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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
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nur mit einem Lächeln, und die Witwe fuhr mit eisiger Stimme fort.
    „ Mir ist äußerst wichtig, dass unsere Testobjekte ihr Material uns e rer Forschung freiwillig übergeben . Wir lassen uns von einem geset z lichen Vertreter des Verblichenen Verträge unterschr e i ben, um nicht hinterher in Schwierigkeiten zu gelangen, sollten Geister noch unter Naturschutz gestellt werden oder gar“, sie lachte frostig, „die Me n schenrechte bekommen. Die Green Party reicht ständig diese absu r den Gesetzesentwürfe ein und bei den Labours weiß man auch nie, was als N ächstes kommt.“ Sie schritt zum let z ten Kasten, der von einem dicken Tuch aus blauem Samt verhangen war, und zog dieses langsam über die Hälfte des Glassarges zurück. Im Inneren lag eine blasse Puppe, die langen, blonden Haare zu einem aufwendigen Flechtkunstwerk frisiert und mit F e dern geschmückt wie bei einem Zirkuspferd. Die braun geschmin k ten Lider waren geschlossen.
    „ Mein Prototyp“, sagte Mrs Macallistor, und die Puppe schlug die Augen auf. Valender musste blinzeln. Ihre hellblaue Iris funkelte wie Edelsteine, was von der Schminke noch betont wurde. Ihr Blick, Hilfe suchend und verzweifelt, machte ihn ganz b e klommen.
    „ Da staunen Sie, was? Ihre Augen sind zur Hälfte aus verflüssi g tem Saphir.“ Die Witwe Macallistor legte in einer stolzen Geste eine Hand auf den Kasten, direkt über den Kopf der Puppe.
    „ Madam?“, flüsterte diese. Ihre Stimme klang gedämpft aus dem Inneren des gläsernen Sarges. „Madam, darf ich nun hinaus? Sie sa g ten, es würde nicht lange dauern …“
    „ Später, mein Liebes.“
    „ Aber Madam.“ Die Puppe legte beide Handflächen an den Sar g deckel. Ihre Armmuskeln zitterten vor Anstrengung, als s ie dagegen drückte, ihre Brust hob und senkte sich hastig. Ihr Blick schoss von der Witwe zu Valender und wieder zurück. Der Anblick ließ ihm die Brust eng werden.
    „ Madam, bitte! Sir? Es ist so eng hier drin. Es macht mir Angst. Bitte machen Sie es nicht wieder dunkel.“
    Doch Mrs Macallistor griff ungerührt nach dem Samttuch. „Schluss mit dem Gejammer“, befahl sie. „Du bist noch nicht dran, Saphira. Stell dich nicht so an.“
    Die Puppe drückte den Rücken in die Kissen, auf denen sie lag, beim panischen Versuch, den Deckel zu öffnen. Er rührte sich kein Stück.
    „ Mrs Macallistor!“, sagte Valender, um Beherrschung ringend. „Lassen Sie das Mädchen da raus. Das ist barbarisch.“
    Die Angesprochene verdrehte nur abfällig die Augen. „Das ist eine Puppe, kein Mädchen. Und zwar meine Puppe, wenn die Bemerkung gestattet ist. Es obliegt mir, ihr Uhrwerk ablaufen zu lassen und sie stumm in eine Ecke zu stellen, wenn ich das will. Und das ist noch das Harmloseste, was ich mit ihr anstellen könnte, wenn ich ihr wir k lich schaden wollte.“ An die Gefangene gerichtet fuhr sie fort: „Du reißt dich sofort zusammen, Saphira, sonst kannst du was erleben. Du weißt schon, dass du Madam besser nicht mehr verärgerst, nicht wahr?“
    Die Puppe schluckte und legte die zitternden Hände wieder neben ihren Körper. „Ja, Madam.“
    „ Wie schön, dass wir uns so gut verstehen.“
    Saphira warf Valender einen letzten mutlosen Blick zu, dann schloss sie die Augen. Bevor ihre Herrin das Samttuch vollends über den Glassarg gezogen hatte, erkannte er ein paar winzige Tränenpe r len zwischen ihren dichten Wimpern.
    Valender konnte das nicht hinnehmen.
    Er entfernte sich ein paar Schritte, damit Saphira die kommende Diskussion nicht mit anhören musste. Es wäre nicht fair, ihr Hof f nungen auf Hilfe zu machen, die er ihr vermutlich nicht bieten kon n te. Aber er musste es wenigstens versuchen.
    „ Mrs Macallistor, bei allem Respekt“, sagte er mit unterdrücktem Atem. „Die Behandlung, die Sie Ihrer Puppe angedeihen lassen, w i derspricht …“
    „ Was oder wem sollte sie widersprechen?“, unterbrach sie ung e rührt, zog Zündhölzer und ein Päckchen Zigarren aus ihrer Handt a sche und steckte sich eine an. „Darf ich einen Zigarillo anbieten, Mr Beazeley? Es sind Morenos aus Brasilien, etwas sehr Exklusives.“
    Valender sagte: „Danke, nein“, was sie gern mit: Stecken Sie sich Ihre Fluppen doch sonst wo hin! übersetzen durfte.
    „ Ich verstehe gar nicht, warum Sie sich so aufregen. Ich verstoße gegen kein geltendes Recht, oder etwa doch?“
    „ Sie wissen besser als ich, dass Puppen nicht mehr Rechte besitzen als jede Schrankwand.“
    „ Das“, erwiderte sie

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