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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
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gab nur eine Erklärung für dieses Verhalten: Die Schlüsselhexe mit den giftgrünen Augen wusste mehr, als sie zugab, und befürcht e te, dass er es herausfand.
    Doch wenn dem so war, würde er es bald wissen. Er lächelte fein, während er an seinen angebundenen Rappen Coffee herantrat, der ihn mit dem Aufstampfen eines tellergroßen Vorderhufs begrüßte. Nathaniel war nicht blöd, und erst recht nicht betrunken. Er hatte lediglich einen schwachen Moment vorgegaukelt, um in aller Ruhe eine Fähigkeit anzuwenden, von der weder Lyssandra Keyman noch Valender oder Cera wussten. Eine Fähigkeit, die einen hohen Preis kostete, der in Gold nicht aufzuwiegen war. Sein besonderes Talent erforderte einen extrem seltenen Rohstoff, der leider weder regen e rier - noch ersetz bar war. Doch wenn Nathaniels Neugier derart a n gestachelt war, dann war er bereit, fast jeden Preis zu zahlen.
    „ Was ist los, mein Bester“, begrüßte er seinen Clydesdalehengst und klopfte ihm den muskelbepackten Hals. „Bist du wütend, weil ich dich so lange hab warten lassen? Oder war wieder jemand in de i ner Nähe, um deine Steuerplakette zu überprüfen? Mein armer, kle i ner Liebling.“
    Morgen früh würde er wissen, was hinter den verschlossenen T ü ren von Yvette Keyman geschah.
    Er lachte ein leises, scheußlich gemeines Lachen, als er vom Hof galoppierte, und schämte sich dabei kein bisschen.
     
    ***
     
    „ Nehmen Sie besser noch einen, Valender.“ Lyss Keyman goss Va l enders Whiskytumbler , feinstes Bohemia-Kristallglas, ein weiteres Mal voll.
    Sein Blick haftete auf einer älteren Ausgabe der Sun, die sie für ihn aus ihrer viele Jahre umfassenden Sammlung herausgesucht hatte. Sie hatte die Wahrheit gesprochen. Auf den seidig glänzenden Seiten der Celebrity-Zeitschrift grinste Nathaniel Charles blasiert in die Kam e ra, einen grau-gelblichen Totenschädel in den Händen haltend. Im Hintergrund erkannte man eine ägyptische Grabkammer, die gerade von Männern und Frauen in Indiana-Jones-Kostümen geplündert wurde. Alles legal oder zumindest nicht illegal, da Teile der Gräber in ein Museum geschafft werden sollten, um Platz zu schaffen für ein neues, luxuriöses Hotel. Nathaniel Charles hatte die Gunst der Stu n de genutzt, viel Geld auf den Tisch geblättert und dafür das Recht an den Leichnamen erworben. Gott wusste, was er mit ihnen vorhatte; dem Reporter gegenüber hatte er nur kryptische Andeutungen fallen gelassen. Sätze wie „Damit mache ich mir London zu e igen“, w a ren angeblich sein O-Ton gewesen und hatten in der ägyptischen Bevö l kerung für einen kleinen Aufstand gesorgt, den Charles schon nicht mehr mitbekam. Er war längst wieder auf dem Luftschiff nach Royal Britannien gewesen – mitsamt den Leichen.
    Valender schüttelte sich nach dem nächsten Schluck Whisky wie ein Hund. Alles deutete auf Okkultismus hin, auf Schwarze Magie oder zumindest einen gehörigen Sprung in der Schüssel. Dass Nathaniel Charles behauptete, schreckliche Todesfeen zu sehen, war nur ein Puzzlestück im großen Ganzen.
    „ Und ich habe ihm geglaubt.“ Und mehr noch: Er hatte zugela s sen, dass Cera ihm nachschnüffelte. Wenn ihr wegen seiner Nachlä s sigkeit nun etwas geschah, würde er sich das nie verzeihen.
    Erst als Lyss Keyman seine Hand streichelte, bemerkte Valender, dass er laut gedacht hatte.
    „ Grämen Sie sich nicht, Valender. Er täuscht die Menschen. Er täuscht sie alle. Dafür ist er bekannt.“ Eine Ahnung von Schmerz huschte über ihr Gesicht und war verschwunden, ehe er das Gefühl greifen konnte. Ob es eine persönlichere Beziehung zwischen den beiden gegeben hatte? Oder bestand der Grund für Lyss Keymans Ablehnung wirklich nur darin, dass Charles ein zwielichtiger Kerl und mit Sicherheit ein Schurke war?
    „ Gibt es sonst noch etwas, das sie mir über den Mann sagen kö n nen?“, fragte er und erinnerte sich daran, dass sie ihn nach wie vor für einen Privatermittler hielt und er sich besser dementsprechend verhielt. Er fühlte sich wie berauscht, dabei hatte er nur wenig g e trunken. Aber seine verräterischen, kleinen Gefühle, die wie Ung e ziefer um Cera schwirrten, als wäre sie das einzige Licht in seiner Welt, machten ihn ganz konfus. Das musste aufhören, wenn er nicht vollends den Verstand verlieren wollte. „Wenn er in die Entführung verwickelt ist, dann kriegen wir ihn!“, versprach er. „Aber ich bra u che mehr Informationen. Jede Kleinigkeit kann uns auf die richtige Spur

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