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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
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von ihr angeregte Vorgehen war vernünftig, Schluss mit dem Zweifel! Doch warum breitete sich dieses tranige Gefühl in ihrem Brustkorb aus und wurde mit jedem Schritt, den sie sich von Valender entfernte, zäher? Es zog regelrecht an ihr, es zog sie nach innen, tief in sich selbst hinein. So unklug es auch gewesen wäre, mit ihm zum Empfang zu gehen – sie hätte sich wohler g e fühlt.
    Dass sie, eine arabische Puppe von Qualität, wie man sie im Thamse-Theatre bei Weitem nicht geboten bekam, hier auffiel wie ein Hund mit zwei Köpfen, war in höchstem Maße unangenehm. Unbehaglich registrierte sie die Blicke. Aber womöglich war genau das auch hilfreich. Cera lächelte ein paar jungen, neugierig schaue n den Frauen zu.
     
    ***
     
    Valender hielt nicht viel davon, wie ein Kater um den heißen Brei herumzuschleichen. Zielstrebig steuerte er die Witwe Macallistor an, die allein im Schatten eines stählernen, faltbaren Baldachins stand und Gin trank. Sie war eine hochgewachsene Frau von etwa fünfzig Jahren, mit Gesichtszügen so glatt, als hätte man jedes Fältchen he r aus gebügelt. Ihr Haar war teils hochgesteckt, teils hing es ihr in dichten und definitiv synthetischen kupferroten Locken bis auf die Hüften. Ihre Kleider – Seidenblouson, Lederkorsett, kurzer Rock und lange Stiefel – wären auf jeder Feierlichkeit ein Eklat gewesen, aber zum Glück war diese ihre eigene, was ihr auch das Recht gab zu beurteilen, wo die Unterhaltung aufhörte und der Skandal begann. Valender registrierte mehrere Personengrüppchen, die in ihrer Nähe herumlungerten, offenbar aber nicht die Traute hatten, sie anzuspr e chen. Selbst die Serviermaschinen rollten in großzügigen Bögen um ihre Herrin herum. Zum Glück hatte sein Vater ihn zu Dynamik statt höflicher Unterwürfigkeit erzogen – außer, es betraf Phillip Beazeley selbst. Er trat zu ihr, schüttelte der überraschten Dame die Hand, stellte sich vor und beteuerte, von ihrer Einladung ganz angetan zu sein; auch wenn er, um ehrlich zu sein, keine Ahnung hatte, welcher Anlass hier gefeiert wurde. Letzteres verschwieg er aus naheliege n den Gründen.
    „ Ganz reizend“, schnurrte die Witwe mit samtiger Stimme und rückte näher an ihn heran, als es schicklich gewesen wäre. Valender hoffte, von ihrer Parfumwolke keinen allergischen Ausschlag zu b e kommen.
    „ Meine gute Freundin Lyssie Keyman hatte die Freundlichkeit, mir Ihren Besuch anzukündigen, Mr Beazeley.“
    Was hatte sie? Das war nicht vereinbart gewesen und warf Vale n ders Pläne, sich unauffällig umzuhören, vollkommen durcheinander. „Tatsächlich?“
    „ Ich sehe, Sie staunen. Haben Sie keine Sorge, mein Bester, Lyssie hat nur in den höchsten Tönen von Ihnen geschwärmt. Sie hat mir mit Ihnen ein Wunder versprochen. Warten Sie.“ Die Witwe leckte ihren Zeigefinger an und fuhr sich damit über die voluminöse, rot geschminkte Unterlippe. „Ja, jetzt erinnere ich mich an ihren Wor t laut. Sie sagte, sie würde mir ihren besten Mann auf den Hals hetzen und ich würde mein blaues Wunder erleben.“
    Valender hätte sich gern die Handfläche vor die Stirn geschlagen. „Wie freundlich von Mrs Keyman, mich derart begeistert anzukü n digen.“
    „ Nicht wahr?“ Mrs Macallistor applaudierte, indem sie mehrmals einen Finger gegen ihr Glas stieß. „Sie sind noch nicht lange Priv a termittler?“
    „ Offenbar war Ihr Gespräch mit Mrs Keyman sehr viel ergiebiger als ich annahm“, vermutete Valender und zwang sich zu einem bl a sierten Grinsen, zu dem überhaupt kein Grund bestand. Verdammt, diese Biest-Lyss hatte ihn aus purer Arroganz ins offene Messer la u fen lassen.
    „ Aber nein“, widersprach sie und zog einen Fächer hervor, der wie ein Revolver in einem Holster an ihrer Hüfte steckte. Als sie ihn au f schnappen ließ, erkannte Valender eine dreifache Klinge zwischen bemalter Seide und einem Gestänge aus Metall. Die Witwe verzog die Lippen in ihrem straff operierten Gesicht und zeigte große, von spitzen Goldkronen und aufgesetzten Brillanten verzierte Zähne. Ihr Lächeln sah monströs aus und ließ ihn schaudern. Er hatte die ve r steckte Waffe nicht zufällig zu sehen beko m men.
     
    „ Diese Information“, sagte sie, und fächerte parfumgeschwängerte Luft in seine Richtung, „habe ich mir selbst beschafft. Sie müssen wissen, dass die Puppen aus dem Orient vielleicht lebendiger sche i nen, erlesener auftreten und tatsächlich ganz apart tanzen. Aber sie haben auch eine

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