Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
Vom Netzwerk:
ein solches Tier, das spontan rollig wurde. „Ach, er ist schon ein Leckerchen, der Mr Charles. Und wahrhaftig trotzdem heterosexuell!“
    „ Aber völlig ungehobelt“, fand die Auberginenfrau, und die Schlanke bestätigte mit seligem Lächeln: „Ja. Das auch.“
    „ Jaja, ein Leckerchen, das ist er, jaja.“
    „ In jedem Fall“, fuhr die kanariengleiche Suzan, deren Wangen sich röteten, fort, „stiefelte er die Straße entlang, warf sich auf sein mörderisches Pferd – dieses schwarze, schottische Kaltblut, das e r schossen gehört, ihr wisst schon – und weg war er. Die Erde bebte!“
    Die Auberginenfrau versteckte ein empörtes „Huch!“ hinter einer Hand, die Rundliche machte „Tztztzz“ und Jane sagte das Übliche. Die Gertenschlanke dagegen floss dahin.
    Cera kam der Wunsch, aus tiefstem Herzen zu seufzen, aber sie verkniff es sich, um niemandem zu nahe zu treten. Der Hut tat es an ihrer statt.
     
    Wenig später tauchte Valender wie aus dem Nichts auf und bat Cera eindringlich um den sofortigen Aufbruch, obgleich die feierliche Enthüllung des großen Geheimnisses – der Grund des Empfangs – noch auf sich warten ließ. Cera genügte der Blick in vier ausgespr o chen neugierige, weibliche Gesichter und ein Kommentar des Hutes – „Wer ist denn der Herr? Stellt mich ihm jemand vor?“ –, um zuz u stimmen. Sie hätte Valender einiges zugemutet, aber ein Abend i n mitten der Schar ihrer neuen Bekanntschaften zählte nicht dazu. Sie hatte vielleicht ein Herz aus Schrauben, Klemmen und Zahnrädern – aber es war ein Herz.
    Zudem war sie gespannt, ob er etwas herausgefunden hatte. Sie teilten ihre neuen Informationen, während sie auf die Kutsche wart e ten. Als sie eintraf, war Cera von den Neuigkeiten, die es zu verw e ben galt, so gebannt, dass sie nicht einmal darauf achtete, von we l cher Marke das Pferd war und welche Energiequelle es antrieb. Die Witwe Macallistor besaß nun also ihre eigene Puppe nach arabischen Standards – sprach das für oder gegen eine Beteiligung an Yasemines Entführung? Hatte Yasemines Körper möglicherweise als Vorbild dienen müssen? Cera wurde bei dem Gedanken ganz anders.
    Noch etwas anderes bereitete ihr Unruhe: Valender hatte ein G e tränk zu sich genommen, und der kaum wahrnehmbare Glanz in seinen Augen ließ keinen Zweifel an der Vermutung, dass es sich hierbei um etwas Bewusstseinsveränderndes handelte. Vermutlich hatte er nicht genug getrunken, um so darauf zu reagieren, wie die Witwe Macallistor es gehofft hatte, aber eine gewisse Wirkung war definitiv zu erkennen.
    „ Meinen Sie, der Streit mit Mr Charles könnte von Yasemines En t führung gehandelt haben?“, fragte sie ihn. „War Nathaniel Charles vielleicht wütend, dass Mrs Macallistor eine eigene Puppe hat, nac h dem er eine für sie gestohlen hatte, da ein Kauf nicht gelungen war?“
    Valender legte die Fingerspitzen aneinander. „Das ist zumindest nicht ganz auszuschließen. Wir hätten diesen Charles in die Finger kriegen müssen.“
    Cera warf einen demonstrativen Blick auf ihren Ringchronografen. „Haben Sie Zeit, Valender?“
    „ Alle Zeit der Welt. Aber was hast du …“
    Sie klopfte mit der einen Hand an die Trennwand zum Kutsc h bock und ließ mit der anderen ihr Fenster herab. „Abbotsbury Road, beim Holland Park, bitte.“
    Valender lehnte sich weit im Sitz zurück und hob eine Braue. „Noch mal, Miss Cera. Was wird das hier? Werde ich gerade von dir entführt?“
    „ Oh, das wäre aufregend, nicht wahr? Nein, wir besuchen bloß Mr Charles.“ Der Fahrtwind fuhr ihr in die Haare und riss an ihrer Fr i sur; sie beschloss, das Fenster trotzdem offen zu lassen.
    „ Beim Holland Park? Bist du sicher, dass wir dahin wollen?“
    „ Absolut sicher.“
    „ Man sagt, es wäre eine ziemlich üble Gegend, seit dort vor zwa n zig Jahren eine Gruppe revoltierender Dämonen eine Villa besetzte. Der ganze Straßenzug ist wie …“
    „ Ein Freilichtmuseum fürs Brandschatzen, so nennen sie es in der Presse, ja. Aber es wurden seit mehreren Jahren weder Dämonen noch neue Brandstiftungen gemeldet – offenbar ist es inzwischen sicher.“
    Valender wirkte amüsiert. Ihre Zweifel zerstreuten sich. Er stand unter der Wirkung einer Droge, die seinen Willen in geringer Au s prägung lenkbar machte. Wie hübsch!
    „ Oder die Bevölkerung ist klug genug, sich fernzuhalten.“
    Offenbar legte er es dennoch darauf an, sie herauszufordern.
    „ Wie auch immer. Mr Charles lebt dort, ich habe

Weitere Kostenlose Bücher