass er noch Zeit hatte. Der Termin der Festlichkeit, zu der seine Puppen das erste Mal vor der Öffentlichkeit tanzen sollten, war noch fern, und so ließ er sich auch beim Keltern der Seele viel Zeit, gab dieser dadurch Zeit zum Reifen und erschuf schlussendlich nicht nur seine Meisterstücke, sondern einen neuen Meilenstein in der h o hen Kunst des Puppenmachens.
    Für seinen Cousin und besten Freund Dodi Al-Fayed war nichts anderes gut genug, erst recht nicht, weil dieser das Ensemble seiner Verlobten, der geschiedenen Prinzessin Diana Spencer, zur Hochzeit schenken wollte. Sie sollte jedoch nie von dem Geschenk erfahren. Al-Fayed und seine Verlobte starben am Abend bevor das Damp f schiff, auf dem Tareq und seine Puppen nach Royalbritannien k a men, im Hafen von Southampton anlegte. Der virtuose Puppenm a cher erfuhr noch in seiner Kabine aus dem Radio von dem U n glück sowie dem Verdacht, es könne sich um einen Anschlag des feindl i chen Europas handeln, das immerzu versucht hatte, die Bezi e hungen zwischen Royalbritannien und den Arabischen Emiraten zu unte r binden.
    „ Glauben Sie diesen Theorien?“, fragte Valender.
    Lyssandra nahm die Brille aus dem Haar, klappte die Bügel z u sammen, nur um sie gleich darauf wieder zu öffnen und sich die Bri l le auf die Nase zu setzen. Hinter den Gläsern schienen ihre Augen ein wenig größer und sehr viel grüner. „Viel spricht dafür, doch a n geblich gab es ja keine Beweise.“ Sie zuckte mit den Schultern, was andeutete, dass sie lieber etwas anderes geantwortet hätte. „Aber darüber habe

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